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Handelspartner dringend gesucht

Wirtschaft

Großbritannien will rasch Abkommen mit den USA und Australien abschließen.


Von der EU haben sich die Briten gelöst, nun sind sie auf der Suche nach neuen Partnerschaften für ihre Handelsbeziehungen. Zwar sollen auch mit Brüssel schon bald Gespräche über ein künftiges Arrangement geführt werden: Immerhin ist Kontinentaleuropa der wichtigste Partner für die Insel. Doch an zweiter Stelle liegen schon die USA, wohin 2018 fast ein Fünftel der britischen Exporte gegangen ist.

Parallel zu den Verhandlungen mit der EU will London daher ebenfalls andere führen - etwa mit Washington und Canberra. Bei einem Besuch in der australischen Hauptstadt warb denn auch Außenminister Dominic Raab schon für ein umfassendes Abkommen. "Wir haben bereits eine Handelsbeziehung im Wert von 17 Milliarden Pfund (22,07 Milliarden Dollar), aber es gibt deutlich mehr Potenzial", befand er - und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass Australien einen Platz unter den Geschäftspartnern mit "oberster Priorität" einnehmen werde.

Diese Position haben die USA bereits. Wie schwierig es dennoch ist, eine transatlantische Vereinbarung zu erzielen, zeigten schon die Verhandlungen zwischen Washington und Brüssel, als Großbritannien noch Mitglied der EU war. Die Gespräche stockten, nicht zuletzt wegen etlicher Einwände aus der Zivilgesellschaft und von Parteien vor allem auf der linken Seite des politischen Spektrums. So gab es Befürchtungen, dass mit Chlor behandelte Hühner auf den europäischen Markt kämen oder Lebensmittel- und Produktionsstandards untergraben würden.

Leitlinien für Verhandlungen

Solche Sorgen sind auch den Briten nicht fremd. Daher beruhigt die Regierung in London schon: An den Vorgaben zur Herstellung von Lebensmitteln, zur Tierhaltung und zum Umweltschutz werde nicht gerüttelt. Mit solchen Versicherungen will sie den Boden für die rasche Aufnahme von Gesprächen mit den USA bereiten. Handelsministerin Liz Truss hat am Donnerstag im Parlament die Leitlinien dafür skizziert.

Demnach solle die künftige Vereinbarung Zölle und andere Handelsbarrieren beseitigen, was einerseits britischen Unternehmen den Zugang zum US-Markt erleichtern und andererseits Konsumenten im Königreich Preissenkungen bringen solle. Ziel sei, Regelungen zu finden, die für beide Seiten von Vorteil seien, betonte Truss - fügte aber hinzu: "Wie bei allen Verhandlungen werden wir auch bereit sein, den Tisch zu verlassen, wenn das im nationalen Interesse ist."

Keine Kompromisse soll es eben bei Lebensmittelstandards geben, und auch die Dienstleistungen, die das nationale Gesundheitswesen NHS erbringt, stünden nicht zur Debatte. Hintergrund ist das Drängen von US-Pharmafirmen auf Marktzugang: Dieser würde Änderungen etwa bei Preisvorgaben erfordern - und unter Umständen Medikamente verteuern.(czar/reu)