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AUA muss Rotstift erneut spitzen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Großumbau bei Kollektivverträgen und Preisnachlässe bei Lieferanten im Visier.


Wien. Anders als geplant hat die AUA auch 2011, das vierte Jahr in Serie, einen hohen Verlust eingeflogen. Obwohl zuvor ein scharfes Sparprogramm umgesetzt wurde, ist die einst teilstaatliche Airline, die seit September 2009 der Deutschen Lufthansa gehört, noch immer nicht wettbewerbsfähig. Nach vorläufigen Zahlen fiel im vergangenen Jahr ein ähnlich hoher Betriebsverlust an wie 2010, als das operative Minus 65 Millionen Euro betragen hatte. Dies sagte der neue AUA-Chef Jaan Albrecht am Dienstag in seiner Antrittspressekonferenz.

Im Amt ist Albrecht seit 70 Tagen. Vom Lufthansa-Management hat der frühere Star-Alliance-Chef den Auftrag bekommen, das Tempo bei der Sanierung der AUA zu beschleunigen. Erklärtes Ziel ist demnach ein positives Betriebsergebnis in diesem Jahr. Da alle bisherigen Maßnahmen zu kurz gegriffen haben, um in die Gewinnzone zu kommen, muss Albrecht den Rotstift nun nochmals spitzen. Im März will er ein weiteres Sparprogramm aufsetzen, das für heuer 200 bis 220 Millionen Euro bringen soll, im dritten Jahr dann 260 Millionen Euro.

Einer der Kernpunkte: Die Personalkosten sollen hinuntergefahren werden. Albrecht versicherte jedoch, ohne weiteren Stellenabbau auskommen zu wollen. Konkret will er zahlreiche Automatismen (zum Beispiel Gehaltsvorrückungen und Inflationsanpassungen) aus den Kollektivverträgen wegbekommen. Außerdem sollen die Piloten künftig länger fliegen. "Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, steigen die Personalkosten heuer um sieben Prozent und damit wieder auf das Niveau von 2009, obwohl seither 1500 Jobs abgebaut wurden", begründet Albrecht den geplanten Schritt.

Derzeit beschäftigt die AUA etwa 5800 Mitarbeiter, 2009 waren es rund 7300. Damals hatten die Personalkosten 448 Millionen Euro ausgemacht, 2011 erhöhten sie sich auf voraussichtlich 411 Millionen, bis Ende 2012 würden sie aber wieder auf 438 Millionen Euro steigen. Dem will der Vorstand einen Riegel vorschieben.

Über einen Umbau der Kollektivverträge will das AUA-Management ab kommender Woche mit den Betriebsräten verhandeln. Im Vorfeld zeichnen sich bereits hitzige Debatten ab. In der Gewerkschaft wird auf die bestehenden Kollektivverträge verwiesen, und diese seien bis Ende 2012 fix vereinbart: "Da gibt es genau nichts zu verhandeln." Für den 20. Jänner haben die Belegschaftsvertreter eine Betriebsversammlung für das kaufmännisch-technische Personal anberaumt.

Elf Flugzeuge vor Verkauf

Neben Beschneidungen der Personalkosten - zum geplanten Ausmaß hält sich Albrecht bedeckt - sind auch Flugzeugverkäufe Teil des neuen Maßnahmenpakets. Alle elf Boeing-Mittelstreckenflieger sollen noch heuer veräußert werden und im Gegenzug durch bis zu sieben Airbus-Maschinen ersetzt werden. Mit der Harmonisierung der Mittelstreckenflotte auf die Airbus-A320-Familie will die AUA Wartungskosten senken, die Crew-Planung verbessern und so die Produktivität heben.

Ebenfalls am Plan des Managements steht eine weitere Ausdünnung des Streckennetzes. Welche Destinationen gestrichen und wo Frequenzen zurückgefahren werden, sondiert der Vorstand gerade. Näheres soll Ende Jänner bekanntgegeben werden.

Was die AUA außerdem in Angriff nehmen will, sind neuerliche Gespräche mit dem Wiener Flughafen, ihrem Hub, und der Austro Control - und zwar über Nachlässe bei den Gebühren. Auch die Verträge mit großen Lieferanten (wie der OMV) sollen ein weiteres Mal auf Sparpotenziale durchforstet werden.

Krasse Standortnachteile?

Insgesamt will die AUA den Standort Wien für den Luftverkehr deutlich billiger haben, um ihren Konkurrenten Paroli zu bieten. Derzeit hätten die Gebühren in Wien einen überproportional hohen Anteil von 27 Prozent an den operativen Gesamterlösen, so Albrecht. An anderen Standorten sei dieser Anteil deutlich unter 20 Prozent - beispielsweise in Frankfurt, München, Mailand oder Paris.

Von der Bundesregierung verlangt die AUA auch die Abschaffung der im Vorjahr eingeführten Ticketsteuer. AUA-Vorstand Peter Malanik: "Diese Abgabe kostet uns eine Menge Geld."

Gelingt heuer die Rückkehr in die schwarzen Zahlen (auch vertriebsseitige Maßnahmen und Kooperationen mit anderen Airlines sind auf der Agenda), wäre bei der AUA der Weg für Wachstum wieder frei. 2013 und 2014 könnten dann je zwei neue Langstreckenflugzeuge in die Flotte eingegliedert werden.