
Wien. Handelskai 214. Eine 400 Meter lange Gemeindebau-Festung in der Leopoldstadt vis-à-vis der Donauinsel. 1038 Wohnungen, die Mitte der 1970er Jahre errichtet wurde. "Der Grundgedanke des Roten Wien aus den 1930er Jahren sollte wieder in den Mittelpunkt gerückt werden", lautete damals die Prämisse. Die Wohnhausanlage mit der markant weiß-gelben Fassade zwischen Handelskai und Engerthstraße soll die Renaissance des Wiener Gemeindebaus einläuten, damals vor 40 Jahren wie auch heute.
Denn dort, wo sich derzeit eine desolate Garage mit 730 Stellplätzen befindet, entstehen 290 neue Gemeindewohnungen. Eine Schönheitskur für das 19.000 Quadratmeter große Areal und die gesamte Umgebung. Bis Juni 2018 ist der Abriss der Garage geplant.
Die neue Garage wird zwei unterirdische Geschoße sowie ein oberirdisches Geschoß aufweisen. Es werden 700 Stellplätze sowohl für den alten wie auch den neuen Gemeindebau errichtet. Die jetzige Garage weist 732 Stellplätze auf. Der Baubeginn der neuen Leopoldstädter Gemeindewohnungen steht für Ende 2018 am Plan, im Dezember 2020 soll die Wohnhausanlage fertig sein.
"Das Korsett im
Wohnbau ist eng"
Der Gemeinderatsbeschluss erfolgte Ende September. "Es ist ein stimmiges Projekt und es entspricht aufgrund der vielen Gemeinschafteinrichtungen, wie der Gemeinschaftsküche oder dem Kinderspielplatz, der Philosophie des Wiener Gemeindebaus. Mit seinem anspruchsvollen Konzept an Freiflächen und Gemeinschaftseinrichtungen folgt es aber auch dem Prinzip ,Luft, Licht, Sonne‘ des Gemeindebaus des roten Wien der ersten Republik", betont SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig bei der am Mittwoch stattfindenden Präsentation der neuen Leopoldstädter Gemeindewohnungen.
Für die 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen zwischen 37 und 100 Quadratmeter ist eine Brutto-Miete von 7,50 Euro veranschlagt. Keine Eigenmittel, keine Kaution, keine Befristung - so lauten die Kriterien der neuen Gemeindewohnungen.
"Das Ziel ist es, besonders kostengünstigen Wohnraum zu errichten. Das Korsett im Wohnbau ist eng, die Kostensituation im Gemeindebau nochmals eine verschärfte. Aber man muss es sportlich sehen. Für uns Architekten ist es eine Herausforderung, uns zu überlegen, wie man trotzdem Qualität für die Bewohner schaffen kann. Der Wohnbau ist die Königsdisziplin der Architektur, weil die Ausgangssituation eine komplexe und schwierige ist. Wir bauen auch für Menschen, die wir nicht kennen", erklärt Peter Sapp von "Querkraft" - das Architekturbüro ging als Sieger des zweistufigen Architekturwettbewerbs hervor.