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Betriebe, die Frauenlöhne erhöhen wollen

Von Martina Madner

Wirtschaft
Beim Gehalt sollen Frauen und Männer im Hyatt Park Hotel das gleiche erhalten. Nachholbedarf gibt es noch bei Lehrlingen. Da fehlen noch mehr junge Frauen.
© Hyatt Park

Mit einer ESF-Förderung lassen sich 83 Unternehmen beraten, wie sie Gleichstellung im Unternehmen umsetzen können.


Für Monique Dekker ist das Thema Gleichstellung nichts Neues. Sie ist nicht nur General Managerin im Park Hyatt Vienna und für weitere Länder in Mitteleuropa zuständig, sie kümmert sich für die Hotelkette global um Gleichstellungsfragen. Aus diesem Grund war für sie rasch klar, dass der Standort am ESF-Programm "100 Prozent. Gleichstellung zahlt sich aus" teilnahm.

Es wird vom Bund und dem Europäische Sozialfonds gemeinsam für drei Jahre zu jeweils 50 Prozent finanziert und kostet insgesamt 4,8 Millionen Euro. Für Unternehmen wie das Hyatt-Hotel ist es kostenlos. Ziel ist es, dass Unternehmen selbst einen Beitrag dazu leisten, den Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern zu reduzieren.

Österreich gehört zu den Schlusslichtern Europas

Im Zehnjahresvergleich hat sich der Gender Pay Gap zwar von 24,3 Prozent im Jahr 2009 laut Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) auf "aktuell rund 18 Prozent" verringert. Mit 19,9 Prozent im Jahr 2019 war der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen quer über alle Branchen hinweg allerdings weit niedriger als im EU-27-Durchschnitt: Schon ohne Großbritannien lag der europaweite Gender Pay Gap damals "nur" bei 14,1 Prozent. Österreich landete also unter den drei Schlusslichtern Europas mit der ungleichsten Bezahlung von Frauen und Männern. Daran müsse sich etwas ändern, versichert Ministerin Raab, denn: "Gleichstellung ist essenziell, es geht um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen, nur dann ist ein selbstbestimmtes Leben möglich."

Sie selbst unterstütze Mint-Programme, in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen wird bekanntlich mehr bezahlt als in typischen Frauenberufen. Es gehe um den Ausbau der Kinderbetreuung. Wie viel künftig über eine neue 15a-Vereinbarung an die Bundesländer fließt, sei aber noch in Verhandlung. Mit dem Programm könnten Betriebe "faire Bedingungen für Männer und Frauen im Unternehmen schaffen und leichter Mitarbeiterinnen auf dem Arbeitsmarkt als Fachkräfte für sich gewinnen", ergänzt Arbeitsminister Martin Kocher.

Unternehmensberatung seit vergangenem Sommer

Projektleiterin Elisa Aichinger berichtet von 83 Unternehmen, die aktuell von 22 Unternehmensberaterinnen und -beratern unterstützt werden - freiwillig und komplett kostenlos für diese, wobei Dekker erwähnt: "Bis auf die Zeit, die ja auch Geld kostet." Am Beginn werde laut Aichinger eine Bestandsaufnahme gemacht, wie ausgewogen das Geschlechterverhältnis und wie gleich oder ungleich das Einkommen ist. Die Analyse in 52 Unternehmen, die diese bereits abgeschlossen haben, zeigte, dass der durchschnittliche Gender Pay Gap beim Medianeinkommen bei 16,8 Prozent lag. Von den Führungskräften waren von der mittleren Ebene bis zum Topmanagement 31 Prozent weiblich. "90 Prozent der Unternehmen standen also noch am Anfang in Sachen Gleichstellung", sagte Aichinger. "Je kleiner das Unternehmen ist, desto stärker ist der Gender Pay Gap und der Gender Career Gap ausgeprägt.

Hyatt lag schon bereits zu Beginn des Prozesses besser: Dekker spricht von gleicher Bezahlung, "wir haben glücklicherweise keine Gender Pay Gap". Bei 42 Prozent weiblichen Beschäftigten unter insgesamt rund 200 in Wien läge die Frauenquote unter den Führungskräften bei 44 Prozent. Nachholbedarf habe man aber beim Nachwuchs: "Da hatten wir viel mehr Burschen als junge Frauen. Wir werden künftig bewusst Bewerbungen von Frauen annehmen", sagt Dekker.

Dem Unternehmen sei nun auch klar, dass Frauen in Inseraten "definitiv" anders angesprochen werden müssten, erzählt Dekker. Vereinbarkeit spiele für sie eine deutlich größere Rolle als für männliche Bewerber. Das Hotel überarbeite außerdem auch die Arbeitszeitmodelle: "Eine Viertagewoche und Teilzeit, was in unserer Branche nicht so üblich ist." Das soll dem Unternehmen Vorteile im Vergleich zum Mitbewerb beim Rekrutieren von neuem Personal bringen - genauso wie das Homeoffice im Verwaltungs-, Verkaufs- und Marketingbereich: "Bei uns arbeiten ja nicht nur Kellnerinnen und Köche."