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Am Gipfel des Alsergrunds

Von Alexander U. Mathé

Politik

Am 25. Juni wird die 33-jährige gebürtige Irakerin Saya Ahmad (SPÖ) Bezirksvorsteherin des 9. Bezirks.


Wien. Saya Ahmad floh vor mehr als 25 Jahren mit ihrer Familie vor Saddam Hussein nach Österreich. Am 25. Juni wird die Sozialdemokratin die neue Bezirksvorsteherin im Alsergrund. Mit 33 Jahren ist Ahmad gleichzeitig auch die jüngste Bezirkschefin in Wien. Als solche wolle sie sich für leistbares Wohnen, Integration und das Ausländerwahlrecht einsetzen, kündigte Ahmad bei ihrer offiziellen Vorstellung am Mittwoch an.

Sie sei im Alsergrund sehr gut aufgenommen worden, sagt die gebürtige Irakerin, die schon bald die erste Bezirksvorsteherin Wiens mit Migrationshintergrund wird. Ihre Erfahrung, dass man Großes erreichen kann, wenn man nur ein wenig Unterstützung erhält, möchte sie weitergeben und dem sozialen Bereich besondere Aufmerksamkeit widmen. Dazu gehört die Einführung von Sozialberatungstagen ebenso wie einer Bezirksjugendvertretung.

Zu dem vorläufig pausierten Bau eines 126 Meter hohen Hochhauses am Althangrund sagte sie: "Ich halte eigentlich nicht viel von Hochhäusern." Eine klare Absage erteilte sie der Idee eines Kopftuchverbots an Schulen, wie es der SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak vorschwebt.

Die "Wiener Zeitung" sprach mit der frisch designierten Bezirksvorsteherin über ihre Pläne für die nahe Zukunft.

"Wiener Zeitung": Warum ist Ihr Migrationshintergrund so wichtig?

Saya Ahmad: Ich weiß nicht, ob der so wichtig ist.

Er steht im ersten Satz Ihrer Presseaussendung.

Ach so; also für die Öffentlichkeit ist er schon wichtig, weil er einen symbolischen Wert hat. Es geht unter anderem darum zu zeigen, dass Integration funktionieren kann und wie sie funktionieren kann.

Der Alsergrund hat mit der Sektion 8 eine der prominentesten SPÖ-Sektionen Wiens vorzuweisen. Welcher Vorschlag dieser Sektion ist für Sie aktuell der wichtigste?

Die Forderung nach dem Ausländerwahlrecht ist derzeit sicher eine, die medial sehr viel Gehör findet. Wer hier arbeitet und Steuern zahlt, sollte auch mitentscheiden dürfen.

Thema Neu- und Umbau der Althangründe: Wie viel Prozent der entstehenden Immobilien sollten für leistbares Wohnen zur Verfügung stehen?

Wir haben immer davon geredet, dass wir 50 Prozent der geplanten Wohnungen als leistbaren Wohnraum definiert haben wollen. Solange auf diese Forderung nicht eingegangen wird, wird es von uns kein Entgegenkommen geben.

Gleich daneben baut die Firma 6B47 den sogenannten Althan-Park. Dort kostet eine 44-Quadratmeter-Wohnung 200.000 Euro. Was halten Sie davon?

Eben. Gerade im innerstädtischen Raum ist es extrem wichtig zuzusehen, dass wir den Bürgern leistbaren Wohnraum anbieten können. Hier geht es um soziale Durchmischung und es geht um sozialen Ausgleich. Es soll ja nicht irgendwann so sein, dass es leistbare Wohnungen nur noch irgendwo am Stadtrand gibt. Es muss sie selbstverständlich auch mitten in der Stadt geben. Das ist auch das, was das rote Wien ausmacht.

Wie viel Handlungsspielraum hat man in diesem Bereich überhaupt als Bezirksvorsteherin?

Natürlich nicht sehr viel. Aber gerade am Althangrund bekommt man besonders gut mit, dass man sehr wohl etwas bewirken kann. Wenn so ein großes Projekt mitten in der Stadt stattfindet, dann braucht der private Investor die öffentliche Hand in Form eines Flächenwidmungsplans. Da haben wir uns in den letzten Monaten auf die Hinterbeine gestellt und den leistbaren Wohnraum eingefordert.

Sie sind gegen ein Kopftuchverbot an Schulen, wie es Ihre Landesparteisekretärin Barbara Novak gefordert hat, die so wie Sie der SP-Frauenorganisation ihres Bezirks vorsteht. Hat es da schon im Vorfeld Diskussionen zu dem Thema gegeben?

Das Thema Kopftuch ist eines unter vielen, das wir immer wieder diskutieren, und es ist jetzt nichts Aufregendes, dass es dazu unterschiedliche Sichtweisen gibt.

Was soll Ihre erste Amtshandlung sein?

Ich möchte ganz viel Kontakt zu den Bewohnern. Daher werde ich Grätzeltouren organisieren. Ich möchte Sprechstunden im öffentlichen Raum abhalten. Intern möchte ich einmal hören, was unsere Mandatare sagen.

Saya Ahmad
ist seit zwölf Jahren Mitglied der SPÖ. Aufgewachsen in Kärnten studierte sie Internationale Entwicklung an der Universität Wien. Ihr politisches Engagement begann sie in der Jungen Generation der SPÖ Alsergrund. Als Bezirksrätin leitet sie die Kommission für Bildung, Integration und Soziales. Sie ist Frauenvorsitzende der SPÖ Alsergrund, stellvertretende Klubchefin und stellvertretende Bezirksparteichefin. Ahmad ist 33 Jahre alt, Mutter einer Tochter und verheiratet mit dem Landtagsabgeordneten und Gemeinderat Marcus Gremel.