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Schöne neue Industriewelt

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Die Technologisierung kostet Arbeitsplätze. Das Infrastrukturministerium investiert 50 Millionen Euro.


Alpbach. "Ungleichheit hat viele Gesichter", sagte Hannes Androsch, Ex-SPÖ-Finanzminister und Unternehmer, beim Auftakt der 33. Technologie-Gespräche in Alpbach. Ihrem technologischen Gesicht widmen sich in den kommenden Tagen zahlreiche Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Wirtschaft in 14 Arbeitskreisen, Diskussionsrunden und Vorträgen. Im Fokus der Eröffnungsveranstaltung mit dem Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV), Georg Kapsch, Infrastrukturminister Alois Stöger (SPÖ), Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP), Karl Blecha (SPÖ) und Androsch standen die neuen Herausforderungen der Technologisierung und der Industrie 4.0.

50 Millionen Euro für Innovation geplant

Das Infrastrukturministerium (BMVIT) nimmt etwa 50 Millionen Euro im Rahmen seines Turbopaktes Technologie in die Hand, mit denen bis 2017 sieben Projekte finanziert werden sollen. Die Hälfte des Geldes soll in erneuerbare Energieprojekte wie smarte Energienetze und Umwelttechnologien fließen. 18 Millionen gibt es für die Hightech-Ausstattung von Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Weiters sollen Teststrecken für selbstfahrende Autos und ein EU-Innovationszentrum errichtet und Anreize für internationale Fachkräfte und junge Menschen in Technologieberufen geschaffen werden. Zudem sollen in ganz Österreich vier Pilotfabriken für Industrie 4.0 errichtet werden, dem inoffiziellen Leitthema des Forums.

"Die Menschen wollen nicht gleich sein. Sie wollen sich differenzieren. Das bringt einen Wettbewerbsvorteil", sagte IV-Präsident Kapsch und betonte die dringende Notwendigkeit Österreichs, weiter in Innovation und technische Entwicklung zu investieren. Tatsächlich ist das Land in den vergangenen Jahren vom sechsten auf den zehnten Rang des europäischen Innovation-Score-Boards abgerutscht und wird vermutlich weiter absteigen.

Die zunehmende Digitalisierung, Maschinen, die manuelle Arbeit ersetzen und von der ganzen Welt aus über das Internet gesteuert werden, stellen die Gesellschaft vor eine ganz andere Herausforderung. Denn dadurch gibt es immer weniger Arbeitsplätze für einfache Arbeiter. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Arbeitnehmer.

Weniger unqualifizierte Jobs

Eine Studie der Volkswirte der Bank Ing-Diba aus dem Jahr 2013 kommt zum Schluss, dass durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen und Robotern in den kommenden Jahrzehnten die Hälfte der Jobs in Deutschland bedroht sind. So düster sieht Staatssekretär Mahrer die Zukunft für Österreich nicht. "Wir werden andere Arbeitsplätze haben", sagte er. Dabei müsse man aber das Bildungssystem grundlegend reformieren und den neuen Anforderungen anpassen. Auch Kapsch räumt ein, dass kurzfristig vor allem einfache, manuelle Arbeitsplätze verlorengehen werden, durch langfristige Bildungsoffensiven könne man das aber in Zukunft ausgleichen.

Derzeit hat die Hälfte der rund 320.000 Arbeitslosen in Österreich höchstens einen Pflichtschulabschluss. Wie man diese Gruppe fit für die neuen, technologischen Anforderungen am Arbeitsmarkt macht, weiß noch niemand so genau. Im Rahmen der Technologieoffensive solle auch verstärkt in Umschulungsmaßnahmen, frühkindliche Förderung von Beginn an und in die Universitäten investiert werden. Bis 2020 soll Österreich seine Forschungsquote auf mehr als drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts von derzeit zwei steigern, so Androsch.

Weitere Ausschreibungen für Breitbandmilliarde

Am Rande der Eröffnung erklärte Stöger, dass im Herbst weitere Ausschreibungen für den Ausbau des Breitbands in Österreich anstehen. Bis 2019 hat das BMVIT eine Milliarde Euro für den Ausbau von Breitband zugesichert. Eine erste Tranche von 300 Millionen Euro wurde schon freigegeben. Im Herbst starten weitere Ausschreibungen, etwa zur Anbindung von Sendemasten mit Glasfaser. Eine entsprechende Zustimmung der EU-Kommission dafür wird demnächst erwartet. An den Ausschreibungen hofft auch der Mobilfunker Drei mitschneiden zu können, wie dessen Chef Jan Trionow erklärte.

Mit Eierlikör auf dem Gratlspitz und andere Highlights aus Alpbach - im Alpbach-Blog.