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Anbieterwechsel lohnt sich

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Mit ein paar Mausklicks zum neuen Energielieferanten.


Wien. Obwohl sich Österreichs Haushalte durch einen Wechsel des Strom- oder Gasanbieters beträchtliche Summen ersparen könnten, machen nach wie vor nur wenige von dieser Möglichkeit Gebrauch. Dass im ersten Halbjahr rund 80.000 Strom- und Erdgaskunden umgestiegen sind, ist zwar ein neuer Höchststand, es könnte aber mehr sein, meint Walter Boltz, Chef der Regulierungsbehörde E-Control.

Das Sparpotenzial beim Wechsel vom regionalen Standardanbieter zum günstigsten Anbieter von Strom und Gas liegt derzeit je nach Region zwischen durchschnittlich 185 Euro in Tirol sowie 432 Euro pro Jahr in Linz, teilt das Wirtschaftsministerium mit. Vor dem Prozedere des Wechsels braucht sich niemand fürchten, sagt Boltz. Weder wird vorübergehend die Stromleitung gekappt noch ist es besonders aufwendig. Die Zeiten, in denen vom Kunden abverlangt wurde, ein Formular auszudrucken, händisch auszufüllen und mit der Post zu versenden, dürften bald vorbei sein. Die Möglichkeit des vollelektronischen Anbieterwechsels ist mit der am 3. Juli 2013 im Parlament beschlossenen Novelle des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes (ElWOG) nun gesetzlich vorgeschrieben. "Einige Firmen arbeiten schon daran. Wir werden uns das anschauen und zum Jahresende den Status erheben", kündigt Boltz an. In Deutschland wechsle bereits mehr als die Hälfte der Kunden online.

Eine Vorreiterrolle nimmt die oekostrom AG ein, die Kunden bereits seit über zwei Jahren anbietet, den Stromlieferanten gänzlich papierlos über das Internet zu wechseln. Zum Nachweis der Identität muss der Neukunde die eingescannte Unterschrift oder die digitale Signatur hochladen.

Der Anbieter von 100 Prozent Grünstrom aus Österreich verkauft nun schon zum zweiten Mal Stromlieferverträge über den Diskonter Hofer. Diesmal hat sich die oekostrom AG die Latte noch höher gelegt: 10.000 Verträge - doppelt so viele wie im Jänner 2013 - sollen über den Diskonter abgeschlossen werden. Der Energiepreis (ohne Netztarife und Abgaben) beläuft sich auf netto 6,21 Cent pro Kilowattstunde und liegt damit um 54 Cent unter dem Angebot von Jänner. "Die Marktpreise für Strom liegen aktuell tiefer als zu Jahresbeginn. Daher konnten wir das Angebot preislich noch attraktiver gestalten", sagt oekostrom-Geschäftsführer Horst Ebner.

Grünen Strom aus Österreich verkauft auch Kaffee-Einzelhändler Tchibo/Eduscho in Kooperation mit der Kärntner AAE (Alpen Adria Energie) Naturstrom Vertrieb GmbH. Von den 5000 Verträgen, die seit dem 2. September angeboten werden, seien noch ein paar zu haben, so Ruth Klauss von der AAE Naturstrom. Einzige Einschränkung: Das Angebot gilt nur für all jene, die eine Kundenkarte von Tchibo/Eduscho besitzen. Ihnen winkt ein 10-Euro-Gutschein des Kaffeerösters.

Bis Ende 2016 bietet die Firma eine Preisgarantie von 6,95 Cent pro Kilowattstunde (kWh) netto. Möglich sei dieser Vorteilspreis nur durch einen Kostenbeitrag, den das Unternehmen Tchibo/Eduscho im Rahmen seines ökologischen Engagements leistet. Geliefert wird das Stromprodukt AAE Naturstrom Plus, das mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde.

Auch AK kritisiert zu hohe Energiepreise

Nach der E-Control übt auch die Arbeiterkammer Kritik an den aus ihrer Sicht zu hohen Energiepreisen. Beim Strom lägen die Großhandelspreise heute um 38 Prozent unter jenen vom Juli 2008, aber nur vier von 14 Stromanbietern hätten die Preise für ihre Kunden gesenkt. Ähnlich beim Gas: Da seien die Großhandelspreise heute zwar nur mehr ein kleines bisschen niedriger als vor fünf Jahren, aber die 12 untersuchten Anbieter verrechneten ihren Kunden deutlich mehr, so die AK in einer Aussendung.

Die heimische E-Wirtschaft weist die Kritik zurück. Österreichs Strompreise seien fair und marktkonform und lägen im Mittelfeld vergleichbarer Länder, so der Branchenverband Osterreichs Energie.