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Harte Zeiten für Reedereien

Von WZ-Korrespondentin Susanne Steffen

Wirtschaft

Mit der südkoreanischen Reederei Hanjin ist die siebtgrößte Handelsflotte der Welt zahlungsunfähig. Das ist vielleicht nur die Spitze des Eisbergs.


Tokio/Seoul. (ce) Sollte Hanjin es nicht schaffen, bis zum 25. November einen überzeugenden Rettungsplan vorzulegen, wird die bislang größte Pleite in der globalen Seefahrt wohl nicht mehr aufzuhalten sein. Die südkoreanische Regierung hat bereits signalisiert, dass sie keine Zukunft mehr für die Schifffahrtssparte des Hanjin-Konzerns sieht, zu dem auch die Fluggesellschaft Korean Air gehört. Aus Regierungskreisen verlautete südkoreanischen Medienberichten zufolge, man werde die größte Reederei des Landes in Richtung Liquidierung steuern.

In der vergangenen Woche hatte Hanjin beim Distriktgericht in Seoul einen Antrag auf Insolvenzverwaltung gestellt, nachdem sich die Gläubiger geweigert hatten, das marode Unternehmen weiter zu unterstützen. Nach eigenen Angaben hatte Hanjin bis Ende Juni sechs Billionen Won (4,9 Milliarden Euro) Schulden angehäuft.

Um die Folgen für die heimische Wirtschaft und den Welthandel möglichst gering zu halten, hat die Regierung in Seoul eine Task Force eingesetzt, die dafür sorgen soll, dass keine Verzögerungen bei der Auslieferung der von Hanjin transportierten Waren entstehen.

Unter anderem soll Hyundai Merchant Marine einen Teil der Hanjin-Routen übernehmen. Japanischen Medienberichten zufolge sollen darüber hinaus insgesamt 68 von Hanjin betriebene Schiffe ihre Ladung ausliefern oder noch beladen werden. Noch sei aber unklar, ob das Geld aufgebracht werden könne, schrieb die "Asahi"-Zeitung.

Derzeit sind Medienberichten zufolge mindestens 41 Hanjin-Containerschiffe auf hoher See blockiert - teils, weil ihnen die Häfen die Einfahrt verweigern, teils aus Angst, dass Gläubiger sie beschlagnahmen könnten. Um dies zu verhindern will Hanjin noch in dieser Woche in zehn Ländern, darunter auch in Deutschland, Gläubigerschutz beantragen. In den USA hat Hanjin laut einem Bericht des "Wall Street Journal" bereits am Freitag Gläubigerschutz beantragt.

Hanjin stellt drei Prozent der weltweiten Containerschifffahrt. Insgesamt transportiert das Unternehmen gut 100 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr.

Wie viele Konkurrenten geriet der südkoreanische Reeder im immer härter werdenden Preiswettbewerb in Schieflage. Die weltweite Wachstumsschwäche hat dafür gesorgt, dass massive Überkapazitäten entstanden sind. Experten schätzen, dass heute 25 bis 30 Prozent der Ladefläche leer bleiben. Kurzfristig mag die Hanjin-Insolvenz Entlastung bringen, doch das Grundproblem der erheblichen Überkapazitäten bleibt.

Erst in der vergangenen Woche musste die französische CMA CGM, die Nummer drei weltweit, einen Quartalsverlust in dreistelliger Millionenhöhe einräumen. Solche Verluste zwängen die Unternehmen zu weiteren Zusammenschlüssen, erklärte Schifffahrtsexperte Rahul Kapoor von Drewry Financial Research in Singapur gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. "Die Industrie konsolidiert sich", so Kapoor.

Dazu gehört auch die Bildung neuer Allianzen, um Kapazitäten besser auszuschöpfen und Kosten zu senken. Auch Hanjin war erst im Mai einer Ost-West-Allianz mit Hapag-Lloyd, K-Line, Mitsui O.S.K., Nippon Yusen Kaisha und Yang Ming beigetreten. Mittlerweile erklärte die Allianz, der südkoreanische Reeder sei kein Mitglied mehr.

Am Montag verlor die Hanjin-Aktie an der Börse in Seoul 30 Prozent ihres Wertes.