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Zu rasche Expansion: Computerhändler DiTech insolvent

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
DiTech-Gründer Damian und Aleksandra Izdebski eröffneten noch im Oktober den ersten Flagshipstore in der SCS - knapp ein halbes Jahr später muss der Wiener IT-Händler Insolvenz anmelden.
© DiTech

Für die Sanierung wird ein Investor gesucht, bis zu 80 Stellen fallen weg.


Wien. Damian und Aleksandra Izdebski galten als Vorzeige-Unternehmer und wurden vielfach ausgezeichnet. Fast genau 15 Jahre nach der Gründung ist der von den polnischen Einwanderern gegründete IT-Händler DiTech insolvent. "Ich habe Fehler gemacht", schreibt Damian Izdebski am Montag in einem offenen Brief. "Ich habe mich vom Erfolg des DiTech-Konzeptes und dem damit einhergehenden Wachstum blenden lassen und unterschätzt, wie wichtig es ist, dieses enorme Wachstum nachhaltig finanziell abzusichern."

In den vergangenen Monaten schrumpfte die Mitarbeiterzahl wegen Sparmaßnahmen von 300 auf 255, nun müssen noch einmal 60 bis 80 Beschäftigte gehen. Von den 22 Standorten, darunter drei Shop-in-Shops beim Buchhändler Thalia, sollen vor allem kleinere Filialen geschlossen und die Logistikzentrale verkleinert werden.

Gespräche mit Finanzinvestor

Das Sanierungsverfahren wird im Laufe dieser Woche beim Handelsgericht Wien angemeldet, erst dann sollen Details zum Sanierungskonzept bekanntgegeben werden. "Es laufen Gespräche mit Banken und einem europäischen Finanzinvestor", sagt DiTech-Sprecher Mario Gründl.

Die Insolvenz war aufgrund der seit Mai 2013 anhaltenden Liquiditätsprobleme absehbar, heißt es vom Kreditversicherer Prisma: "Mit dem alten Geschäftsmodell weiterzumachen, funktioniert nicht. DiTech hat in einer Zeit massiv expandiert und neue Standorte eröffnet, wo der Elektronikmarkt bereits eingebrochen ist." Elektronikhändler wie Niedermeyer seien verschwunden. Zudem brächte der Trend zu Smartphones und Tablets geringere Margen als Laptops und PCs. Nachdem das Unternehmen keine Unterlagen mehr zur Bonitätsprüfung vorgelegt habe, gebe es keine Deckungen mehr für Kredite von DiTech, heißt es von Prisma.

Dem Computerhändler fehlt es an Ware. Aktuell können deshalb Bestellungen über rund 1,5 Millionen Euro von mehr als 2000 Kunden nicht bedient werden, teilte Izdebski mit. Seit Sommer 2013 liege der Lagerbestand bei fünf bis sieben Millionen Euro. Um die Nachfrage bedienen zu können, bräuchte es allerdings 15 Millionen Euro. Dadurch sei es zwar zu keinen großen Umsatzrückgängen gekommen, aber verbunden mit immer geringer werdenden Margen und einer auf Wachstum ausgerichteten Kostenstruktur haben sie zu sehr großen Verlusten geführt, so Izdebski: "In Zeiten, in den ein Elektronikhändler 150 Smartphones oder Tablets verkaufen muss, damit das Monatsgehalt eines einzigen Verkaufsmitarbeiters bezahlt werden kann, werden nur Unternehmen überleben, die extrem effizient und produktiv sind."

Innerhalb von fünf Jahren hat DiTech ein nationales Filialnetz aufgebaut, der Onlineshop bringt 30 Prozent des Umsatzes. Der Umsatz verdoppelte sich zwischen 2008 und 2012 auf 120 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss sank von 866.000 auf 145.000 Euro, im Vorjahr schrieb der Händler Verluste.