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Volkswagen auf dem Weg zum Lkw-Riesen

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Im zweiten Anlauf sicherten sich die Wolfsburger doch noch die notwendigen mehr als 90 Prozent der Scania-Aktien.


Hannover/Stockholm. Pünktlich zum Beginn der Hauptversammlung am Dienstag in der Früh in Hannover kam sie endlich, die "gute Nachricht für den ganzen Volkswagen-Konzern": "Wir freuen uns, dass die Aktionäre von Scania unser sehr attraktives Angebot im erforderlichen Umfang angenommen haben", erklärte Konzernchef Martin Winterkorn.

Damit ist Europas größter Autobauer beim Aufbau eines weltweit konkurrenzfähigen Lkw-Riesen einen großen Schritt weiter gekommen: Im zweiten Anlauf, drei Tage vor Ablauf der Ende April um drei Wochen verlängerten Angebotsfrist sicherten sich die Wolfsburger doch noch mehr als 90 Prozent an ihrer schwedischen Tochter Scania - und können diese nun von der Börse nehmen.

Mit der geglückten Komplettübernahme von über insgesamt 6,7 Milliarden Euro - je Scania-Anteilsschein zahlt VW 200 schwedische Kronen (22,2 Euro), ein Aufschlag von 50 Prozent, ist der Weg frei für den laut Winterkorn "nächsten logischen Schritt": Eine engere Allianz im VW-Nutzfahrzeuggeschäft - zu dem gehören neben Scania auch der Münchner Lkw-Bauer MAN und die Marke VW-Nutzfahrzeuge - die Einsparungen von mehr als 800 Millionen Euro bringen soll.

Zwar dürfte die Zusammenarbeit der drei Marken schon bis Ende 2014 zu rund 200 Millionen Euro an Einsparungen führen. Laut VW war es bisher aber "nicht möglich, das volle Potenzial einer engeren operativen Zusammenarbeit zwischen Volkswagen und Scania sowie zwischen MAN und Scania zu realisieren". Erst mit dem vollständigen Durchgriff - wie man ihn bei MAN schon länger erreicht hat - traut sich VW weitere Einsparungen von jährlich mindestens 650 Millionen Euro zu. Dieses Ziel soll allerdings angesichts der langen Produktzyklen im Geschäft mit schweren Lkw erst in den nächsten 10 bis 15 Jahren erreicht sein.

Den Scania-Miteignern und den Mitarbeitern versprach Winterkorn, die schwedische Lkw-Ikone nach der Übernahme nicht zu zerschlagen: Der Volkswagen-Konzern habe bewiesen, dass er Marken erfolgreich integrieren könne und ihnen gleichzeitig die nötige Freiheit und Eigenständigkeit lasse.

Neuer Lkw-Vorstand

Vorantreiben soll die Allianz, die es mit den Weltmarktführern Mercedes und Volvo aufnehmen will, der frühere Daimler-Manager Andreas Renschler, der im Februar 2015 an die Spitze des Lkw-Geschäfts rücken wird. Der langjährige Lkw-Spartenchef von Mercedes löst dann Leif Östling ab, der die Lkw-Sparte von VW seit Herbst 2012 leitet. Dem 68-jährigen ehemaligen Scania-Chef war es nicht gelungen, die auf Eigenständigkeit bedachten Töchter enger zusammenzuführen.