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Preise für Düngemittel vervierfacht

Von Miljkovic Marijana

Wirtschaft

Versorgung mit Dünger für heuer gesichert - Agrarbranche erleichtert, dass Borealis Düngemittelsparte vorerst behält.


Gestiegene Gaspreise, gestiegene Düngemittelpreise - so einfach die Rechnung ist, so kompliziert macht sie das Leben der heimischen Bäuerinnen und Bauern. Denn Düngemittel sind infolge des Ukraine-Kriegs schier unleistbar geworden. Einerseits kommen die meisten Düngemittel aus Russland, das mit Sanktionen belegt ist. Und andererseits wird zur Erzeugung von Ammoniak Gas eingesetzt, das ebenfalls immer teurer wird.

Im Februar mussten die Bauern für das am meisten eingesetzte Düngemittel, Kalkammonsalpeter (KAS), knapp 63 Euro pro 100 Kilogramm zahlen - laut Agrarmarkt Austria (AMA) eine Steigerung um 228 Prozent im Vergleich zum Preis vom Vorjahr, der knapp 20 Euro betragen hatte. Im Großhandel vervierfachte sich der Preis fast: von 188 Euro pro Tonne KAS zu Jahresbeginn 2021 auf 963 Euro pro Tonne Mitte vergangener Woche. Auch Harnstoff erfuhr einen Preissprung von 163 Prozent für die Endverbraucher und um 242 Prozent im Großhandel, er ist aber mengenmäßig deutlich weniger im Einsatz, so die AMA.

Borealis reduziert Kapazität

Wo es geht, düngen die heimischen Landwirte mit organischem Dünger wie Gülle, doch ohne Einsatz von Kunstdüngern müssen die Bauern laut Bauernbund mit 40 Prozent Ernteeinbußen rechnen. Für heuer gibt es aber Entwarnung: Sowohl die Standesvertretung der Bauern als auch die Landwirtschaftskammer (beide ÖVP) beruhigen, dass die heimischen Betriebe dieses Jahr mit Düngemitteln versorgt seien. In Hinblick auf die zukünftige Entwicklung sagt Landwirtschaftspräsident Josef Moosbrugger: "Es ist wichtig, dass das Düngemittelwerk der Borealis nicht verkauft worden ist. Es wird eine Frage der Zukunft sein, ob wir es nicht in österreichischen Händen zur Eigenversorgung behalten." Borealis, eine Tochter des Öl- und Gaskonzerns OMV, ist einer der größeren Düngemittelhersteller Europas. Ihre Düngemittelsparte steht noch immer zum Verkauf. Ein verbindliches Angebot lag im Februar von der Schweizer EuroChem des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko vor, doch Borealis nahm das Angebot aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nicht an.

Zu den weiteren Schritten will ein Unternehmenssprecher auf Anfrage nichts sagen, lediglich so viel: "In Bezug auf unsere Ammoniakproduktion können wir bestätigen, dass wir derzeit mit reduzierter Kapazität arbeiten. Anlagenstopps können aus wirtschaftlichen Gründen in Erwägung gezogen werden."

In Österreich stellen zwei Unternehmen, Borealis in Linz und Timac Agro in Pischelsdorf, Düngemittel her. Laut Landwirtschaftsministerium produzierten sie im Geschäftsjahr 2019/2020 in Summe 1,55 Millionen Tonnen Düngemittel im Wert von etwa 420 Millionen Euro. 80 Prozent gingen in den Export. Bäuerinnen und Bauern beziehen Mineraldünger hauptsächlich von Lagerhäusern und Agrarhändlern.

Wissen: Neben organischen Düngemitteln wie Gülle, Jauche oder Kompost werden in der konventionellen Landwirtschaft meist mineralische Dünger eingesetzt. Die große Mehrheit der europäischen Landwirte nutzt sogenannte NPK-Dünger. Das N steht dabei für Stickstoff, das P für Phosphor und das K für Kalium. Stickstoffdünger wird aus Ammoniak hergestellt, der wiederum in einem CO2-intensiven Verfahren gewonnen wird, indem Stickstoff aus der Luft mit Wasserstoff kombiniert wird. Dieser Wasserstoff stammt aus Erdgas. Knapp 80 Prozent der Herstellungskosten von Ammoniak entfallen auf Gas. (apa/afp)