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Diskonter lassen Mobilfunktarife purzeln

Von Sophia Killinger

Wirtschaft
fotolia/Michael Rogner

Nach Hofer startet auch Lidl am Freitag mit "3"-Billigschiene Eety. Weitere neue Anbieter, darunter Tele2, folgen im Herbst.


Wien. Jahrelang galt Österreich als Paradies für Mobilfunkkunden, dann stiegen die Tarife seit der Übernahme von Orange durch den Mitbewerber "3" im Jahr 2012 stetig - bis Anfang 2015. Der Start von Hofer Telekom (HoT) am 2. Jänner 2015 hat den Preiskampf wieder angeheizt. Im Juni ist Spusu ("Sprich und Surf") mit einem Billigtarif gestartet. Ab Freitag bietet der Mobilfunker "3" unter der Marke Eety Diskont-Tarife an. Der Vertrieb läuft in Kooperation mit dem Einzelhandels-Diskonter Lidl Österreich über 200 Lidl-Filialen, ebenso viele Fachhändler und online.

Eety-Managerin sieht "enormes Potenzial" im Diskontmarkt

Eety steht in Konkurrenz zu HoT und S-Budget (Spar), die als virtuelle Mobilfunker ohne eigenes Netz die Infrastruktur von T-Mobile nutzen, sowie zu Yesss! und Bob, den Billigschienen von A1. "Der Diskont-Markt bietet nach wie vor enormes Potenzial", ist Eety-Managerin Melanie Weber überzeugt.

Eety war seit der Gründung 2006 ein Nischenanbieter für Gespräche ins Ausland und wurde im Frühjahr 2015 zur Gänze von Hutchison Drei ("3") übernommen. Die Marke mit der Vorwahl 0665 werde jedoch eigenständig geführt, die Startpakete werden daher nicht in den "3"-Shops erhältlich sein, so Weber.

Eety verfügt derzeit über 60.000 Kunden, diese Zahl soll laut Weber "deutlich" gesteigert werden. HoT verzeichnete drei Monate nach Start 167.000 Kunden. "Dabei ist die Position von HoT am Markt natürlich - noch - die von David gegen Goliath", heißt es auf Anfrage von HoT.

Preislich liegt das Monatspaket von Eety in etwa gleichauf mit HoT und kostet 9,90 Euro. Enthalten sind 3 Gigabyte Daten sowie bei Eety 1000 Minuten und 500 SMS, bei Hofer 1000 Minuten oder SMS. Punkten will Eety mit Zusatzpaketen um fünf Euro, wenn die Freieinheiten nicht ausreichen, so Weber: "Diese verfallen nicht zu Monatsende und können zwölf Monate lang genutzt werden." Zum Vergleich: Beim Anbieter Spusu der Wiener Telekomfirma Mass Response, der das Netz von "3" nutzt, kosten 1000 Freiminuten, 1000 SMS und 3 Gigabyte Datenvolumen 20 Euro. Der Kabelnetzbetreiber UPC, seit Ende 2014 auch Mobilfunker, verlangt für das gleiche Paket 17,90 Euro (für Nicht-UPC-Kunden). Dazwischen liegen preislich "Ge org!" (bei Mediamarkt/Saturn), S-Budget, Yesss! und Bob, die aber jeweils mehr Freiminuten und -SMS ins Paket gepackt haben.

Wertkarte oft billiger als "überdimensionierte" Pakete

Das günstigste Paket findet sich um 3,90 Euro pro Monat für 100 Gesprächsminuten bei "Ge org!" und Yesss!, wie ein Vergleich aller 21 österreichischen Anbieter des Portals durchblicker.at zeigt.

Für Wenignutzer sind die Tarife von Dezember 2014 bis März 2015 am stärksten gesunken, auch insgesamt gingen die Mobilfunkpreise laut Telekomregulator RTR zurück - "nicht zuletzt bedingt durch den Markteintritt von HoT". Das bestätigt Reinhold Baudisch, Geschäftsführer von durchblicker.at: "Anbieter wie HoT und Spusu haben für neue Dynamik am Mobilfunkmarkt gesorgt und eine Trendwende bei den Preisen eingeleitet." Waren Wertkarten in der Urzeit der Mobiltelefonie fast immer teurer als Vertragstarife, habe sich das in Zeiten der "teilweise komplett überdimensionierten Inklusivpakete" umgekehrt. Achten sollte man auf die Kosten, wenn das inkludierte Volumen aufgebraucht ist, rät Baudisch.

Zudem verschwimmen die klassischen Unterscheidungsmerkmale zwischen Wertkarte und Vertrag wie Bindung, variable versus fixe Gebühren oder Zahlungsart zunehmend, heißt es von durchblicker.at. Kunden von HoT - ab Herbst auch von Eety - können ihre Wertkarte automatisch über das Bankkonto aufladen.

Abzuwarten bleibt, wie sich der Einstieg weiterer virtueller Mobilfunkanbieter auf die Preise auswirken wird. In der zweiten Jahreshälfte 2015 wird der schwedische Telekomanbieter Tele2 im Netz von T-Mobile mit einem Mobilfunkangebot starten. Die Vorwahl wird 0690 lauten. Einen genauen Starttermin will man auf Anfrage nicht nennen.

Auch Ventocom, die Firma des ehemaligen Telering- und Orange-Chefs Michael Krammer, wird im Herbst mit einem neuen Partner starten. Dieser werde nicht in Konkurrenz zu Hofer stehen, betont Krammer auf Anfrage. Man kooperiere mit Unternehmen, die bereits über ein starkes, umfassendes Vertriebsnetz verfügen: "Dazu kommen Medienunternehmen genauso in Frage wie Banken und Versicherungen."