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US-Konsumenten kaufen mehr denn je

Von Karl Leban

Wirtschaft

Nach einem kräftigen Halloween-Umsatzplus erwartet der amerikanische Handel neue Rekorde im Weihnachtsgeschäft.


In den USA gilt der private Konsum als zentraler Wirtschaftsfaktor. Auf die Ausgaben der Haushalte entfallen immerhin 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das US-Wirtschaftswachstum ist somit stark von den Konsumenten abhängig. Geben diese mehr Geld aus, legt es im Regelfall zu. Dass mehr konsumiert wird, scheint im laufenden Jahr ganz besonders der Fall zu sein. Viel verspricht sich der amerikanische Einzelhandel auch vom bevorstehenden Weihnachtsgeschäft, erwartet werden Einnahmen in Rekordhöhe.

Die National Retail Federation, der US-Handelsverband, geht davon aus, dass die Umsätze im heurigen Weihnachtsgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 8,5 bis 10,5 Prozent steigen - auf insgesamt 843 bis 859 Milliarden Dollar (728 bis 742 Milliarden Euro). Darin eingerechnet sind auch die Erlöse, die über den Online-Handel generiert werden, nicht aber die Umsätze von Restaurants, Tankstellen und Autohändlern.

Auch im Vorjahr konnte der US-Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft trotz Corona punkten. Da ging es mit den Umsätzen nach Angaben der National Retail Federation um 8,2 Prozent auf 777,3 Milliarden Dollar nach oben. In den vergangenen fünf Jahren stiegen die Weihnachtsumsätze im Durchschnitt um 4,4 Prozent.

"Global sehr wichtig, was der amerikanische Konsument tut"

Dass die Kassen mit Blick auf Weihnachten süßer nie klingeln, leitet die National Retail Federation unter anderem auch von der starken Umsatzentwicklung zu Halloween (Fest am Vorabend von Allerheiligen) ab. Hier stiegen die Einnahmen sprunghaft an - um mehr als ein Viertel (26 Prozent) auf gut 10,1 Milliarden Dollar. "In den USA ist Halloween ein wichtiger Stimmungsmacher für das Weihnachtsgeschäft", sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin der Unicredit Bank Austria.

Auch für die Weltwirtschaft ist es eine gute Nachricht, dass in den Vereinigten Staaten ein Weihnachtsgeschäft mit rekordhohen Umsätzen zu erwarten ist. Die USA sind schließlich nach wie vor die größte Volkswirtschaft der Welt. "Für die globale Konjunktur ist es sehr wichtig, was der amerikanische Konsument tut", erklärt Rosen-Philipp, die auch Vizepräsidentin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft ist.

Mit Gegenwind und Herausforderungen wird der US-Handel im kommenden Weihnachtsgeschäft dennoch konfrontiert sein. So räumt die National Retail Federation ein, dass es nicht nur einen Mangel an Arbeitskräften gebe, sondern auch Lieferengpässe bei bestimmten Waren. Was Letzteres betrifft, hätten viele Händler jedoch vorgesorgt, um genug Ware zum Verkauf zu haben.

Ebenfalls ein Punkt aus Sicht von Rosen-Philipp: "Auch wenn die Amerikaner sehr konsumfreudig zu sein scheinen: Die steigenden Inflationsraten könnten diese Kauflaune dämpfen." Im September - Oktober-Zahlen liegen noch nicht vor - schnellten die Verbraucherpreise in den USA um 5,4 Prozent nach oben. Größer war das Plus zuletzt vor 13 Jahren.

Gute Indikationen dafür, ob die optimistische Prognose der National Retail Federation für das Weihnachtsgeschäft zutrifft oder nicht, dürften jedenfalls auch die bald anstehenden Sondereinkaufstage Black Friday (26. November) und Cyber Monday (29. November) geben. Detail am Rande: Angesichts der zuletzt hohen Konsumnachfrage rechnen Branchenbeobachter für diese beiden Schnäppchentage, die auch in Europa sehr beliebt sind, nicht mit großen Rabatten.

Handelsverband Österreich: "Deutliches" Umsatzplus

Für den österreichischen Handel gibt es zwar noch keine konkreten Schätzungen, wie sich das heurige Weihnachtsgeschäft entwickeln wird. Erwartet werde jedoch ein "deutliches" Umsatzplus nach dem zehnprozentigen Minus im Vorjahr, war beim Handelsverband in Wien zu erfahren. Allerdings sei zu befürchten, dass für Ungeimpfte, für die die Gastronomie durch die 2G-Regelung wegfalle, weniger Anreiz bestehe, in stationären Handelsgeschäften einzukaufen. Hier würden sich die Umsätze wohl in den Bereich E-Commerce verlagern.

Indes ist Österreichs Einzelhandel wie der in den USA und überhaupt weltweit von Lieferengpässen betroffen. "Corona führt weiterhin zu massiven Verwerfungen in den Lieferketten", sagt Rainer Will, der Geschäftsführer des Handelsverbandes. "Acht von zehn Händlern kämpfen mit Lieferverzögerungen." Die Beschaffungskrise betreffe die gesamte Bandbreite an Waren aus Asien - vor allem Spielzeug, Laptops, Spielekonsolen, Fernsehgeräte, Waschmaschinen, Fahrräder und E-Bikes. Auch bei Möbeln, Schuhen und Dekoartikeln gebe es derzeit vielfach längere Produktions- und Lieferzeiten. Der Handelsverband rechnet nun mit "moderaten Preissteigerungen".