
Also landet das alte Handy in der Schublade, weil das neue Smartphone auch Facebook kann. Dass die Hersteller von Elektronik mehr darauf achten könnten, dass ältere Modelle später hochgerüstet werden könnten, steht auf einem anderen Blatt. Für Schischke steht jedenfalls fest: "Man definiert sich über die Technik als solche. Immer neuer, immer moderner - das ist eine Marketingstrategie, die beim Nutzer vergleichsweise gut verfängt."
Grasberger verweist in diesem Zusammenhang auf die Umweltfolgen: "Die PC-Lebensdauer ist von zehn Jahren im Jahr 1980 auf heute zwei Jahre geschrumpft. Waren Telefone früher Jahrzehnte in Gebrauch, so werden Handys heute nach 18 bis 24 Monaten gewechselt. In der EU wächst der Berg aus Elektronikschrott dreimal schneller als der des sonstigen Mülls, in Indien wird 2020 allein das Aufkommen aus alten Handys 18 Mal höher liegen als 2010, so eine UNO-Schätzung."
Dabei gibt es sehr wohl Firmen, die auf Langlebigkeit und Nachhaltigkeit bei Herstellung und Recycling achten. Gemeinsam mit ihnen arbeitet Schischke als Gruppenleiter daran, für mehr Zuverlässigkeit zu sorgen und Umweltstrategien zu entwickeln. "Es gibt etwa die kleine Firma MicroPro aus Dublin, die seit Ende der 1990er nachhaltige, umweltfreundliche Computer produziert. Aber auch die hangelt sich von Förderprojekt zu Förderprojekt."
"Weiße Ware" als Vorbild
Nachhaltigkeit als Werbeslogan greift noch kaum: "Wenn eine Firma selbst damit wirbt, sind die Kunden eher skeptisch", meint Schischke. Umweltlabels oder die gesetzgeberische Keule sind da glaubwürdiger, ebenso neutrale Produkttests. Der Experte sieht eine Chance im Energieeffizienz-Labeling, das bei Haushaltsgeräten längst üblich ist. So wie für die "Weiße Ware" gibt es in Deutschland nun auch für Fernseher eine verpflichtende Klassifizierung des Energieverbrauchs. "Das ist bekannt und kommt bei den Konsumenten gut an. Da können auch die Hersteller relativ gut damit werben, weil die Skala vergleichsweise einfach und noch dazu mit Farben hinterlegt ist."
Letztlich geht es laut Schischke vor allem darum, ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen. "Es ist oft überraschend, wie wenig Ahnung die Käufer davon haben, was in den Geräten an potenziellem Sondermüll steckt." Auch die Konsumenten sollten also bei der Kaufentscheidung mehr nachdenken. Schließlich schauen die Hersteller letztlich auf die Kunden. Marktsteuerung wäre also durchaus möglich, wenn die Kunden mitmachen.