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Eurozone mitten im Abschwung

Von Stefan Melichar aus Alpbach

Wirtschaft

Banken-Experten sehen Stagnation bis Rezession.


Alpbach. Die Chefanalysten zahlreicher in Österreich aktiven Großbanken haben keine guten Nachrichten in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone: "Wir erwarten im zweiten Halbjahr 2011 und auch im ersten Quartal 2012 eine Stagnation", erklärte Gudrun Egger von der Erste Group am Freitag bei der Präsentation der Alpbacher Zins- und Währungsprognose zum Abschluss des traditionellen Finanzsymposiums in dem Tiroler Bergdorf.

Bawag-Analystin Michaela Dueñas Vega rechnet sogar mit einer "etwas rückläufigen" Entwicklung. Uta Pock, Analystin bei der Volksbanken-AG erwartet zwar keine neuerliche Rezession, aber eine "stagnierende Phase". Pessimistischer ist Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek: Angesichts schwächelnder Exporte und einer Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen bleibe als Lichtblick nur der Privatkonsum.

Dieser werde zwar eine gewisse Stütze darstellen, aber nicht ausreichen. Brezinschek sieht eine "Entwicklung zu einer partiellen Rezession" im ersten Halbjahr 2012.

Schuldenkrise macht Prognosen unsicher

Im Durchschnitt erwarten die Experten bis Ende Juni 2012 einen Rückgang bei den kurzfristigen Zinsen. Hier spielen die Krisenmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Rolle. Außerdem könnte die EZB den Leitzins senken. Große Abweichungen gibt es bei der Prognose des Euro-Dollar-Wechselkurses. Die von den einzelnen Instituten angegebene Spanne reicht von 1,25 bis 1,45 US-Dollar pro Euro. Hier spielen unterschiedliche Einschätzungen, was die Finanzkraft der USA und die Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise betrifft, eine Rolle. Im Durchschnitt liegen die Prognosen in etwa beim jetzigen Kurs von knapp über 1,30.

Was den Schweizer Franken anbelangt, glaubt UniCredit-Experte Michael Rottmann, dass die Schweizer Notenbank SNB den Zielkurs zum Euro, den sie mit Interventionen durchsetzt, nach und nach von 1,20 in Richtung 1,40 Franken pro Euro anheben könnte.

Entscheidend sei letztlich bei allen Punkten der Prognose, ob es in der Eurozone in den nächsten Monaten gelingt, die Schuldenkrise zu beruhigen oder nicht.