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Teurer Hundeblick

Von Stephanie Schüller

Politik
Marktplatz Kofferraum: Auch der Abnehmer der Welpen macht sich strafbar.
© Vier Pfoten

Ende November kommt die erste Hunde-Händlerin in Wien vor Gericht.


Wien. Fünf Welpen, eingepfercht in einer kleinen Stallung, die mit Sägespänen bedeckt ist. Die Tiere wirken verschreckt und drängen sich in einer Ecke zusammen. Auf der einen Seite trennt sie ein Gitter von der Außenwelt, hinter ihnen hat eine schmutzige, herabgekommene Mauer starke Risse. Dieses und weitere Bilder hat die Tierschutzorganisation Vier Pfoten in einer Hundezuchtfarm 2011 in Polen aufgenommen. Andere Aufnahmen, die größtenteils in Bukarest entstanden sind, zeigen Welpen in Kofferräumen oder zusammengepfercht in Einkaufskörben. Sie alle warten auf Abnehmer. Ihr Weg führt zu uns nach Westeuropa.

Angebot und Nachfrage

"Die illegalen Welpentransporte haben zugenommen", sagte Tierschutzstadträtin Ulli Sima gestern, Montag, im Rahmen einer Pressekonferenz. Geschätzte 100.000 bis 200.000 Welpen würden jährlich aus Osteuropa in den deutschsprachigen Raum geschleust. Das Geschäft mit der Ware Hund basiert dabei auf simpler Ökonomie: "Die Nachfrage in Westeuropa kurbelt die Produktion in Osteuropa an", so Sima. Umso mehr nachgefragt wird, desto billiger kann "produziert" werden. Doch was auf den ersten Blick wie ein günstiges Schnäppchen aussieht, kann sich als eine kostspielige Angelegenheit entpuppen. Die Hunde, die im Osten wie am Fließband produziert werden, sind oft nicht sozialisiert, verhaltensgestört und krank. Viele von ihnen werden zu früh von ihren Müttern getrennt: "Das Tierschutzgesetz sieht vor, dass Tiere nicht vor acht Wochen von der Mutter getrennt werden dürfen. Unter diesen acht Wochen ist es Tierquälerei", sagt Veterinärdirektor Walter Reisp. "Oft kommt es vor, dass die Tollwutimpfung fehlt oder falsche Impfpässe ausgestellt werden", ergänzt der Experte. Bei der Übergabe sind die Tiere häufig symptomlos, die Krankheiten brechen zu Hause bei den neuen Haltern aus. Vier Pfoten-Geschäftsführer Heli Dungler warnt: "Die große Geldlawine kommt danach. Denn dann kommen die Tierarztkosten." Beträge in der Höhe von bis zu 1500 Euro seien keine Seltenheit. Teils werden die Tiere aber gerade aus Mitleid gekauft: "Es ist oft dazu gekommen, dass Menschen aus Mitleid ein Tier gekauft haben, weil es dem Tier so schlecht ging. Sie haben gar nicht mitbekommen, welche Strukturen da überhaupt aufgebaut wurden, um diesen Handel zu ermöglichen", sagt Dungler.

In Wien konnte Vier Pfoten dieses Jahr vier Fälle aufdecken. Um an die Täter zu kommen, muss man sich selbst als Interessent ausgeben. "Wir bekommen natürlich laufend Hinweise, können jedoch nicht alle weiterverfolgen", erzählt Indra Kley von den Vier Pfoten. Um diesem illegalen Handel mit Tieren entgegenzuwirken, rufen die Stadt Wien, die Polizei sowie die Tierschutzorganisation Vier Pfoten nun zum richtigen Tierkauf auf.

Illegaler Onlinehandel

Kurz vor Weihnachten ist das für Sima ein besonderes Anliegen: "Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke", sagt sie und fordert die Bevölkerung auf, keine Tiere im Internet oder in Zoohandlungen zu kaufen, sondern "bei seriösen Züchtern oder heimischen Tierheimen".

Denn wer online ein Tier erwirbt oder selbst verkauft, macht sich in der Tat strafbar: "Auf Internetplattformen darf nur Tiere anbieten, wer ein bei der Behörde gemeldeter Züchter ist. Und Tierheime natürlich. Privatpersonen dürfen das nicht, das ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz", erklärt Reisp. Die Online-Plattformen selbst machen sich dabei nicht strafbar: "Weil sie praktisch nur den Webspace zur Verfügung stellen", so Reisp. Privatpersonen, die ein neues, schönes Zuhause für ihre Tiere suchen, fielen aber weniger ins Gewicht: "Das ist eine Minderheit der Minderheit, die versucht, selbst Tiere zu vermitteln. Das ist nicht das Thema. Das wirklich große Thema sind die Importtiere, alles andere fällt nicht ins Gewicht", sagt Sima.

Die rechtliche Verfolgung der Täter ist schwierig: "Diese Leute tauschen oft die Telefonnummern aus, sodass sie dann nicht mehr nachverfolgbar sind", so Dungler. Es gibt keine fixen Anhaltspunkte, die Übergabeorte werden oft gewechselt.

In Wien steht Ende November erstmals eine Händlerin vor Gericht. "In diesem Fall haben zwei Personen 13 Welpen zum Verkauf angeboten. Die Welpen waren komplett krank, drei sind verstorben", erzählt Dungler. Die Vorwürfe gegen die Frau lauten Betrug, Tierquälerei und Verstoß gegen das Seuchenschutzgesetz.