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Metaller wollen ein Stück vom Kuchen

Wirtschaft

Die Verhandlungen um den Metaller-Kollektivvertrag haben Signalwirkung für andere Branchen.


Die Verhandlungen um die Kollektivverträge (KV) der Metalltechnischen Industrie gelten als tonangebend für alle anderen KV-Verhandlungen im Land. Vier Runden gab es bereits. Nach 14 Stunden in Runde Vier kam der Abbruch der Gespräche in der Nacht auf Mittwoch.

Es folgten Warnstreiks in 50 Betrieben, am 4. und 5. November sollen dann weitere 300 Unternehmen bestreikt werden. Dabei sollen befristete Streiks für kommende Woche - Dienstag, Mittwoch und Donnerstag - beschlossen werden. Streikziel ist ein gemeinsamer Kollektivvertrag für alle sechs Metallsparten.

Das Angebot der Arbeitgeber liegt laut eigenen Angaben der Industrievertreter derzeit bei Erhöhungen der KV- und Ist-Löhne sowie Gehälter um 2,75 Prozent, zudem beinhaltet es eine Erhöhung der Lehrlingsentgelte sowie der Schichtzulagen. Die Arbeitgeber-Seite warnt davor, dass sich die Gewerkschaftsforderungen auf bis zu zehn Prozent Mehrkosten summieren würden.

Die Gewerkschaft ihrerseits fordert weiterhin 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Das Angebot der Arbeitgeber sei "unzureichend", hieß es.

Gute Zahlen

"Die wirtschaftlichen Kennzahlen zeigen seit Monaten steil nach oben. Wir fordern von den Arbeitgebern Angebote, die dieser Hochkonjunktur Rechnung tragen", so die Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) in einer Aussendung.

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Ein Beispiel dazu: Der Vorzeigebetrieb der Branche schlechthin, die Voestalpine, verdreifachte im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres 2021/22 ihr operatives Ergebnis. Alle Markt- und Produktsegmente verzeichneten eine positive Entwicklung, heißt es in einer Presseaussendung vom August. - Die Finanzergebnisse des ersten Halbjahres werden am 10. November bekannt gegeben. - Trotz Lieferproblemen in der europäischen Autoindustrie kam es zu "keinem nennenswerten Rückgang der Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten der voestalpine", gab der Stahlkonzern in seiner Aussendung an.

Angst vor Inflation

Zudem gilt es für die Arbeitnehmer-Seite auch die nach wie vor stark steigende Inflation abzugelten. Die Inflationsrate für Oktober 2021 beträgt, einer aktuellen Schnellschätzung der Statistik Austria zufolge, voraussichtlich 3,6 Prozent.

Steigende Treibstoff- und Energiepreise treiben die Teuerung an. "So hoch wie die Inflation im Oktober 2021 war die Teuerung zuletzt im November 2011", erklärt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Für das Gesamtjahr 2021 rechnen die großen Wirtschaftsinstitute mit einer Inflationsrate zwischen 2,4 und 2,8 Prozent. Ein "fairer Lohnabschluss", wie ihn die Gewerkschafter fordern, müsste sich daher wohl an diesen Parametern orientieren, damit es zu keinen Reallohnverlusten kommt.

Die Arbeitnehmer verweisen zudem auf volle Auftragsbücher und die aktuelle Teuerungsrate von über drei Prozent.

Die Arbeitgeber betonen hingegen, dass traditionell die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate als Verhandlungsbasis herangezogen werde - und diese liege bei 1,89 Prozent.

Freilich würde sich so manch andere Branche ähnliche Lohnerhöhungen wünschen, wie sie nun bei den Metallern im Raum stehen. So fand im Windschatten der Metaller-Warnstreiks am Mittwoch die zweite Runde der KV-Verhandlungen für die 415.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel statt.

Die Arbeitnehmer forderten auch hier ein deutliches Gehaltsplus, höhere Abgeltung für Mehr- und Nachtarbeit sowie längeren Urlaub. Die Arbeitgeber bremsten mit Verweis auf die anhaltende Krise, welche die Handelsbetriebe weit heftiger getroffen hat als die Metall-Industrie. Lockdowns und Kurzarbeit haben in der Branche deutliche Spuren hinterlassen. Allerdings nicht nur bei den Arbeitgebern, sondern eben auch bei den Arbeitnehmern.

Konkrete Gehaltsforderungen liegen im Handel noch nicht auf dem Tisch. Ein baldiger Abschluss gilt als unwahrscheinlich, wurde doch bereits für 11. November ein weiterer Verhandlungstermin reserviert.(mojo)