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Dämpfer für den Arbeitsmarkt

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Betroffen sind vor allem Leiharbeiter und Gesundheitsberufe.
| Konjunkturschwäche schlägt sich auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder.


Wien.

Die Situation am heimischen Arbeitsmarkt hat sich aufgrund der Konjunkturflaute eingetrübt: Ende August waren mehr als 289.000 Personen ohne Beschäftigung, um 5,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag die Arbeitslosenquote nach österreichischer Berechnungsmethode bei 6,2 Prozent, nach 6,0 Prozent im Juli. "Der Anstieg ist angesichts der aktuellen Wirtschaftslage nicht überraschend", sagt Helmut Mahringer, Arbeitsmarktreferent am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Das schwache Wirtschaftswachstum bilde sich am Arbeitsmarkt ab.

Gleichzeitig stieg die Beschäftigtenzahl neuerlich - um 54.000 (1,6 Prozent) auf 3,456 Millionen. Vor allem Industrie, Handel, Tourismus und der Bau stellten neues Personal ein, wie das Sozialministerium am Montag bekannt gab. "Ende des Sommers drängen traditionell mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer. 2011 gab es Ende August um 9504 Arbeitslose mehr als im Vormonat. Heuer sei die Zahl der Arbeitslosen im August nur halb so stark angewachsen, nämlich um 4792.

Nach Monaten starker Rückgänge sank die Zahl der offenen Stellen nur mehr um zwei Prozent auf rund 31.500. Hundstorfer warnt aber davor, den verlangsamten Rückgang bei den offenen Stellen angesichts der internationalen Wirtschaftsentwicklung überzubewerten: "Die Massenarbeitslosigkeit in der EU stieg im Vorjahresvergleich um 2,1 Millionen an. Mehr als 25 Millionen Männer und Frauen in der EU suchen nach einem Arbeitsplatz."

"Kurzarbeit wird nicht Massenphänomen wie 2009"

In der Industrie stieg die Arbeitslosigkeit nach wie vor nur leicht an (plus 2,8 Prozent), ebenso wie im Handel (plus 4,4 Prozent). Besonders stark zugenommen hat die Arbeitslosigkeit in der Leiharbeitsbranche (plus 11,4 Prozent), die als Konjunkturindikator gilt; aber auch bei Gesundheitsberufen (plus 9,0 Prozent).

Während in Deutschland seit Montag 9300 Mitarbeiter beim Autohersteller Opel als Reaktion auf die anhaltende Absatzflaute kurzarbeiten, sind in ganz Österreich aktuell 1600 Beschäftigte in Kurzarbeit. "Wir gehen nicht davon aus, dass diese Maßnahme ein Massenphänomen wird wie 2009, als 66.000 Beschäftigte in Kurzarbeit waren", heißt es aus dem Sozialministerium.

Die von AMS-Chef Vorstand Herbert Buchinger geforderte Arbeitszeitverkürzung in der Industrie, um die steigende Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen, wird von der Industriellenvereinigung (IV) abgelehnt: Das "geht an den Herausforderungen völlig vorbei", teilte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer mit.

Die Zahl der Lehrstellensuchenden hat sich minimal erhöht. Grund dafür sind Coachingprogramme, die Jugendliche bei der Berufswahl helfen.

Während in Frankreich die Zahl der Arbeitslosen die symbolische Marke von drei Millionen übersprungen hat und auf dem höchsten Stand seit Ende der 1990er Jahre liegt, weist Österreich weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote in der EU auf. Mit 4,5 Prozent bleibt Österreich laut den aktuellsten Zahlen von Juli unverändert gegenüber Juni Musterschüler in Europa. Im Euroraum lag die Quote unverändert auf dem Rekordniveau von 11,3 Prozent. Auch wenn das AMS mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote rechnet, ist laut Mahringer "Österreichs gute Position im europaweiten Vergleich nicht unmittelbar gefährdet".