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Fernkältenetz wird ausgebaut

Von Marijana Miljković

Wirtschaft
Die Fernkältezentrale am Wiener Hauptbahnhof sorgt für kühle Reiseluft.
© Wien Energie / Ehm

Bedarf steigt mit zunehmender Hitze. Anschlüsse für Privathaushalte rentieren sich vorerst nicht.


Etwa 20 Prozent der Büroflächen sind derzeit klimatisiert. Mit der zunehmenden Zahl an Hitzetagen dürfte der Bedarf steigen, und zwar beträchtlich. Gerhard Fida, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands Wärme Gas, erwartet einen Anstieg auf 50 bis 80 Prozent in den kommenden Jahren. Deswegen wird das bestehende Fernkältenetz auch ausgebaut, allerdings auf niedrigem Niveau. Vor elf Jahren zählte das Fernkältenetz noch acht Kilometer, jetzt sind es 33 Kilometer. In den nächsten fünf Jahren sollen 135 Millionen Euro in den Ausbau des Netzes fließen, kündigte Fida auf eine Pressekonferenz am Dienstag in Wien an.

Bei Fernkälte wird Wasser, auf sechs Grad Celsius abgekühlt, über isolierte Leitungen zu den Kühlanlagen der Kunden transportiert, um im Kreislauf, auf etwa 16 Grad durch die Aufnahme der Wärme aus dem Gebäude erwärmt, wieder zurückzufließen.

Die Fernkälte-Infrastruktur steht zumeist in Ballungsräumen, wo sich aufgrund der vielen versiegelten Flächen die Hitze im Sommer staut. Vorerst rentiert sich ein Anschluss nur für große Objekte wie Bahnhöfe, Hotels, Spitäler und Bürogebäude. In Wien ist lediglich ein Wohnhaus an das Fernkältenetz angeschlossen, und das auch nur deswegen, weil es sich so ergeben habe und gerade größere Umbauarbeiten stattgefunden hätten, sagte Fida.

In Linz beginnts

Den Anfang in Sachen Fernkälte machte übrigens 1993 Linz, Wien folgte 2006 mit einer ersten Fernkältezentrale. Nun soll auch Klagenfurt sein erstes Fernkälte-Netz erhalten, und das auch, weil im Zentrum große Bautätigkeit herrscht und so auch Fernkälteleitungen verlegt werden können. Laut Erwin Smole, Vorstand der Kraftwerke Klagenfurt, ist die Planung schon abgeschlossen. Das Netz soll 2023 in Betrieb gehen. Damit wird das Zentrum Klagenfurts mit Fernkälte versorgt, bis hin zur Glan und Richtung Landeskrankenhaus.

Auch die Wiener City soll durch einen "Kältering" versorgt werden. Am Stubenring etwa wurde eine neue Fernkältezentrale eröffnet, die Bürogebäude, Geschäfte und Wohnungen mit einer Fläche von insgesamt 300.000 Quadratmetern klimaschonend abkühlen - und so 6000 herkömmliche Klimaanlagen ersetzen kann. Bereits jetzt sind das AKH, die Uni Wien, der Hauptbahnhof und Projekte in Stadterweiterungsgebieten an das Fernkältenetz angeschlossen.

Möglich machen den Ausbau auch Förderungen, wo nach dem Umweltfördergesetz sowohl das Kältenetz als auch die Anschlüsse gefördert werden. Über die Kosten für die Endkunden gab es bei der Pressekonferenz keine Auskunft. Der Preis sei von vielen Faktoren abhängig und lasse sich nicht pauschal festlegen, sagte Alexxander Wallisch von Wien Energie. Auch darüber, ob Fernkältekunden ebenfalls mit Preissteigerungen rechnen müssen, die Fernwärmekunden in Wien ab September treffen und 92 Prozent betragen, gab es keine Auskunft - lediglich die Information, dass Fernkälteanlagen ebenfalls mit Strom betrieben werden.

Fernkältezentralen werden außerdem auch mit Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen betrieben. Unbestritten ist, dass Immobilienbesitzer durch den Einsatz von Fernkälte im Vergleich zu herkömmlichen Klimageräten Energiekosten sparen. "Die Anlagen sind konkurrenzfähig", sagte Wallisch. Die Verträge würden auf fünf bis 20 Jahre abgeschlossen werden.