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Der Wirt als Werkstattbetreiber

Von Heike Hausensteiner

Wirtschaft
Geschafft: Ein geeigneter Nachfolger ist gefunden, der Betrieb kann übergeben werden.
© © Kzenon - Fotolia

Online-Plattform der WKO hilft bei der Suche nach Nachfolgern.


Wien. Der Heurigenwirt Peter K. aus einem Wiener Nobelbezirk wollte sich verändern. Da Autos immer schon seine Leidenschaft waren, übernahm er eine Autowerkstatt, deren Besitzer das Pensionsalter erreicht hatte. Peter K. meisterte die Übernahme des Betriebs aus der fremden Branche dank eines "kleinen" Gewerbescheins und eines Mechanikers sowie eines Spengler-Meisters aus dem EU-Ausland ganz gut. Der betagte Übergeber genießt unterdessen seine Pension.

Der bevorstehende Ruhestand ist in der Hälfte der Fälle der Grund, weshalb Unternehmer ihren Betrieb abgeben wollen. Meist handelt es sich um Kleinstbetriebe, die weniger als zehn Angestellte haben. Die Tendenz hin zu familienexternen Nachfolgen nimmt zu.

Wer einen geeigneten Nachfolger sucht, kann sich an die Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) wenden. Patentrezept gibt es keines. "Jede Übernahme bringt individuelle Anforderungen mit sich", sagt Gerlinde Seidler von der Abteilung für Junge Wirtschaft, Gründerservice und Frau in der Wirtschaft in der WKO zur "Wiener Zeitung". "Wir empfehlen den Übergebern immer, eine Reihe an Maßnahmen zu setzen", so Seidler. Dazu gehört, neben einer Einschaltung in der online abrufbaren Nachfolgebörse auch Zeitungsinserate oder Kontakte im persönlichen- und Unternehmensumfeld zu nutzen.

Der Service der Wirtschaftskammer ist kostenlos. Manche Unternehmer beauftragen aber auch private Vermittler für die Suche nach einem passenden Nachfolger. Die Unternehmensvermittler und -berater haben wiederum die Möglichkeit, das Unternehmen in der Nachfolgebörse einzugeben.

"Die Inserenten der Nachfolgebörse werden nicht über uns vermittelt, sondern wir stellen die Online-Plattform zur Verfügung. Die Interessenten treten dann direkt in Kontakt", so Gerlinde Seidler. Deshalb kann die Nachfolgebörse der WKO keine Angaben über erfolgreiche Vermittlungen machen. Auch liegen keine Daten dazu vor, wie viel Geld zwischen Nachfolger und Firmenanbieter für Firmenanteile, Ablöse und dergleichen fließt.

Faktum ist, dass Betriebsnachfolgen zu den unterschiedlichsten Konditionen erfolgen: ob durch Verkauf gegen Einmalzahlung (die am weitesten verbreitete Form) oder auf Raten, ob mit oder ohne Verbleib des Übergebers im Unternehmen. Das geht aus einer Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag des Wirtschaftsministeriums zu "Unternehmensübergaben und -nachfolgen in Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU)" hervor. Ein weiteres Ergebnis: Während im Jahr 1996 etwa drei Viertel der Nachfolgen innerhalb der Familie stattfanden, waren es 2006 nur noch 50 Prozent. Das sei mit ein Grund, so Gerlinde Seidler, weshalb Plattformen wie die Nachfolgebörse notwendig wurden.

Ungeklärte Nachfolgen

gefährden Arbeitsplätze

Die Nachfolgebörse startete 1999, seit dem Jahr 2003 läuft sie auf Internet-Basis. Sowohl Firmenübergeber als auch Interessenten können nach geeigneten Nachfolgern beziehungsweise abzugebenden Unternehmen suchen.

Aufgrund des höheren Durchschnittsalters der Unternehmer führen die Sparten Handel, Tourismus, Freizeitwirtschaft und die Gastronomie-Branche mit Abstand die Übergaben an, was sich auch in der Nachfolgebörse widerspiegelt. Am wenigsten ist dies bei den Handwerksbetrieben der Fall. Geographisch sind am meisten Tirol, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg betroffen. "Die unterdurchschnittliche Betroffenheit der Wiener Wirtschaft ist auf den hohen Anteil an Ein-Personen-Unternehmen zurückzuführen", so die KMU Forschung Austria.

Insgesamt liegt die Zahl der Firmenübergaben in Österreich nach Angaben der Wirtschaftskammer bei durchschnittlich 6000 pro Jahr. Saisonale Schwankungen könne man nicht beobachten, auch habe sich hier die Wirtschaftskrise nicht niedergeschlagen, heißt es. Üblicherweise dauert die Suche nach einem geeigneten Nachfolger zwei bis drei Jahre.

Ungeklärte Nachfolgen könnten langfristig vor allem in einer von KMU dominierten Volkswirtschaft wie in Österreich negative Auswirkungen auf die Beschäftigtenzahl haben. "Sofern die Herausforderung der Unternehmensnachfolge in der nächste Dekade gemeistert wird", schreibt die KMU Forschung in ihrer Studie, könnten die Arbeitsplätze von bis zu 500.000 betroffenen Beschäftigten gesichert werden.

www.nachfolgeboerse.at