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Wie viele Pfeile hat Robinhood noch im Köcher?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die Broker-App meldet rückläufige Handelsaktivitäten ihrer User und setzt eine Umsatzwarnung ab.


Gut drei Wochen ist es her, seit Robinhood an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert. In dieser relativ kurzen Zeit hat der Aktienkurs des kalifornischen Online-Brokers wilde Bocksprünge gemacht. Ausgegeben zu einem Preis von 38,00 Dollar, stürzte der neue Börsentitel an seinem ersten Handelstag zunächst einmal bis auf 33,25 Dollar ab, ehe er binnen weniger Tage wie Phönix aus der Asche bis auf 85,00 Dollar hinaufschoss, um dann wieder hinunterzusausen und danach stark schwankend um die 50-Dollar-Marke zu pendeln.

Am Donnerstag verbilligte sich das Papier im Frühhandel deutlich - um nahezu neun Prozent auf 45,44 Dollar. "Die sehr volatile Kursbewegung seit dem Börsengang zeigt das hohe Risiko, das in der Aktie steckt", kommentierte Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin der Bank Austria.

Der Auslöser für den jüngsten Kursrutsch war eine Meldung Robinhoods, wonach sich die Handelsaktivitäten der App-Nutzer im abgelaufenen zweiten Quartal verlangsamt hätten und dieser Trend auch im dritten Quartal anhalten werde - mit negativen Folgen für die Einnahmen. "Robinhood hat damit de facto eine Umsatzwarnung gegeben", so Rosen-Philipp.

Während der Zeit der Corona-Lockdowns hatte die 2013 gegründete US-Firma besonders davon profitiert, dass vor allem eine jüngere Generation von Anlegern ihre einfach zu bedienende Trading-App für Spekulationsgeschäfte mit Aktien, Optionen und Kryptowährungen nutzte. Doch inzwischen hat die Wiedereröffnung der Wirtschaft die Aktivitäten der Nutzer gedrosselt.

Dennoch ließ ein florierender Kryptowährungshandel (vor allem mit Dogecoin) die Kassen im zweiten Quartal kräftig klingeln. So schnellte der Umsatz des Unternehmens, das sich bei seinem Börsengang 2,1 Milliarden Dollar an frischem Kapital geholt hat, um 131 Prozent auf 565 Millionen Dollar (482 Millionen Euro) in die Höhe. Die Transaktionseinnahmen legten um 141 Prozent auf 451 Millionen Dollar zu, wovon mit 233 Millionen Dollar das Gros auf den Handel mit Kryptowährungen entfiel. Aus Sicht Rosen-Philipps macht die hohe Abhängigkeit von hochspekulativen Krypto-Assets die Robinhood-Aktie "noch volatiler", als das ohnehin bereits der Fall ist.

Indes schreibt die zuletzt 22,5 Millionen Nutzer zählende Firma immer noch rote Zahlen. Im zweiten Quartal lag ihr Verlust bei 2,16 Dollar je Aktie.

Umstrittenes Geschäftsmodell

Einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgeworden ist Robinhood im Frühjahr im Zusammenhang mit den Kurskapriolen beim US-Videospielehändler Gamestop und der amerikanischen Kinokette AMC. Kleinanleger zwangen dort nach Absprachen in Sozialen Medien Hedgefonds in die Knie und nutzten Robinhood als Handelsplattform.

Das Geschäftsmodell der Broker-Firma gilt jedoch als umstritten. So kassiert Robinhood von Nutzern keine Gebühren, sondern verdient am Verkauf von deren Transaktionen an Partnerunternehmen in der Finanzbranche. Wobei immer wieder auch Vorwürfe des Insiderhandels ("Front Running") laut werden. Darüber hinaus werfen Kritiker Robinhood vor, Kunden wie ein Glücksspielanbieter zu möglichst viel und riskantem Handel zu animieren. Das Unternehmen verteidigt sein Geschäftsmodell damit, den Finanzmarkt zu "demokratisieren".

Frühere Regelverstöße kamen Robinhood zuletzt freilich teuer zu stehen. Wegen angeblicher Irreführung von Kunden, zu lascher Kontrollen bei riskanten Börsenwetten und technischer Pannen hat sich die Firma kurz vor ihrem Börsengang zu einem Vergleich mit der US-Finanzaufsicht Finra durchgerungen. Dieser Vergleich kostet Robinhood fast 70 Millionen Dollar.