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OMV sitzt auf Cash-Polster von gut drei Milliarden Euro

Von Karl Leban

Wirtschaft

Nach Russland will Firmenchef Seele den nächsten Expansionsschritt in Richtung Abu Dhabi setzen.


Wien. Beim teilstaatlichen Wiener Energiekonzern OMV scheint die Durststrecke infolge des tiefen Ölpreises inzwischen vorbei zu sein. Nach einer radikalen Diät und einem größeren Umbau sieht sich das börsennotierte Unternehmen jedenfalls wieder auf Wachstumskurs. Die Öl- und Gasproduktion ist im abgelaufenen ersten Quartal gestiegen, die Umsätze haben kräftig zugelegt, und auch der Gewinn sprudelt wieder. Unter dem Strich verdiente die OMV von Jänner bis März mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Konzernchef Rainer Seele, dessen Vorstandsvertrag erst kürzlich bis Mitte 2020 verlängert wurde, ist auch für das Gesamtjahr zuversichtlich. "Wir haben im April und Mai ein stabiles Geschäft gesehen - wir erwarten also, dass sich die positive Entwicklung der OMV fortsetzen wird", sagte der deutsche Manager Montagabend vor Journalisten.

Neue Firmenstrategie

Die deutlich bessere geschäftliche Performance von Österreichs größtem Industriekonzern spiegelt sich unterdessen auch im Börsenkurs wider. Seit Jahresbeginn hat die OMV-Aktie um mehr als 40 Prozent zugelegt, im Jahresabstand hat sich ihr Kurs fast verdoppelt. Das Jahreshoch wurde Mitte Mai bei 50,42 Euro markiert, dies war gleichzeitig der höchste Kurs seit dem Frühjahr 2008. Zuletzt lief die OMV der Erste Bank auch den Rang als wertvollstes österreichisches Unternehmen ab, ihre aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 15,5 Milliarden Euro.

Die starke Kursentwicklung an der Börse führt OMV-Chef Seele unter anderem auf den Cashflow des Konzerns, den Nettozufluss liquider Mittel, zurück. Dieser ist in den vergangenen Monaten vor allem auch durch den Verkauf mehrerer Firmen-Assets kräftig gestiegen. Ende März saß die OMV auf einem Cash-Polster von 3,1 Milliarden Euro, wie Seele berichtet.

Die größten Brocken unter den Verkäufen waren ein 49-prozentiger Anteil am Gaspipeline-Betreiber Gas Connect Austria, alle Offshore-Öl- und Gasprojekte in britischen Gewässern sowie die defizitäre türkische Tankstellen-Tochter Petrol Ofisi. Demgegenüber hat die OMV aber auch Zukäufe in Ländern wie Libyen und Russland getätigt respektive die Weichen dafür gestellt, um - anders als etwa in Großbritannien - künftig deutlich billiger produzieren zu können. Wegen des niedrigen Ölpreises verfolgt sie nunmehr die Strategie, verstärkt in kostengünstige Fördergebiete zu gehen.

Vor Expansion in Abu Dhabi

Nach dem kräftigen Produktionswachstum, das sich durch den bevorstehenden, 1,85 Milliarden Dollar schweren Einstieg in die Gasförderung in Russland - Juschno Russkoje - eröffnet, will der Konzern aber auch im Downstream-Geschäft (Raffinerie, Petrochemie) wachsen. "Die Hauptstoßrichtung dabei ist Abu Dhabi", sagt Seele. "Das wird zwar noch ein bisschen Zeit brauchen, bis wir dort etwas zur Entscheidungsreife gebracht haben." Die OMV werde hier aber "bestimmt im Laufe dieses Jahres noch die eine oder andere Überraschung parat haben", so Seele.