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Cerberus will richtig viel Geld für die Bawag

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Drei Milliarden Kaufpreis - damit kämen nur asiatische Investoren in Frage.


Wien. 2,6 Milliarden Euro bezahlte Cerberus für die Bawag im Jahr 2006. Dazu kam eine Kapitalerhöhung von 600 Millionen für die damals schwer angeschlagenen Bank. Mittlerweile wurde die Bank kräftig umstrukturiert, Immobilien, Pensionskasse und Investmentfonds wurden verkauft. Die Bank verdient heute gut und zählt derzeit zu den kapitalstärksten Banken Österreichs.

Das ist wohl der Grund für den exorbitanten Kaufpreis, den sich die Eigentümer vorstellen. Aus Investmentbankkreisen ist zu hören, dass die beiden US-Fonds Cerberus und Golden Tree etwa drei Milliarden für die Bank haben wollen. Das übersteigt den Buchwert der Bank deutlich, der bei maximal 2,4 Milliarden Euro liegt. Diese Summe ist identisch mit dem Eigenkapital der Bank. Cerberus hält 52 Prozent an der Bawag, Golden Tree 39 Prozent. Zweiterer ist Ende 2012 offiziell bei der Bawag eingestiegen, da Cerberus als Eigenkapital ausgewiesenes Anleihekapital tauschen musste - und selbst dazu nicht in der Lage war oder nicht wollte. Cerberus wurde von Steve Feinberg gegründet, Golden Tree von Steve Tananbaum. Die beiden US-Fonds sammeln Geld von Investoren ein und veranlagen es. Angeschlagene Unternehmen mit einer bestehenden Substanz sind beliebte Ziele, da sie in aller Regel günstig zu haben sind und nach erfolgreicher Sanierung mit Gewinn weiterveräußert werden können.

Für EU-Interessenten wie Santander zu teuer

Bei der Bawag dachten die Cerberus-Manager wohl in diese Richtung, doch dann kam die Finanzkrise. Geschäftsregeln sowie Eigenkapitalvorschriften wurden verschärft. Mit dem jetzt kolportierten Kaufpreis würden die beiden Fonds noch relativ gut aussteigen, doch wer kauft eine Bank so teuer?

In Europa werden für Banken zwischen 0,5 und 0,8 "Buch" geboten - je nach vorhandenem Risiko. Mehr als das Eigenkapital zu verlangen bedeutet, so ein Investmentbanker, der anonym bleiben wollte, dass Cerberus seine Fühler nach Asien, vor allem China, Australien und Indien, ausstreckt. Für dortige Investoren ist eine starke Bank mit einer EU-weit gültigen Lizenz wertvoll. Europäische und amerikanische Banken verfügen in aller Regel bereits über EU-Niederlassungen. Investmentbanker halten es für logisch, dass die Bawag am Ende des Verkaufsprozesses einen asiatischen Eigentümer erhält.

Und für die Aufsicht ist die Aussicht Grund genug, beim kolportierten Kauf des Privatkundengeschäftes der Bank Austria die Ampel auf Rot zu schalten. Daneben soll Cerberus auch nicht bereit sein, die als Kaufpreis genannten 800 Millionen Euro aufzubringen. Und der gemeinsame Marktanteil von Bawag und Bank Austria löst bei der Wettbewerbsbehörde Alarm aus.

Asiatische Bankinvestoren sind derzeit beliebt. Die Österreich-Bank der Hypo Alpe Adria wurde an eine indische Gruppe verkauft. Auch an jener Beteiligungsverwaltung, die die Kommunalkredit kaufte, sollen über britische und irische Fonds asiatische Investoren beteiligt sein. Große chinesische Banken wollen weiterhin nach Europa expandieren, die runderneuerte Bawag zählt zweifelsohne zu diesen Investitions-Objekten. Wenn jedenfalls ein Käufer bereit ist, den geforderten Kaufpreis zu bezahlen, werden Cerberus und Golden Tree keine Sekunde zögern, so Insider.