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Der Rettungsplan für Neckermann Österreich

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Zwölf Millionen Euro Forderungen von Mutterkonzern, Interessent aus Branche?


Graz/Frankfurt. Über den deutschen Versandhandelskonzern Neckermann wurde am Montag das Insolvenzverfahren eröffnet und die Liquidation des Unternehmens eingeläutet. 2000 Arbeitsplätze werden vernichtet. Indes ging am Montag im Landesgericht Graz die Prüfungstagsatzung der insolventen Tochter Neckermann Versand Österreich AG (303 Mitarbeiter) über die Bühne. Insolvenzverwalter Norbert Scherbaum hat laut den Gläubigerschutzverbänden AKV und Creditreform keinen Käufer präsentiert. "Es gibt noch kein konkretes Angebot eines Investors, aber am Montagnachmittag fand eine weitere Investorenrunde statt", sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform zur "Wiener Zeitung". Im Grunde ist eine Auffanglösung angedacht. Geht es nach Scherbaum, sollen die Aktien von Neckermann Österreich, derzeit im Eigentum der Frankfurter Pleite-Mutter, "mittels Sacheinlage in eine neue Gesellschaft eingebracht und diese an einen Investor übertragen werden".

"Der Kaufpreis für die Übernahme der neuen Gesellschaft soll eine angemessene Sanierungsplanquote sein", mit der sich die rechtliche Hülle Neckermann Österreich entschuldet. Scherbaum lässt neben den arbeits- und zivilrechtlichen Konsequenzen einer "Sacheinlage" auch andere Folgen prüfen. "Für den Fall eines Verkaufs an einen Mitbewerber werden kartellrechtliche Überlegungen angestellt", teilte Scherbaum den Gläubigervertretern mit.

Rechtliche Klärung?

Doch bevor der Grazer Sanierungsexperte die Assets von Neckermann Österreich bzw. die neue Gesellschaft einem Investor übertragen kann, muss er weitere rechtliche Dinge klären. Die Internetdomain neckermann.at ist auf die deutsche Mutter registriert und die eingetragenen Marken "Alpenwelt", "Jeaxxs", "Beautiful World", "N-Neckermann", "DA.HEIM" und "N Skyway" sind - zu je einer Million Euro - an die niederländische Neckermann Holding B.V. verpfändet.

32 Millionen Euro Schulden?

Scherbaum bestreitet aber "das Bestehen rechtsgültiger Pfandrechte". Die Neckermann Holding will die Verpfändung prüfen. Sollte Neckermann Österreich vor Abschluss dieser Überprüfung samt den Markenrechten an einen Investor verkauft werden, bestehen die Niederländer darauf, dass der Verkaufserlös bis zur endgültigen Klärung der Sachlage hinterlegt wird. Zugleich benötigen die Grazer in Zukunft auch gewisse Bild- und Textrechte für den Katalog von der Konzernmutter.

"Bei den verpfändeten Markenrechten wird man eine Lösung finden müssen", sagt AKV-Insolvenzexperte Markus Graf. Laut AKV und Creditreform wurden 19,87 Millionen Euro Forderungen angemeldet, davon wurden 17,61 Millionen Euro anerkannt. Nicht eingerechnet sind dabei zwölf Millionen Euro Forderungen der bankrotten Mutter, die vorerst (noch) nicht angemeldet worden sind.

Höherer Kaufpreis?

"Diese Forderungen würden den Übernahmepreis für einen potenziellen Investor deutlich erhöhen", heißt es in einem Bericht des Insolvenzverwalters. Daher prüft Scherbaum "die Rechtmäßigkeit dieser Verbindlichkeit".

Ein Käufer kann neckermann.at zu einem Schnäppchenpreis übernehmen. Von den Gesamtforderungen entfallen laut AKV rund 13 Millionen Euro auf der Raiffeisenlandesbank OÖ, die aber durch die Betriebsliegenschaft (14 Millionen Euro) besichert ist. Damit sind nur zwischen 760.000 und 920.000 Euro plus die Verfahrenkosten für die 20-prozentige Sanierungsquote aufzubringen. Wird die Zwölf-Millionen-Euro-Forderung der Mutter anerkannt, sind 3,3 bis 3,7 Millionen Euro für die Quote nötig.