Unter den 1600 Bewerbern finden sich 137 Frauen
Zwar wird der Präsident vom Volk gewählt, aber um überhaupt antreten zu dürfen, müssen sich alle Kandidaten einer Prüfung durch den Wächterrat unterziehen. Es gibt also de facto eine Vorauswahl vor der Wahl.
Die Zulassungsfrist ist nun abgelaufen. Insgesamt gibt es knapp über 1600 Bewerber, 137 davon sind weiblich. Alle Kandidaten hoffen in den nächsten Tagen auf eine Approbation durch das strenge Gremium, das seit Jahrzehnten von dem 91-jährigen Freitagsprediger und Ultrahardliner Ayatollah Ahmad Jannati geführt wird. In der Vergangenheit hat der Wächterrat stets alle Frauen und auch die meisten Bewerber mit dem Vermerk "nicht geeignet" abgewiesen.
Das große Duell könnte diesmal also Reisi, der derzeit die einflussreiche Stiftung des Heiligtums des Imams Reza in Mashhad leitet, gegen Rohani heißen.
Umstrittene Themen sind das Atomabkommen und die Wirtschaft des Landes. Rohani will für den Fall seiner Wiederwahl das Wiener Atomabkommen von 2015 nicht antasten. Seine Gegenkandidaten werfen ihm und den Reformern vor, mit dem Abkommen die angestrebten wirtschaftlichen Ziele nicht erreicht zu haben. Denn der Westen wolle auch nach der Aufhebung der Strafmaßnahmen nicht mit dem Iran zusammenarbeiten. Deshalb stellt Reisi den Atomdeal in Frage.
Daneben geht es vor allem um die desolate Wirtschaftslage im Iran, die es zu verbessern gilt. Fehlende Investitionen, Bankenrestriktionen und Hemmnisse dämpfen die Euphorie.
Ganz gleich, wer nächster iranischer Präsident wird, eines ist gewiss: Er muss sich nicht nur mit Khamenei arrangieren, sondern auch mit den omnipräsenten Revolutionsgarden. Letztere waren Khameneis "Wundermittel" gegen die monatelangen Proteste nach der umstrittenen Wiederwahl des scheidenden Präsidenten Ahmadinejad 2009 und beherrschen auch weite Teile der iranischen Wirtschaft.
Nicht nur ein Gottes-,
sondern auch ein Militärstaat
Das iranische Militär garantiert vor allem in Zeiten von wichtigen Wahlen, bei denen in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Unruhen und Unzufriedenheit der Bevölkerung zutage getreten sind, die Macht der Hardliner und der ultrakonservativen Geistlichkeit rund um den Obersten geistlichen Führer Khamenei. Die Revolutionsgarden im Iran sitzen mittlerweile an den Hebeln der wichtigsten Schlüsselpositionen in der Islamischen Republik. Wichtige Posten werden im Ölsektor, der Schlagader der iranischen Wirtschaft, von Militärs besetzt.
Analysten zeichnen deswegen auch oft ein Bild des Iran, der nicht nur Gottesstaat, sondern auch ein Militärstaat ist. Im schiitischen Gottesstaat ist das Militär auf drei Säulen aufgebaut: die Revolutionswächter ("Sepahe Pasdaran"), die paramilitärischen Bassijmilizen und die Revolutionsgarden (der regulären Armee). Der gesamte militärische Apparat untersteht eigentlich dem Oberbefehl Khameneis. Doch seit dem Amtsantritt von Ahmadinejad 2005 haben die Streitkräfte immer mehr Einfluss im politischen Alltag erworben.