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Auch Wien in Sorge um Opel-Jobs

Von Karl Leban

Wirtschaft

Politik fordert vertraglich fixierte Arbeitsplatz- und Standortgarantien.


Wien. Der französische Autobauer PSA Peugeot Citroën will die defizitäre General-Motors-Tochter Opel kaufen. Von einem Zusammengehen mit den Deutschen verspricht sich der Pariser Konzern signifikante Synergien, dem Vernehmen nach sollen es jährlich bis zu zwei Milliarden Euro sein. Noch ist der Deal freilich nicht paktiert. Daher ist vieles vorerst unklar. Die Mitarbeiter von Opel sind jedenfalls verunsichert, viele sind um ihren Job besorgt. Schließlich fallen bei Zusammenschlüssen wegen Doppelgleisigkeiten in der Regel immer Arbeitsplätze dem Sparstift zum Opfer.

Verunsicherung herrscht auch in dem vom GM-Konzern vor 35 Jahren errichteten Werk in Wien-Aspern, wo rund 1600 Beschäftigte Motoren und Getriebe für Opel bauen. Mit einer Jahresproduktion von 1,3 Millionen Einheiten ist es eines der weltweit größten derartigen GM-Werke.

Zypries: "Wichtig istschon, dass Opel Opel bleibt"

Politik und Belegschaftsvertreter drängen unterdessen auf rasche Klarheit für die Opel-Beschäftigten - vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich und anderen Ländern Europas. Zwar hat PSA-Konzernchef Carlos Tavares vor wenigen Tagen bei der Präsentation der Geschäftsergebnisse 2016 zugesagt, dass Opel als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben soll. Wobei der gebürtige Portugiese ergänzte, dass der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 für ihn eine "moralische Frage" sei.

Der Politik sind mündliche Zusagen allerdings zu wenig. Jedenfalls fordert Deutschlands Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries, dass Arbeitsplatz- und Standortgarantien im Fall einer Übernahme Opels durch PSA vertraglich fixiert werden müssten. Erst am Donnerstag hatte Zypries in Paris mit ihrem französischen Ressortkollegen Michel Sapin und Tavares über die Einstiegspläne des teilstaatlichen PSA-Konzerns gesprochen. "Wichtig ist schon, dass Opel Opel bleibt", hatte sie in den Gesprächen deponiert.

Um eine Absicherung der Jobs ist auch das österreichische Wirtschaftsministerium bemüht. Nach Informationen der Austria Presse Agentur hält es engen Kontakt zu Opel. Auf Basis bisheriger Gespräche wird im Ministerium erwartet, dass eine zukünftige Arbeitsplatzgarantie für Opel im Fall der Übernahme auch für das Werk in Wien gelten würde.

Im Büro der Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner - sie ist auch für Wirtschafts- und Standortpolitik zuständig - hieß es am Freitag: "Auch wir verfolgen die Entwicklungen genau und aufmerksam. Wir haben engen Austausch mit dem Management und dem Betriebsrat des Werkes und stehen auch im Austausch mit der Bundesregierung."

Im Opel-Konzern hat das Werk in Wien-Aspern eine Schlüsselposition. Experten glauben, dass eine Übernahme daran wohl nichts ändern würde. Immerhin gehen 90 Prozent der Produktion an Fabriken des deutschen Autoproduzenten. Wie es heißt, fährt jeder zweite Opel mit einem Getriebe aus Aspern und jeder dritte mit einem dort gefertigten Motor.

Wiener Zulieferwerk hateinst auch für Fiat produziert

Das Werk selbst gilt als profitabel und auch als Benchmark für andere Opel-Werke. Fachleute weisen darauf hin, dass das Wiener Werk früher auch für andere Automarken (etwa Fiat) produziert hat und auch dann noch gute Chancen hätte, sollte PSA als neuer Opel-Eigentümer seine Produkte nicht mehr im gleichen Ausmaß brauchen. Möglich wäre aber auch, dass das Wiener Werk - konkret die Opel Wien GmbH - von General Motors gar nicht mitverkauft wird.

Wann es mit dem Opel-Deal soweit sein könnte, ist bisher unklar. Noch laufen die Verhandlungen. Mehrere Medien haben allerdings berichtet, dass die Verträge spätestens bis zum Genfer Autosalon unterschrieben werden sollen, der am 6. März beginnt.

Mittlerweile haben sich die Betriebsräte von Opel (und der britischen Schwestermarke Vauxhall) europaweit koordiniert und eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. An dem Treffen in Rüsselsheim (Deutschland) nahmen am Donnerstag für das Werk in Wien die beiden Betriebsratsvorsitzenden Renate Blauensteiner (Arbeiter) und Franz Fallmann (Angestellte) teil. Bei dem Meeting vereinbarten die Belegschaftsvertreter unter anderem, mit ihren Betriebsratskollegen bei PSA Kontakt aufzunehmen.

Der "Spiegel" berichtet unterdessen von einem Stolperstein bei der geplanten Übernahme. Es gehe um die Patente für die Opel-Modelle, die GM gehören, darunter jene für das Elektroauto "Ampera-e", so das deutsche Magazin. In den Verhandlungen soll GM betont haben, dass Opel für die weitere Produktion Lizenzen kaufen müsse. Wie der "Spiegel" weiter berichtet, sei es ausgeschlossen, dass die Elektroautos nach Nordamerika, Russland oder China verkauft werden dürfen. Opel könnte nur neu entwickelte Modelle ohne GM-Patente dorthin exportieren.