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Royale Rendite - die Marke Windsor

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die Königsfamilie bringt Großbritannien geldmäßig das Drei- bis Vierfache von dem ein, was sie kostet. Ihr Markenwert übertrifft den von Facebook und Coca-Cola.


Großbritanniens Monarchie ist ein Wirtschaftsfaktor. Sie lässt sich gut vermarkten und gilt als munter sprudelnde Geldquelle. Gäbe es das Königtum nicht, wäre das Inselreich wohl um einiges ärmer. In Vor-Corona-Zeiten hat das Haus Windsor, das die britische Monarchie repräsentiert, der Wirtschaft und dem Staat unterschiedlichen Schätzungen zufolge jährlich jedenfalls 1,7 bis 2,7 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 1,4 bis 2,3 Milliarden Euro, in die Kassen geschwemmt.

Diesen Einnahmen stehen jährliche Ausgaben von circa 550 Millionen Dollar für die königliche Familie gegenüber. Ihr Geld sind die Royals somit wert. Sie rechnen sich, zumal sie Großbritannien unter dem Strich in etwa das Drei- bis Vierfache von dem einbringen, was sie die öffentliche Hand kosten.

Mit einem Augenzwinkern sprechen die Windsors von sich selbst denn auch als "Firma". Großbritannien profitiert von seinem royalen Unternehmen - und das überproportional. "Das spricht auch gegen die Abschaffung der Monarchie", sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin der Unicredit Bank Austria und und Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft (ÖAG).

Historische Immobilien dürfen nicht verkauft werden

"Die Umwegrentabilität der britischen Royals spielt sich vor allem über den Tourismus ab, aber auch über Medienträger", erklärt Rosen-Philipp weiter. Gerade in Sachen Werbung ist die mediale Berichterstattung über sein Königshaus für Großbritannien Goldes wert. Bücher spielen dabei ebenfalls eine große Rolle, die Diana-Biografie von Andrew Morton etwa wurde in 80 Ländern insgesamt sieben Millionen Mal verkauft. Gleiches gilt für britische Lieder wie zum Beispiel "Candle in the Wind", das Pop-Barde Elton John beim Begräbnis von Prinzessin Diana 1997 sang und danach einen weltweiten Siegeszug antrat, oder Fernsehserien wie "The Crown", den aktuellen Hit von Netflix.

Daneben gibt es aber auch die von Mitgliedern der Königsfamilie erteilten "Royal Warrants". Das sind Zulieferungsbefugnisse für Wirtschaftsbetriebe, die dadurch autorisiert sind, den Hof mit ihren Produkten (etwa Barbour-Jacken oder Johnnie-Walker-Whisky) beliefern zu dürfen. Firmen, die über ein solches Gütesiegel verfügen, machen in der Regel um bis zu zehn Prozent mehr Umsatz.

Die Krone selbst hält eine Vielzahl an Assets, die aus nationalen Gründen niemals verkauft werden dürfen. Dazu gehören vor allem imposante und für den Tourismus relevante Immobilien (Schlösser, Burgen, etc.), darunter etwa der Buckingham Palace mit einem geschätzten Wert von 4,9 Milliarden Dollar und der Kensington Palace (630 Millionen Dollar). Wie britischen Zeitungen zu entnehmen ist, war die königliche Bilanz im Corona-Jahr 2020 mit einem Defizit von 45 Millionen Dollar belastet, was insbesondere auf einen starken Rückgang der touristischen Besuche royaler Sehenswürdigkeiten aufgrund der Lockdowns zurückzuführen war.

Markenwert der Queen auf 50 Milliarden Dollar geschätzt

Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes taxiert den Markenwert des Hauses Windsor auf 100 Milliarden Dollar. Damit bringen die britischen Royals weit mehr auf die Waage als Facebook und Coca-Cola, die in einem aktuellen Forbes-Ranking der weltweit wertvollsten Unternehmensmarken auf Platz fünf und sechs rangieren. "Das britische Königshaus ist unter den Königshäusern der Welt das bekannteste und markenstärkste", ergänzt Rosen-Philipp.

Wobei jedoch allein auf Queen Elizabeth ein Markenwert von 50 Milliarden Dollar entfällt. Kurios: Die britische Monarchin wäre damit in den Top-10 der Forbes-Rangliste - knapp hinter Samsung, aber vor Louis Vuitton und McDonald’s.

Das Privatvermögen der Queen, die 2022 ihr 70-jähriges Thronjubiläum hat, soll bei rund 550 Millionen Dollar liegen. Zusammen setzt es sich aus Immobilien, darunter besonders erwähnenswert Balmoral Castle in Schottland und Sandringham House in der englischen Grafschaft Norfolk, aus einer Juwelensammlung, aus Wertpapieren und Cash sowie aus einer millionenschweren Briefmarkensammlung, die sowohl die Rote als auch die Blaue Mauritius (jeweils 1847 ausgegeben) enthält.

Die Blaue Mauritius erworben hat der Großvater von Elizabeth II., Georg V., 1904. Dazu gibt es eine Anekdote: Demnach soll ein Höfling zu ihm gesagt haben: "Irgendein verdammter Narr hat 1.400 Pfund (damals ein Vermögen, Anm.) für eine Briefmarke gezahlt." George V. soll geantwortet haben: "Ja, dieser verdammte Narr war ich." Heute ist die Blaue Mauritius 1,7 Millionen Dollar wert.

Interesse an Royals erst durch Diana in Schwung gekommen

Rosen-Philipp ist der Meinung, dass das globale Interesse an der britischen Königsfamilie erst durch Prinzessin Diana so richtig befeuert wurde: "Mit ihr hat der Run begonnen." Im kommenden Jahr hat Diana ihren 25. Todestag (31. August). Ihre Hochzeit mit Prinz Charles 1981, die mehr als 17 Millionen Menschen in aller Welt verfolgten, kostete unter Berücksichtigung der Inflation 110 Millionen Dollar, ihr Kleid 115.000 Dollar. Zum Vergleich: Die Hochzeit ihres erstgeborenen Sohnes, Prinz William, mit Kate Middleton 2011 kam auf insgesamt 34 Millionen Dollar, das Kleid der Braut auf 434.000 Dollar. Bei Prinz Harry und Meghan Markle 2018 waren es 45 Millionen Dollar, das Brautkleid kostete 135.000 Dollar.