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Preisanstieg bei Essen und Wohnen

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Mieten und Fleisch wurden teurer, Spritpreise stiegen weniger stark als 2011.


Wien. Zwar ist die Inflationsrate im Vorjahr gegenüber 2011 deutlich zurückgegangen - von 3,3 auf 2,4 Prozent. Nach einer Entspannung an der Preisfront im ersten Halbjahr ist die Teuerung aber gegen Jahresende wieder gestiegen. Von Oktober bis Dezember lag die Teuerung im Jahresabstand jeweils bei 2,8 Prozent, wie die Statistik Austria am Mittwoch bekanntgab.

"Besonders die Nahrungsmittelpreise haben im Herbst überdurchschnittlich zu steigen begonnen", sagt Josef Auer, Volkswirt bei der Statistik Austria. Für die durchschnittliche Teuerung von 3,3 Prozent sorgten vor allem höhere Preise für Fleisch und Fleischwaren (plus 5,8 Prozent) sowie für Kaffee, Brot, Milch und Gemüse. Obst kostete hingegen um mehr als neun Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die Ausgaben für einen täglichen und wöchentlichen Einkauf, die vor allem Nahrungsmittel enthalten, lagen fast das ganze Jahr hindurch über der allgemeinen Inflationsrate.

Für die überdurchschnittliche Teuerung bei Lebensmitteln sind die Kleinheit des Landes und die Struktur des Lebensmittelhandels verantwortlich, vermutet Auer. Rewe, Spar und Hofer dominieren den Markt. Der starke Anstieg bei Fleisch lässt sich laut Auer auch dadurch erklären, dass die Preise zuvor nicht gleich stark wie bei anderen Lebensmitteln gestiegen sind.

"An den Wohnkosten und den Ausgaben für Nahrungsmittel kommt kein Mensch vorbei", sagt Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. Die AK fordert daher Maßnahmen gegen Preistreiber: Die Mietpreis-Spirale müsse durch eine Reform des Mietrechts gestoppt werden und in hochkonzentrierten Branchen wie im Energie- und Lebensmittelbereich die Beweislastumkehr eingeführt werden.

Inflation im Euroraum fiel auf Zweijahres-Tief

Für die Teuerung hauptverantwortlich waren auch die Ausgaben fürs Wohnen, die sich insgesamt um 3,3 Prozent erhöhten. Wohnungsmieten stiegen um 4,4 Prozent, Haushaltsenergie kostete durchschnittlich um 3,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Treibstoffpreise, die in den vergangenen Jahren ausschlaggebend für die Teuerung waren, stellten 2012 nicht mehr einen so starken Preistreiber wie 2011 dar, so Auer. Im Dezember stiegen die Spritpreise weniger stark als die allgemeine Inflationsrate.

Nahezu unverändert blieben die Preise für Nachrichtenübermittlung: Während das Grundentgelt teurer wurde, sanken die Kosten für Mobiltelefone und Gesprächsentgelte.

Im Euroraum bremste sich die Teuerung ab September wegen der schwachen Konjunktur ein und lag im Dezember mit 2,2 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit zwei Jahren, wie Eurostat mitteilte. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Gesamtjahr 2012 stieg in Österreich um 2,6 Prozent und in der Eurozone um 2,5 Prozent. Der HVPI erfasst im Gegensatz zum national erhobenen VPI auch Ausgaben ausländischer Touristen, aber kein eigentümerbenutztes Wohnen.

In Deutschland lag die Inflationsrate im Vorjahr unter jener von Österreich. "Österreich importiert sehr viel aus Deutschland. Ein Teil der Inflation in Österreich ist daher hausgemacht", sagt Auer. Im Vergleich über die vergangenen Jahrzehnte hinweg sei die Teuerung derzeit relativ niedrig. Den Höhepunkt erreichte die Inflationsrate während der Ölkrise 1973 mit mehr als neun Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Preisstabilität bei knapp unter 2,0 Prozent gewährleistet.

Für dieses Jahr erwartet Auer einen Rückgang der Inflationsrate. Treibstoffe und Rohöl seien sehr konjunktursensibel und werden die Preissituation dominieren. "Bei schwächerer Konjunktur wird weniger Rohöl verbraucht. Wenn sich die Treibstoffpreise weiter nach unten entwickeln, zieht das die allgemeine Inflationsrate nach unten", sagt Auer.

Wifo und IHS erwarten für heuer einen Rückgang der Inflationsrate auf 2,1 bzw. 1,8 Prozent, OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hatte im Dezember erklärt, in den nächsten zwei Jahren (2013/14) werde die Teuerungsrate in Österreich unter zwei Prozent sinken.