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Fremdschämen für "The Donald"

Von WZ-Korrespondent Sebastian Moll

Politik

Donald Trump mag die amerikanischen Massen überzeugen. Aber im heimischen New York gilt der Milliardär wenig. Gerade hat ihn Bürgermeister DeBlasio als Proto-Faschisten beschimpft.


New York. Donald Trump war voll des Lobes, als vor zwei Jahren der neue New Yorker Bürgermeister Bill DeBlasio sein Amt antrat. Er sei zuversichtlich, so der Immobilienmogul, dessen politische Ambitionen damals noch bestenfalls vage waren, dass DeBlasio die Stadt hervorragend leiten werde. Entgegen den Befürchtungen konservativer Kritiker und Teilen der New Yorker Geschäftselite glaubte Trump, dass der linksliberale Lokalpolitiker verstehe, wie in New York die Dinge laufen.

Als DeBlasio zu Beginn dieser Woche zu Donald Trump befragt wurde, konnte er hingegen die Zuneigung von damals nicht erwidern. "Er zapft die wirtschaftliche Frustration in diesem Land an und garniert sie mit Rassismus", sagte DeBlasio, dessen Frau Afro-Amerikanerin ist, bei einem Interview mit dem Kabelsender CNN. "Trump ist ein gefährlicher Proto-Faschist."

DeBlasios Bemerkungen waren ein trefflicher Spiegel dessen, wie Trumps New Yorker Mitbürger über den Präsidentschaftskandidaten denken, der bei den am Dienstag abgehaltenen Vorwahlen in Florida und Ohio bereits auf eine Vorentscheidung im republikanischen Rennen hoffte. Wenn man durch die Straßen New Yorks streift, tut man sich schwer, jemanden zu finden, der etwas Gutes an Trump findet.

Kimberley Chandler etwa, eine Modedesignerin aus Harlem, meint: "Dieser Mann spricht die ganzen irrationalen Ängste aus, die das weiße Amerika in Bezug auf die vermeintliche Bedrohung seiner Überlegenheit hat." Linda Sarsour, Direktorin einer arabisch-amerikanischen Vereinigung in Brooklyn, sagt: "Donald Trump ist das Symptom der Krankheiten des Rassismus und der politischen Ausgrenzung in diesem Land." Und Terence Seale, der in Manhattan einen Verkaufsstand für Lebensmittel betreibt, sagt nur: "Trump hört sich nicht an wie jemand, der aus New York kommt. Man hat eher das Gefühl, er kommt aus Alabama oder Mississippi."

Keine "New Yorker Werte"

Auf der nationalen Bühne präsentiert Donald Trump sich gerne als jemand, dessen Prägung durch das harte New Yorker Pflaster ihn für jede Herausforderung der Welt gewappnet habe. Sein Rivale Ted Cruz hat versucht, diese New Yorker Sozialisation gegen Trump zu wenden, als er ihn bezichtigte, "New Yorker Werte" zu verkörpern. Damit wollte Cruz Trump von den Wählern im Süden und im Mittelwesten entfremden, unter denen New Yorker als arrogant, dekadent und viel zu liberal gelten.

In New York konnte man darüber bloß den Kopf schütteln. Wenn Trump etwas nicht verkörpert, dann sind es New Yorker Werte. Vielmehr schämt man sich hier ein wenig für Trump. Der Mann ist New Yorkern peinlich. "Er soll sein Geld nehmen und irgendwo verschwinden", sagt Serena Lamb, eine Gymnasiallehrerin aus der Bronx.

So befremdet es die New Yorker, wenn Trump sich nach außen hin als einer von ihnen präsentiert. Zu Hause ist er eher ein Außenseiter, man nimmt ihn hier schon lange nicht mehr ernst. Insbesondere seine Selbstdarstellung als mächtiger Drahtzieher der New Yorker Geschäftswelt findet man hier eher komisch. Unter den großen Namen des New Yorker Immobiliengeschäfts rangiert Trump, dessen Vater mit großen Sozialbauprojekten ein Vermögen gemacht hat, nicht einmal in den Top 10. Er gehört nicht zu den wichtigen Berufsvereinigungen, der innere Kreis des Geldadels meidet ihn. In der Finanzwelt, die auch das soziale Geschehen in New York bestimmt, hat Trump nichts zu suchen. "Er ist in unserer Branche nicht bekannt", sagte der prominente Hedge-Fond-Financier Stanley Druckenmeier schnippisch. Von dem vergoldeten Turm an der Fifth Avenue, der seinen Namen trägt, gehört ihm nur ein Teil der kommerziellen Fläche sowie seine Wohnung. Ansonsten betreibt er zwei Bürohäuser, eine Eislaufbahn und eine Parkgarage. Die Garage, betonte er jedoch jüngst, sei aber "ausgesprochen erfolgreich".