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China lässt Boeing am Boden

Von WZ Online

Wirtschaft

Am Sonntag waren bei einem Absturz einer Boeing 737 Max 8 157 Menschen ums Leben gekommen. Am Montag wurde der Flugschreiber gefunden.


Peking/Chicago. Nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien gerät der US-Hersteller Boeing unter Druck. Die chinesische Luftfahrtaufsicht CAAC hat den heimischen Fluggesellschaften am Montag angeordnet, ihre Maschinen des Boeing-Typs 737 Max vorerst nicht mehr einzusetzen. Mit diesem Schritt solle die Flugsicherheit gewährleistet werden. Die CAAC will nun Boeing und die US-Behörden kontaktieren.

Auch Ethiopian Airlines erteilte allen baugleichen Maschinen ein Startverbot. "Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme am Boden zu belassen", hieß es in einer Mitteilung am Montag.

Ein Boeing-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu Chinas Entscheidung ab. Der Flugzeughersteller kündigte allerdings an, dass er die für Mittwoch in Seattle geplante Feier zur Vorstellung des neuen Modells 777x wegen des Unglücks verschieben werde. Man konzentriere sich nach dem Absturz der Maschine vom Typ 737 Max 8 darauf, die betroffene Fluglinie zu "unterstützen", hieß es zur Erläuterung. Zugleich betonte ein Sprecher, dass es bei der Auslieferung des neuen Großraumflugzeugs keinerlei Verzögerung gebe. Der Ultralangstreckenflieger setzt wie die Unglücksmaschine auf eine Spritspar-Technologie und soll etwa Flüge von Deutschland nach Australien ohne Tankstopps ermöglichen.

Flugschreiber gefunden

Bei dem Unglück in Äthiopien kamen alle 157 Menschen an Bord ums Leben. An Bord hatten sich auch drei an Linzer Kliniken tätige Ärzte aus Oberösterreich befunden. Die Mediziner hätten aus beruflichen Gründen über Nairobi nach Sansibar reisen wollen. Über die Ursache wurde bisher nichts bekannt. Einen Tag nach dem Flugzeugabsturz wurde jedoch am Montag der Flugschreiber der verunglückten Maschine gefunden worden. Das berichtete Äthiopiens staatlicher Fernsehsender Fana.

Ein Vertreter der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines bestätigte dies und erklärte, die Blackbox der Maschine vom Typ Boeing 737 Max 8 sei ersten Erkenntnissen zufolge beschädigt. Es sei daher noch unklar, wie viele Informationen daraus zu gewinnen seien.

Flugschreiber enthalten unter anderem Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche, was für Ermittler sehr wichtig ist bei der Klärung der Unfallursache. Die Blackboxes sind so robust gebaut, dass sie normalerweise auch ein Unglück überstehen sollten.

Zweiter Absturz in drei Jahren

Es ist bereits der zweite Absturz einer Maschine dieses erst seit 2017 ausgelieferten Boeing-Modells 737 Max 8 binnen fünf Monaten. Am 29. Oktober 2018 war ein Jet kurz nach dem Start in Jakarta ins Meer gestürzt. Die Unglücksursache wird noch untersucht.

Die CAAC sprach von einer gewissen Ähnlichkeit der Fälle. So seien beide Maschinen während der Startphase abgestürzt. Der Behörde zufolge haben chinesische Fluggesellschaften 96 Maschinen vom Typ 737 Max in Betrieb.

Ein US-Regierungsvertreter nannte es unklar, auf Basis welcher Informationen die Volksrepublik den Beschluss getroffen habe. Ein ähnliches Vorgehen der US-Behörden sei nicht geplant. Die Sicherheitsbilanz des 737 Max in den USA sei glänzend.

Kritik an Boing

Nach dem Absturz in Indonesien hatten Luftfahrtexperten kritisiert, Boeing habe die Fluggesellschaften und Piloten nicht ausreichend über ein neues System gegen Strömungsabrisse informiert. Kritisiert wurde auch das Piloten-Training für das neue Modell.

Allerdings hätte die Lion-Air-Maschine laut einem vorläufigen Untersuchungsbericht der indonesischen Behörden wegen gravierender technischer Mängel nicht starten dürfen. Die Maschine hatte demnach Probleme mit den Geschwindigkeitsmessern und den AOA-Sensoren, die Daten zum Auftrieb eines Flugzeugs liefern. Der endgültige Untersuchungsbericht steht noch aus.

Die Ermittlungen zur Ursache des Flugzeugabsturzes in Äthiopien liefen indes am Montag auf Hochtouren weiter. In Kürze sollen auch Experten von Boeing und der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB nach Äthiopien reisen. Unter den 157 Opfern waren auch drei Ärzte aus Oberösterreich, die beruflich nach Sansibar unterwegs waren, wie es vom Außenministerium hieß. Zudem kamen mindestens 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen ums Leben. Die UNO setzte daher am Montag die Flaggen auf halbmast. (apa, reuters, dpa, afp)