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Freunde fürs erste Leben

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Städtische-Versicherungsverein sichert Erste Stiftung Sperrminorität an Erste Bank.


Wien. Erste Bank und Wiener Städtische (VIG-Konzern) sind seit Jahren partnerschaftlich verbunden - in Österreich und Osteuropa. Eine Kapitalverschränkung kam nie in Frage. Doch die Zeiten für Banken sind hart. Die Kapitalvorschriften werden immer strenger, private Investoren dagegen bei Banktitel enorm vorsichtig.

Wenn also die Erste Stiftung ihren beherrschenden Einfluss an der Bank behalten will, sind gute Freunde Goldes wert. Der Städtische Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, 70-Prozent-Aktionär des Versicherungskonzerns, hat daher 2,5 Prozent an der Erste Bank gekauft und diesen Anteil mit der Stiftung syndiziert. Beide marschieren bei Aufsichtsrats-Bestellungen künftig Seite an Seite.

Stiftung behält auch nach Kapitalerhöhung das Sagen

Gemeinsam mit den vier Prozent, die von den 52 heimischen Sparkassen an der Erste Bank gehalten werden, wird die Stiftung dadurch über die 25-Prozent-Sperrminorität gehievt. Und die ist eine De-facto-Garantie für die Mehrheit in der Hauptversammlung, in der solche Entscheidungen fallen.

Bei der nun stattfindenden Kapitalerhöhung der Bank werden den bestehenden 400 Millionen Aktien 35 Millionen neue hinzugefügt. Die Erste Stiftung hat bereits signalisiert, dass sie nicht mitziehen wird. Im Sparkassensektor wird aber fix damit gerechnet, dass einige Sparkassen ihre Bezugsrechte auch wahrnehmen; damit bleibt die Sperrminorität so gut wie sicher über den 17. Juli hinaus gewahrt.

An diesem Tag wird feststehen, welche Altaktionäre mitziehen. Das eingesammelte Kapital wird die Bank dazu verwenden, um noch heuer die Staatshilfe in Höhe von 1,2 Milliarden Euro zurückzuzahlen. 2009 bekam die Erste Bank - unter dem Eindruck der Finanzkrise und wie andere Banken auch - ein solches staatliches Kapitalpolster. Die Erste Bank zahlt dafür acht Prozent Zinsen. Im kommenden Jahr würde dieser Zinssatz um 0,5 Prozentpunkte erhöht, ab dann alle sechs Monate um denselben Wert. Das will Bank-Chef Andreas Treichl, kein Freund staatlicher Interventionen, unbedingt vermeiden.

Sicherheitshalber wurde in der Erste Stiftung mittlerweile der Passus in der Satzung ersatzlos gestrichen, wonach sich die Erste Stiftung auflöst, sobald die Beteiligung an der Bank unter 15 Prozent fällt.

Die Stiftung weist als Vermögen eben den Anteil an der Erste Bank aus, die Dividenden-Erlöse (so es welche gibt) werden teilweise für soziale und kulturelle Aktivitäten in Osteuropa verwendet. Die Börse bewertet die Erste Bank derzeit mit acht Milliarden Euro, ein Fünftel davon gehört der Stiftung. Der Chef des "Wiener Städtische Wechselseitiger Versicherungsverein", Günter Geyer, hat nach einer verlustreichen Beteiligung an der Bank Austria eigentlich angekündigt, keine Bankaktien mehr zu kaufen. Bei einem von Investmentbankern vermuteten Kaufpreis um 20 Euro je Aktie und der kleinen Beteiligung von 2,5 Prozent ist das Risiko daraus aber eher gering. Das meinen jedenfalls Investoren. Insgesamt hat der Städtische Versicherungsverein dafür zirka 200 Millionen Euro aufgewendet.

Versicherungsverein als "Übernahme-Versicherung"

Dieser Versicherungsverein ist - einer Stiftung nicht unähnlich - 70-Prozent-Aktionär der VIG-Gruppe. Deren jetziger Vorstandsvorsitzender Peter Hagen sitzt, wie Treichl in der Stiftung, im Vorstand des Vereins.

Die beiden privatwirtschaftlichen Gebilde sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass sowohl die Bank als auch die Versicherung vor feindlichen Übernahmen geschützt sind, die Firmenzentralen in Wien bleiben. Sowohl Erste Bank als auch VIG-Gruppe sind stark in Osteuropa aktiv. Während die Erste an Kreditausfällen in Länder wie Rumänien oder Ungarn leidet, läuft das Versicherungsgeschäft weiter gut. Der Tochter-Gesellschaft der VIG in Tschechien stehen wegen des Hochwassers Schadenszahlungen ins Haus, die teils in Form von Soforthilfen bereits geleistet wurden, erklärt ein VIG-Sprecher.

Serbien im Fokusder Erste Bank

Beide Unternehmen und ihre Chefs sind vom "Comeback" Osteuropas überzeugt. Die Erste Bank würde sich grundsätzlich für die Serbien-Tochter der Hypo Alpe Adria interessieren, die dortige Nummer 3 am Markt. Das bekräftigte Erste-Chef Andreas Treichl am Dienstag erneut. Sollte die Hypo aber ihre Südosteuropa-Töchter nur im "Bündel" abstoßen, würde sich die Erste Bank zurückziehen. Treichl: "Wir interessieren uns nur für Serbien."

Mit der Kapitalerhöhung steigt die Kernkapitalquote der Bank auf 10,2 Prozent.