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"Wollen nur, dass er wieder bei uns ist"

Von Arian Faal

Politik

Ensaf Haidar, Ehefrau des Bloggers Raif Badawi, sprach mit der "Wiener Zeitung" über das Schicksal ihres in Saudi-Arabien verurteilten Mannes.


Quebec/Wien. Dem regimekritischen saudi-arabischen Blogger Raif Badawi, der in einem Gefängnis in Jeddah auf seine Freilassung hofft, geht es weiterhin schlecht. Seine Frau, Ensaf Haidar, appellierte am Freitag in einem Telefon-Interview mit der "Wiener Zeitung" an die westlichen Medien, weiter über ihren Mann zu berichten, bis er freigelassen wird und ausreisen darf.

"Die Umstände sind sehr schwierig. Er ist traurig, und es geht ihm schlecht. Auch ich bin traurig. Vor zwei Tagen haben wir das letzte Mal telefoniert, und ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, dass sein Fall wieder an die Strafkammer in Saudi-Arabien übermittelt wurde", so Haidar, die mit den Kindern in Kanada in Quebec lebt.

Das letzte Gespräch habe vier Minuten gedauert und er habe auch kurz mit den Kindern gesprochen. Drei Kinder haben die Badawis: Nagwa (11), Tirad (10) und Miryam (7).

Sehr oft kann Ensaf Haidar aber nicht mit ihrem Mann zu sprechen. Nur wenige Male im Monat sind ihnen einige Momente am Telefon gegönnt.

"Meine Kinder und ich haben Raif schon drei Jahre nicht gesehen und wollen einfach nur, dass er wieder bei uns ist", berichtet Haidar. Sein Gesundheitszustand gebe ihr Anlass zur Sorge. "Er hat im Gefängnis nicht jeden Tag ärztliche Betreuung, und ich mache mir Sorgen".

Haidar hofft, dass es dank des internationalen Drucks auf Saudi-Arabien gelingen wird, die Freilassung ihres Mannes zu erwirken. Denn weitere 50 Stockhiebe, so warnt sie, "wären eine Katastrophe für ihn". Deshalb hofft die Frau des Bloggers, dass die Medien weiter über den Fall berichten.

Badawi war im Mai 2014 zu zehn Jahren Haft, 1000 Stockschlägen und einer Geldstrafe verurteilt worden, weil er in einem Internetforum den Islam beleidigt haben soll. 50 davon hat er Anfang Jänner erhalten, die weiteren Tranchen wurden "aus gesundheitlichen Gründen" bisher aber immer wieder verschoben.

Der 31-jährige Aktivist hatte auf seiner Internetseite "Liberal Saudi Network" immer wieder die Religionspolizei für ihre harte Durchsetzung der in dem wahhabitischen Königreich vorherrschenden strengen Auslegung des Islam kritisiert. Dabei nahm er sich kein Blatt vor den Mund. "Sobald ein Denker seine Ideen offenlegt, wird er mit hunderten Fatwas konfrontiert, nur weil er es gewagt hat, ein geheiligtes Thema aufzugreifen", hieß es in einem der Blogeinträge.