Lorentschitsch: Kommunalsteuern kommen der Gemeinde zugute. Die Gemeinde mit Einkaufszentrum profitiert sehr stark davon, während aus den anderen Gemeinden Kaufkraft und Arbeitskräfte abfließen. Derzeit wird nur eine Gemeinde für das Einkaufszentrum belohnt, obwohl Kaufkraft aus den anderen Gemeinden zufließt. Das würde durch den interkommunalen Finanzausgleich auf die einzelnen Gemeinden verteilt werden, und nicht ein Wettbewerb der Gemeinden um Einkaufszentren entstehen.

Die Wirtschaftskammer hat zuletzt die niedrigen Provisionen für Postpartner kritisiert. Was muss sich hier Ihrer Meinung nach ändern?

Tritscher: Das derzeitige System sieht eine Basisvergütung mit einem Qualitätsbonus vor, der pro Jahr bis zu 3000 Euro betragen kann. Daneben gibt es Provisionen auf einzelne Produkte und Dienstleistungen, die verkauft werden. Das führt im Ergebnis derzeit zu einer unbefriedigenden Situation, weil sich die Postpartnerschaft für  sehr kleine Händler, die sehr geringe Umsätze haben, nicht rechnet. Händler, die zusätzliches Personal aufgrund der Postpartnerschaft angestellt haben, können diesen Personalaufwand durch die Provisionen kaum decken. Bei einem neuen System muss über die Höhe der Provisionen gesprochen werden. Unser Ziel ist, dass der Postpartner für Produkte mit mehr Aufwand auch mehr Provision bekommt. Es macht einen Unterschied, ob ein Brief oder eine Spezialsendung um 35 Euro aufgegeben wird. Wir sind derzeit in Verhandlungen mit der Post AG und guter Dinge, dass wir im ersten Quartal eine gemeinsame Lösung finden werden.

Glauben Sie, dass durch den zunehmenden Einkauf im Internet der Preiskampf im stationären Handel härter werden wird?

Lorentschitsch: Zwar wird mehr im Internet gekauft werden, aber auch der stationäre Handel wird sich weiterhin großer Beliebtheit erfreuen. Das Bedürfnis nach persönlicher Kommunikation kann der Internet-Handel nämlich nicht befriedigen. Der Konsument muss unterscheiden zwischen der Servicequalität, die die stationären Händler bieten, und den reinen Einkauf im Internet.

Frau Lorentschitsch, für welche Themen wollen Sie sich als neue Obfrau der Bundessparte Handel besonders engagieren?

Lorentschitsch: Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für eine Lehre. Daher ist es mir ein Anliegen, die Lehre im Handel attraktiver zu machen und das breite Spektrum der Lehrberufe im Handel aufzuzeigen. Es gibt viel mehr Lehrberufe als den klassischen Einzelhändler. Wir bringen uns in die Weiterentwicklung der Lehre ein und werden eine Imagebildung und -kampagne für die Lehre im Handel machen. Außerdem soll die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie die Ausbildung der Ausbildner forciert werden. Wir möchten Händler beim Aufbau eines Internetauftritts oder Onlineshops unterstützen, sowie beim Umgang mit neuen Technologien wie beim Bezahlen mit dem Handy.