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Der Weg zur 70-Millionen-Spende

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Wie die Paracelsus Universität Salzburg Millionen vom Red-Bull-Chef bekam.


Wien. Im internationalen Vergleich kommen Großspenden in Österreich selten vor. Aufhorchen ließ daher heuer, dass Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz die Paracelsus Universität Salzburg mit 70 Millionen Euro unterstützt. Wie kam es zu dieser größten je in Österreich getätigten Spende?

"Man muss ein interessantes Produkt anbieten und Vertrauen schaffen", sagt Gottfried Stienen, Fundraising-Leiter bei der 2003 gegründeten medizinischen Privat-Universität. Als Platzmangel herrschte, wurden für eine Erweiterung Geldgeber gesucht.

Nach zwei Jahre dauernden Gesprächen stand schließlich fest, dass das neue Forschungsgebäude mit Querschnitt- und Geweberegenerationszentrum bis 2023 insgesamt 74 Millionen Euro kosten würde, wobei das Land Salzburg vier Millionen Euro und Red Bull beziehungsweise Dietrich Mateschitz 70 Millionen Euro aufbringen werden.

"Mateschitz hat uns seit der Gründung unterstützt", sagt Stienen. In der Stiftung für Rückenmarksforschung "Wings for life" von Mateschitz waren Wissenschafter der Paracelsus Universität aktiv - und dank einiger weiterer Zufälle kam es zur Millionenspende. "Großspenden kann man nicht planen", sagt Stienen. Gegenleistung könne die Universität ihren Förderern keine anbieten, außer Einladungen zu Events an der Universität. Einmal im Jahr gibt es als Dankeschön ein Dinner für alle Förderer, das von Sponsoren finanziert wird. "Wir bemühen uns, regelmäßigen, freundlichen Kontakt zu unseren insgesamt 90 Förderern zu pflegen", sagt Stienen. Wichtig sei Transparenz: "Die Förderer wollen wissen, was mit ihrem Geld passiert."

Großspende kann 100 Euro bis zu Millionen sein

"Große Spenden geben den Anstoß zu neuen Projekten", sagt Rupert Roniger, Geschäftsführer der Hilfsorganisation "Licht für die Welt", die Blinde und Behinderte in Entwicklungsländern unterstützt. Für den Bau einer Augenklinik in Mosambik, der im Juli 2013 begonnen werden soll, hat ein vermögender privater Spender 500.000 Euro fix zugesagt. Für weitere 350.000 Euro werden noch Unterstützer gesucht.

Eine Augenabteilung in Pakistan samt Operationssaal und Mitarbeiterschulungen machte Josef Stockreiter möglich. Der ehemalige Bauunternehmer aus Niederösterreich spendete den Erlös aus einer Lebensversicherung - 100.000 Euro - an "Licht für die Welt". "Dieses Geld hatte ich eigentlich für einen familiären Notfall gespart, welcher Gott sei Dank nie eingetreten ist. Und ich beschenke auch mich damit - anstatt mir einen Porsche zu kaufen, kann ich nun mit ruhigem Gewissen jeden Abend in den Spiegel schauen", so Stockreiter.

Was man unter einer Großspende versteht, sei für jede Organisation unterschiedlich, sagt Fundraiserin Jasna Sonne: "Das kann ein Betrag von 100 Euro bis zu einer Millionensumme sein." Zum Teil werden mit Großspenden Projekte wie der Bau eines Obdachlosenhauses unterstützt. Zudem werde versucht, bestehende Unterstützer dazu zu bringen, höhere Beträge zu spenden.

Spenden in Millionenhöhe sind bisher in Österreich Einzelfälle: Die letzte datiert aus dem Jahr 2010. Damals erhielt das Institute of Science and Technology (IST) Austria in Maria Gugging in Niederösterreich von der Invicta Stiftung des Pharmaunternehmers Peter Bertalanffy eine Zuwendung von zehn Millionen Euro. Baumax-Vorstandsvorsitzender Martin Essl und seine Frau Gerda vergeben jedes Jahr den Essl Social Preis mit einer Million Euro Preisgeld. Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner spendet regelmäßig größere Summen, unter anderem sicherte seine Concordia-Stiftung 2008 dem Verein der Flüchtlingshelferin Ute Bock das Überleben.

International werden Großspenden meistens über Stiftungen abgewickelt. Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbandes, sieht einen Trend, dass Stiftungen aus dem Ausland zunehmend in Österreich für gemeinnützige Zwecke spenden.

Laut einem Bericht des Rates für Forschung und Technologie werden die gemeinnützigen Ausgaben der österreichischen Privatstiftungen auf 18 Millionen Euro geschätzt - das sind vier Euro pro Österreicher. Der deutsche Vergleichswert liegt bei 183 Euro, in der Schweiz sind es 109 Euro. Die Ausschüttungen von gemeinnützigen Stiftungen sind demnach in der Schweiz 25 Mal und in Deutschland 45 Mal höher als in Österreich. "Das österreichische Stiftungsrecht ist für philanthropisches Engagement nicht maßgeschneidert", so das Ergebnis des Berichtes.

Lutschinger fordert bessere Rahmenbedingungen: "Während Spenden seit 2009 steuerlich abgesetzt werden können, fällt beim Stiften für gemeinnützige Zwecke die volle Steuerpflicht an."