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Wird Trump doch noch US-Präsident?

Von Daniel Bischof und Michael Schmölzer

Politik
Imagepolitur: "The Donald" inszenierte sich nach dem Hochwasser in Louisiana

Der Republikaner liegt in Umfragen zwar abgeschlagen hinter Hillary Clinton - doch sollte man den Tycoon noch nicht völlig abschreiben. Vier gute Gründe für einen Wahlsieg Trumps - und vier dagegen.


Wien. 1987 trat Donald Trump im Zuge der Werbekampagne für sein Buch "The Art of the Deal" in der Talkshow von Phil Donahue auf. Eine Woche später - so wird es in der Biografie "Die Wahrheit über Donald Trump" von Michael D’Antonio erzählt - erhielt Trump einen Brief. Der Absender: Richard Nixon, ehemaliger US-Präsident. Darin die Worte: "Lieber Donald, ich habe die Sendung nicht gesehen, aber Mrs. Nixon sagte mir, Sie seien in Donahues Show großartig gewesen (. . .) sie sagt voraus, dass Sie als Sieger hervorgehen werden, wann auch immer Sie für das Präsidentenamt kandidieren werden!"

Die Frage lautet also: Wird Mrs. Nixon recht behalten oder nicht?

Für einen Wahlsieg Donald Trumps spricht 

Derzeit liegt Trump in den Wahlumfragen deutlich hinter seiner Kontrahentin Hillary Clinton: Laut der Polit-Website "RealClearPolitics" kommt Trump auf 41,2 Prozent der Wählerstimmen, Clinton erreicht 47,2 Prozent. Auch in den wahlentscheidenden Swing-States liegt Clinton in den Umfragen vorne. Doch die Amerikaner lieben Comebacks - und Trump kann ein solches liefern. Das zeigt ein Blick in seine Vergangenheit: Einige seiner Unternehmungen endeten in spektakulären Pleiten, der Immobilienmogul häufte teils exorbitante Schulden an. Obwohl er sich zwischenzeitlich in äußerst heiklen Situationen befand: Zu Fall brachte ihn all das nicht.

Trump zeigt sich einsichtig

Dass sein Wahlkampf bisher nicht optimal verläuft, hat Trump selbst begriffen. Deshalb baut er auch sein Team um. Auf eine noch härtere Gangart setzend, engagierte er Stephen K. Bannon, den bisherigen Chef der radikal-konservativen Website "Breitbart News". Trumps bisheriger Wahlkampfmanager Paul Manafort musste seinen Hut nehmen. Gleichzeitig setzt Trump auf versöhnliche Töne. Er bereue, dass er manchmal in der Hitze der Debatte nicht die richtigen Worte finde oder etwas Falsches sage, verkündete er am Donnerstag.

Alle reden über Trump, aber niemand über Clinton

Seine umstrittenen Aussagen machen Trump jedenfalls zum medialen Dauerbrenner. Kein Tag vergeht, an dem nicht über seine neuesten Sager berichtet wird. Dem omnipräsenten Trump gelingt es, seiner Widersacherin Clinton sämtliche Schlagzeilen zu stehlen: Während seine Ideen und Pläne - so umstritten sie auch sein mögen - heiß diskutiert werden, hört man von Clinton wenig bis nichts. Laut einem Bericht der "New York Times" vom März 2016 hat Trump im Zuge des Vorwahlkampfes bereits kostenlose Medienberichterstattung im Wert von knapp zwei Milliarden US-Dollar erhalten. Clinton, die über ein wesentlich größeres Budget verfügt, kam auf 746 Millionen US-Dollar. Während Trump so einen vergleichsweise kostengünstigen Wahlkampf führen kann, muss Clinton Unsummen in ihre Wahlwerbung stecken.

Trumps Wähler sind weiße, männliche Arbeiter

"Es wird bei dieser Wahl wenige Wechselwähler geben. Aber es wird darum gehen, die Basis zu mobilisieren", meinte Neil Sroka, Pressechef der progressiven Polit-Bewegung "Democracy for America", kürzlich zur "Wiener Zeitung". Während Trump die republikanische Basis bisher nicht hinter sich vereinen kann, ist er dafür bei großen Teilen der weißen, männlichen Arbeiterklasse beliebt, die einst als Kernwähler der Demokraten galten. Das könnte die Wahl entscheiden.

Gegen einen Wahlsieg Donald Trumps spricht 

Viel Feind’, viel Ehr’?

Latinos, emanzipierte Frauen, junge Mütter mit Babys und nicht zuletzt Kriegsveteranen - das sind Bevölkerungsgruppen, mit denen man es sich nicht verscherzen sollte, will man in den USA Wahlen gewinnen. Trump hat genau das getan. Die Wahlen 2012 und 2008 haben gelehrt, dass man vor allem die Latinos, die in Florida und im Süden stark sind, für sich gewinnen sollte. Dass Trump jetzt afroamerikanische Wähler mit einer Erklärung "gegen Intoleranz, Hass und Unterdrückung" umwirbt, dürfte in den Ohren der Adressaten wenig glaubwürdig klingen.

Die nackten Zahlen

Zwar sind Umfragen zuletzt oft daneben gelegen und die Meinungsforscher in Verruf geraten. Trotzdem sind die Erhebungen der Demoskopen ein gewichtiges Indiz dafür, dass es für Trump am 8. November mehr als nur schwierig wird. In den entscheidenden "Swing States" hält Clinton ihren Kontrahenten sogar mit zweistelligem Abstand auf Distanz.

Eine Spur der Verwüstung

Auch wenn Trump am Ende die Wahl gewinnen sollte, es wäre unter Umständen ein Pyrrhussieg. Die Spur der Verwüstung, die er in den Reihen der Republikaner hinterlässt, wird so schnell nicht zu reparieren sein. Mit seiner Strategie des systematischen Affronts hat er das Establishment gegen sich aufgebracht, die Partei ist arg zerzaust. Selbst Trumps "Running Mate", also sein Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence, hat sich zuletzt von ihm distanziert. Von vielen Granden ist anzunehmen, dass sie lieber die Demokratin Clinton als Trump wählen würden. Bliebe ein großer Teil der republikanischen Wählerschaft zuhause - nach dem Motto: Clinton ist unwählbar, aber Trump leider auch -, wäre das fatal. Genau das befürchtet der einflussreiche Republikaner Newt Gingrich. Wie er halten große Teile des republikanischen Establishments Trump einfach nicht für mehrheitsfähig.

Der Elefant im Porzellanladen ist angeschlagen

80 Tage vor dem Wahltermin häufen sich die Indizien, dass Anfeindungen, schlechte Umfragewerte, Fehlschläge und massive Medienschelte bei Trump Wirkung zeigen. Bei seiner Rede am 15. August in Ohio wirkte er erschöpft und verstört. Dass Trump eine Krise durchmacht, haben auch seine Vertrauten an Medien weitergegeben. Die Gefahr aus Trumps Sicht ist die, dass jetzt der Glanz abfällt. Dann könnten ihm auch seine Comeback-Qualitäten wenig helfen: In der Politik, und das mussten auch Persönlichkeiten wie der Austro-Kanadier Frank Stronach schmerzvoll erkennen, gelten andere Spielregeln als im eigenen Konzern.