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Slowakei wartet sehnlich auf Großinvestoren

Von WZ-Korrespondentin Karin Rogalska

Wirtschaft

Volkswagen modernisiert die Produktion in Bratislava für 500 Millionen Euro.


Bratislava. Die Slowakei atmet auf. Denn der deutsche Volkswagen-Konzern investiert heuer von April bis Ende 2016 rund 500 Millionen Euro in Ausbau und Modernisierung seiner Halle zur Produktion von Karosserien in Devinska Nova Ves nahe der österreichisch-slowakischen Grenze. Sie war 2013 um 600 Millionen Euro errichtet worden. Ab 2017 werden hier täglich 450 Fahrzeuge vom Band laufen. Weitere 3 Millionen Euro fließen in den Bau eines Diagnosezentrums, das bis Ende 2015 ebenfalls in Devinska Nova Ves entsteht. Schon im Oktober hatte der Konzern in Stupava nahe Bratislava 4 Millionen Euro in eine neue Maschinenfertigung investiert.

Nicht nur der sozialdemokratische Ministerpräsident Robert Fico hofft inständig, dass durch das jüngste Volkswagen-Engagement wieder Großinvestoren auf die Slowakei aufmerksam werden, die vor allem Arbeitsplätze schaffen. Die Arbeitslosenquote verharrt seit etwa fünf Jahren bei etwa 13 Prozent.

Die slowakische Wirtschaft, die Prognosen zufolge heuer ein Plus von 2,5 Prozent verbuchen wird, zählt zwar im EU-Vergleich nach wie vor zu den wachstumsstärksten. Doch seit im Herbst erstmals offenkundig wurde, dass selbst Deutschland - und damit einer der wichtigsten Handelspartner - anfälliger gegen die globale Krise ist als bisher vermutet, ist die Stimmung bei den zumeist für den Export nach Westeuropa produzierenden slowakischen Unternehmern so gedrückt wie selten seit dem EU-Beitritt im Jahr 2004. Nicht wenige erwägen den Abbau von Mitarbeitern.

VW setzt auf duale Ausbildung

Die amerikanische U.S. Steel Kosice will bis Ende 2016 ihre Produktionsstätten in der Ostslowakei um 80 Millionen Euro überholen. Ansonsten scheinen westliche Unternehmen vor allem auf dem Rückzug. Den markantesten vollzieht der italienische Energiekonzern Enel, der sich in Kürze für 4,4 Milliarden Euro von seiner 66-prozentigen Beteiligung an den Slowakischen Elektrizitätswerken trennen will und damit heuer eine der zehn größten Transaktionen weltweit plant. Die aussichtsreichsten Übernahmekandidaten sind russischen oder chinesischen Ursprungs.

Die jüngste Volkswagen-Investition dürfte zumindest einige Zulieferer des Automobilherstellers in die Slowakei locken. Der Wolfsburger Konzern hat neben den massiven Investitionen in früheren Jahren in Höhe von insgesamt 2 Milliarden Euro vor allem zwei Gründe, am Standort Slowakei festzuhalten: die Zugehörigkeit des Landes zur Eurozone und die Bemühungen der Regierung um die flächendeckende Einführung einer dualen Berufsausbildung. Diese hat Volkswagen Slovakia maßgeblich beeinflusst. Heuer soll der Nationalrat ein Gesetz verabschieden, auf dessen Grundlage Ausbildungen zu mindestens 70 Prozent praxisorientiert sind. Damit wäre die Slowakei das erste mittel- und osteuropäische Land mit allgemein verbindlichen Standards zur Qualifikation von Facharbeitern.