Zum Hauptinhalt springen

Rosige Zeiten für Kreative?

Von Karin Bornett

Wirtschaft
Kreativ sein und damit den Lebensunterhalt bestreiten: Davon träumen viele.
© fotolia

Nicht alle kreativen Köpfe können von ihrer Arbeit leben.


Wien. Im Oktober ging eine Gruppe österreichischer Künstler und Kulturschaffender auf die Straße und forderte die Einführung einer Festplattenabgabe. Nur einen Monat später startete die Initiative "Kunst hat Recht" gemeinsam mit anderen Organisationen die parlamentarische Bürgerinitiative "Festplattenabgabe jetzt!". Ziel ist die Verankerung der Festplattenabgabe im Urheberrechtsgesetz.

"Die Einnahmen der Künstlerinnen und Künstler nehmen jährlich ab, weil unsere Werke ohne Bezahlung privat kopiert werden", meint Gerhard Ruiss, Vertreter der IG Autorinnen Autoren und Initiator von "Kunst hat Recht". Auch Peter Paul Skrepek von der Musikergilde sieht schwarz: "Mit Musik lässt sich für die große Mehrheit der Musikschaffenden kaum mehr Geld verdienen. Zum Leben reicht es jedenfalls nicht."

Tatsächlich sinken die Erlöse aus dem Bereich Musik, Buch & künstlerische Tätigkeit tendenziell, wie aus dem Kreativwirtschaftsbericht der Wirtschaftskammer Österreich hervorgeht. Aber nicht alle Kreativen leiden wirtschaftlich unter Datenklau. Sie arbeiten im Schnitt äußerst effektiv, denn laut Statistik der Wirtschaftskammer ist die Umsatzrentabilität in kreativwirtschaftlichen Betrieben fast doppelt so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Diese lag etwa 2008/09 bei 5,3 Prozent, in der Gesamtwirtschaft bei 2,3 Prozent. Auch umsatzmäßig betrachtet ist der Wirtschaftszweig von Bedeutung. Rund 35.000 Kreativwirtschaftsunternehmen setzen mehr als 18 Milliarden Euro pro Jahr um. Das sind etwa 2,5 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Umsätze. Damit liegen die Kreativen noch vor der Gastronomie, die auf einen Anteil von rund zwei Prozent kommt, wie Zahlen der KMU Forschung Austria zeigen.

Im Durchschnitt sind die Umsätze in der Kreativwirtschaft 2009/2010 gestiegen. Vor allem die Bereiche Software & Games und Werbung sowie Video & Film verzeichneten in dem Zeitraum Zuwächse, Tendenz weiter steigend, wie Gertraud Leimüller, Vorsitzende der arge creativ wirtschaft austria in der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer Österreich, bestätigt. Ob Architekten, Designer oder Grafiker, die Kreativen des Landes sind leistungsstarke Unternehmer.

Die Mehrheit der Kreativschaffenden agiert als Ein-Personen-Unternehmen (EPU). So arbeitet laut KMU Forschung Austria in 63 Prozent der Betriebe nur eine Person. Umso wichtiger ist die persönliche Erfolgsstrategie. Gerald Bast, Direktor der Universität für angewandte Kunst in Wien: "Die Berufsfelder ändern sich rasant. Es wird also immer wichtiger, das Berufsfeld und die Ausbildung nicht zu eng zu stecken. Auch Zusammenarbeit unter den Kreativen gewinnt an Bedeutung. Dadurch entstehen neue Berufsmöglichkeiten und Chancen." Bast zeigt sich überzeugt, dass kreative Ideen auch in Zukunft gefragt sein werden. "Auf die Informationsgesellschaft wird eine Innovationsgesellschaft folgen. Damit wird die Notwendigkeit bestehen, dass innovative und kreative Ideen jeden Bereich der Wirtschaft durchdringen. Die Trennung zwischen Kreativwirtschaft und Nicht-Kreativwirtschaft wird sich auflösen", meint der Universitätsdirektor.

Großteil ist mit dem Einkommen zufrieden

Den Kreativen stehen also, geht es nach Bast, rosige Zeiten bevor. Aber schon jetzt sind laut Bericht der Wirtschaftskammer immerhin mehr als die Hälfte der Kreativschaffenden mit ihrem Einkommen sehr oder eher zufrieden. Dass kreative Köpfe durchaus von ihrer Arbeit leben können, bestätigt auch Grafikdesigner Rudi Walzhofer, dessen Unternehmen Atelier Walzhofer sich seit etwa drei Jahrzehnten in der Branche behauptet. "Es bedarf manchmal Durchhaltevermögens, um zu bestehen, aber im Atelier sind wir der Meinung, dass nach wie vor in jedem kreativen Bereich Potenzial vorhanden ist. Das beste technische Equipment dient allerdings nur als Werkzeug, wichtig ist die Kreativität des Einzelnen oder des ausführenden Teams", so der Grafikdesigner.