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Schwache Konjunktur bremst ÖBB

Von Thomas Pressberger

Wirtschaft
Generaldirektor Andreas Matthä

Erstmals seit fünf Jahren ist die Staatsbahn beim Gewinn wieder im Rückwärtsgang unterwegs. Für den neuen Chef Andreas Matthä war 2016 trotzdem ein gutes Jahr.


Wien. ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä hatte es bei seiner ersten Bilanzpressekonferenz nach dem Abgang seines Vorgängers und jetzigen Bundeskanzlers Christian Kern nicht leicht. Kern hatte die Zahlen fünfmal in Serie gesteigert, 2016 gab es unter Matthä erstmals wieder einen Rückgang. Doch er sieht gute Gründe dafür und ist mit dem Geschäftsjahr zufrieden. Der Umsatz der ÖBB blieb mit 5,247 Milliarden Euro quasi stabil, der Gewinn ging um rund 14 Prozent von 193 Millionen auf 166 Millionen Euro zurück. "Es war ein zweifellos schwieriges, aber erfolgreiches Geschäftsjahr", sagte Matthä bei der Präsentation der Zahlen im Technischen-Service-Werk in Simmering. Vor allem im Güterverkehr hatte das Unternehmen zu kämpfen.

Schwieriges Umfeld im Güterbahngeschäft

Das Umfeld 2016 sei generell schwierig gewesen, die europäische Wirtschaftsentwicklung habe sich seitwärts bewegt. Rohstofflastige Industrien würden Europa den Rücken kehren und Kohlekraftwerke stillgelegt. "Das sind klassische Sparten für die Bahn", sagte Matthä. Dazu sei der niedrige Dieselpreis gekommen, der den Transport mittels Lastkraftwagen begünstigt habe. Trotzdem konnte Matthä mit einigen positiven Meldungen aufwarten. Alle drei Teilkonzerne - Personenverkehr, Güterverkehr und Infrastruktur - wiesen 2016 ein positives Ergebnis aus.

Der Bereich Güterverkehr konnte sich laut Matthä dank eines starken vierten Quartals auf Gewinnebene sogar als Nummer zwei hinter DB Cargo im europäischen Güterverkehr etablieren. Dennoch herrsche ein hoher Preisdruck, der auf Kosten der Margen gehe. Die Sparte soll nun durch Internationalisierung wachsen, so der ÖBB-Chef.

Im Bereich Personenverkehr gab es mit 461 Millionen beförderten Menschen einen Rekordwert. Allein im Schienenverkehr waren 244,2 Millionen Fahrgäste unterwegs, mehr als sechs Millionen mehr als im Jahr davor.

Neue Vorteilscard soll noch mehr Fahrgäste bringen

Die wichtigsten Wachstumstreiber waren der Ausbau der S-Bahn, eine Verbindung im Stundentakt durch den Arlberg, die bessere Anbindung zum Flughafen Wien-Schwechat und das Plus bei den ÖBB-Nachtzügen. Weiteres Wachstum soll eine neue Vorteils-Card bringen, die im Sommer auf den Markt kommt.

Beim Postbus-Marktanteil gab es dagegen einen Rückgang von knapp 50 auf 48 Prozent. Matthä will gegensteuern und die Position wieder ausbauen - die Postbus GmbH ist der größte Busbetreiber Österreichs im regionalen Busverkehr.

Ein wesentliches Thema wird weiterhin die Sicherheit der Fahrgäste sein. Die ÖBB investieren pro Jahr 20 Millionen Euro in diesen Bereich - unter anderem in Mitarbeiter, den Ausbau der Videoüberwachung und in Körperkameras. In die Infrastruktur wurden 1,9 Milliarden Euro investiert.

"Wir haben mehr als 200 große Bauprojekte gemanagt", sagte Matthä. 2017 werde man das fortsetzen. Vor allem die Südstrecke soll ausgebaut werden und eine Achse von der tschechischen Grenze bis Klagenfurt entstehen, die die nördlichen Wirtschaftsräume mit Italien verbindet. Bei einem weiteren Großprojekt werden Lücken geschlossen: Zumindest auf der Westbahnstrecke soll 2017 eine durchgehende Mobilfunkverbindung gewährleistet werden.

Neues Geld überBundesfinanzierungsagentur

Eine Steigerung gab es auch bei den Schulden. Während sich das Sachanlagevermögen der ÖBB um 970 Millionen auf knapp 24,4 Milliarden Euro erhöht hat, sind die Finanzverbindlichkeiten mit 482 Millionen Euro auf fast 22,8 Milliarden Euro geringer gestiegen. Die Nettoverschuldung kletterte von 1,27 auf 1,32 Milliarden Euro. Bund und Länder schossen 2016 rund 800 Millionen Euro zu. Der Schuldenstand sei immer wieder ein Thema, so Matthä, doch müsse man berücksichtigen, dass für kommende Generationen gebaut werde und es sich um langfristige Investitionen handle.

Ziel für die kommenden Jahre sei es, den Kurs fortzusetzen und die Ergebnisse nachhaltig auf hohem Niveau zu halten. Vor einer möglichen Zinswende hat man bei den ÖBB keine Angst. "Unser Durchschnittszins ist auf 3,12 Prozent gesunken", sagte Finanzvorstand Josef Halbmayr. Die Finanzierung wurde heuer umgestellt. Früher hätten die ÖBB selber Anleihen emittiert, künftig mache das die Bundesfinanzierungsagentur. In den nächsten 35 Jahren soll dies 540 Millionen Euro sparen. 95 Prozent der ÖBB-Finanzierungen seien jedenfalls fix verzinst.