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Yahoogle!

Von Alexander Dworzak

Wirtschaft

Yahoo-Chefin Marissa Mayer bindet Konzern enger an Ex-Arbeitgeber Google.


San Francisco/Wien. Früher waren sie sich spinnefeind, nun machen sie gemeinsame Sache: Der Internetportalbetreiber Yahoo geht mit dem Suchmaschinen-Krösus Google eine Werbepartnerschaft ein; Anzeigen von Googles Diensten AdMob und Adsense for Content laufen künftig auf Yahoo-Seiten.

"Kontextbezogene Werbung" lautet das Zauberwort. Hinter der sperrigen Formulierung steckt ein milliardenschweres Geschäft, das von Google dominiert wird. Dabei handelt es sich um individuell angepasste Werbeanzeigen, die je nach Zielgruppe, deren Suchanfragen im Internet und den von den Usern besuchten Webseiten eingeblendet werden. 12,5 Milliarden Dollar betrug das Werbevolumen auf Googles Seite sowie jenen der tausenden Partnerseiten alleine im vergangenen Jahr. Nun möchte Yahoo auch am lukrativen Erlös-Kuchen mitnaschen.

Beide Seiten ziehen Vorteile aus der Partnerschaft: Über 700 Millionen Nutzer weltweit besuchten alleine im Dezember 2012 die Yahoo-Startseite, welche damit auf Rang vier aller Webseiten liegt, so die Statistik des IT-Dienstleisters Alexa. Damit bietet Yahoo einen potenziell riesigen Werbemarkt, allerdings verfügt die Suche nicht über die maßgeschneiderten Werbeanzeigen à la Google. Einige Werbeplätze bleiben derzeit sogar frei, Yahoo hofft, diese nun mit Google-Ads zu füllen. Dementsprechend euphorisch verkündete Yahoo nun den abgeschlossenen Deal in seinem Blog.

Entscheidenden Anteil am Zustandekommen der Partnerschaft dürfte wohl Yahoos Vorstandsvorsitzende Marissa Mayer haben, die seit Sommer 2012 amtiert. Unter der erst 37-Jährigen gilt das Portal, das neben den Suchergebnissen auch andere Dienste anbietet, von Nachrichten über Jobanzeigen bis zur Fotoplattform Flickr, nicht mehr als ewiger Branchenverlierer. Mayer konnte für das vierte Quartal 2012 erstmals seit vier Jahren wieder ein Umsatzplus vorweisen. Seit sie die Führung übernommen hat, ist der Aktienkurs um 30 Prozent gestiegen - allerdings auch aufgrund massiver Aktienrückkäufe.

Gelungener Imagewechsel

Mayer inszeniert sich brillant, was auf den gesamten Konzern abfärbt: Für Mitarbeiter gibt es kostenlose Mittagessen, sie selbst speist mit den Angestellten, anstatt Business-Lunch in teuren Lokalen zu genießen. Für enormes Medienecho sorgte auch, dass Mayer im vergangenen Oktober nur zwei Wochen nach der Geburt ihres Kindes wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrte. Niemand außer Mayer habe so viel Einfluss darauf, wie Menschen das Internet erleben, attestierte ihr die "Los Angeles Times" einst. Denn die an der kalifornischen Eliteuniversität Stanford ausgebildete Informatikerin gehörte bereits in den späten 1990ern zum Kernteam von Google; von ihr stammt das reduzierte und bis heute gültige Design der Suchmaschine.

Nach einem halben Jahr bei Yahoo besiegelt Mayer die Partnerschaft mit ihrem Ex-Arbeitgeber. Die Google-Anzeigen werden optisch nicht unterscheidbar von jenen Yahoos im Portal geschaltet. Zwar wurden keine finanziellen Details des Deals bekannt gegeben, üblicherweise aber erhält Google 32 Prozent der Einnahmen, der Rest geht an den Betreiber der jeweiligen Seite. Das Abkommen ist jedoch nicht exklusiv, Yahoo könnte ähnliche Vereinbarungen auch mit anderen Konkurrenten treffen.

Verlierer Microsoft

Eine schlechte Nachricht ist die Zusammenarbeit zwischen Yahoo und Google für Microsoft. Der Softwaregigant liefert die Suchergebnisse auf der Yahoo-Seite und vermarktet die Suchmaschinenwerbung bei Yahoo. Doch Mayer ist mit der Partnerschaft unzufrieden, sie moniert öffentlich zu geringe Einnahmen trotz des gestiegenen Online-Werbebudgets der Firmen, die den Printmedien zunehmend den Rücken kehren. Gut möglich also, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Yahoo und Google künftig weiter intensiviert. Bereits im September 2012 bekundete Googles Verwaltungsrat Eric Schmidt Interesse daran, Microsofts Bing als Suchmaschine für Yahoo zu ersetzen.

Aus mehreren Gründen balgen sich die IT-Größen um Yahoo. Der Konzern hat kaum Schulden, agiert in einem Wachstumsmarkt und ist eines der populärsten Angebote im Internet. Dennoch steht Mayer vor großen Herausforderungen, analysiert die "Wirtschaftswoche": Die Vorstandsvorsitzende muss ein Geschäftsmodell für das mobile Zeitalter finden, in dem immer mehr Nutzer mit Smartphone oder Tablet-PC surfen. Gleichzeitig muss Mayer das Kerngeschäft der Bannerwerbung stabilisieren und die Personalkosten reduzieren. Denn Google und das Freundschaftsnetzwerk Facebook setzen pro Mitarbeiter rund 1,1 Millionen Dollar um - bei Yahoo sind es lediglich 400.000 Dollar.