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Die Kauflaune verstärkt sich

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Der heimische Einzelhandel boomt - größtes Plus bei Lebensmitteln, Schuhen und Sportartikeln.


Wien. Die Österreicherinnen und Österreicher sind in Kauflaune wie schon lange nicht mehr. Das freut Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer und Interessenvertreter von rund 78.000 Unternehmen. "Durch die Handelslandschaft weht ein kräftiger Aufwind", freut sich Buchmüller. Um 800 Millionen Euro oder 2,5 Prozent mehr hat der stationäre Einzelhandel in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nominell umgesetzt, fast 34 Milliarden Euro flossen in die Kassen der Geschäfte. Real betrug das Plus 1,4 Prozent, nach 0,6 Prozent im Gesamtjahr 2016.

Die Zuwächse passen gut in das Bild eines anhaltenden Konjunkturaufschwungs. Marktforscher attestieren den Österreichern steigenden Optimismus zur Einkommenserwartung, und laut Ökonomen konnte die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt die nachlassende Wirkung der Steuerreform 2016 auf den privaten Konsum stärker kompensieren als erwartet.

Lebensmittelhändler erweitern Angebot

Davon profitierte im ersten Halbjahr insbesondere der Einzelhandel mit Lebensmitteln, der rund ein Drittel des gesamten Einzelhandelsvolumens ausmacht. Richard Franta, Geschäftsführer des Bundesgremiums, ist über den Umsatzzuwachs von 5,6 Prozent hocherfreut. Dabei heizen die Lebensmittelhändler die Konsumlaune auch angebotsseitig an. Die Kunden werden zum Kauf von Salaten und gesunden Snacks, Kaffee und Säften verführt, Waren mit Bio- und sonstigen Gütesiegeln füllen die Regale neugestalteter, modernisierter Filialen.

Der Schuhhandel hat Wettergott Petrus ein Plus von 3 Prozent zu verdanken. Rechtzeitig zum jahreszeitlich bedingten Sortimentswechsel sei das richtige Wetter gekommen, sagt Harald Sippl, Geschäftsführer des Bundesgremiums für Mode- und Freizeitartikel. Verkaufsschlager waren heuer Sneakers für alle Altersgruppen. Auch mit Outdoorsandalen und Damen-Ballerinas erwirtschafteten die Schuhhändler "schöne Umsätze".

Der Sportartikelhandel legte mit plus 2,7 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich zu, berichtete Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria am Donnerstag vor Journalisten. Erfreulich sei auch die Entwicklung beim Bekleidungshandel mit plus 1 Prozent gewesen. Hier habe es im vergangenen Jahr nämlich noch ein Minus von 1,6 Prozent gegeben. Rückläufige nominelle Umsätze wurden im ersten Halbjahr mit Büchern und Schreibwaren, Möbeln, Spielwaren und Elektrogeräten gemacht.

Unterdessen geht der Strukturwandel im stationären Einzelhandel weiter, er hat sich aber zuletzt abgeschwächt. Laut KMU Forschung ist die Zahl der Geschäfte im Vorjahr weiter gesunken, nämlich um 700 auf 37.800. Im Jahr 2015 hatte man noch 1400 Filialen weniger gezählt. Vom Markt sind im Vorjahr vorwiegend kleine Unternehmen mit nur einem Standort verschwunden. Vor zehn Jahren gab es noch 47.800 Einzelhandelsgeschäfte.

Filialschwund und magere Erträge

Besonders eklatant war der Strukturwandel bei den Lebensmittelgeschäften. Gab es in den 1970er-Jahren hierzulande noch 26.500 von ihnen, sind es jetzt nur mehr 5300 Geschäfte. Im österreichischen Einzelhandel herrscht ein harter Wettbewerb, und die Gewinnmargen sind gering. Die Rendite vor Steuern beträgt laut Buchmüller 2,5 Prozent. Im Lebensmitteleinzelhandel sind es mit etwa 2 Prozent noch weniger.

Die Verkaufsfläche des Einzelhandels ist 2016 um 100.000 m2 auf 13,7 Millionen m2 zurückgegangen, das ist das Niveau von 2004. Mittlerweile werden 40 Prozent der Geschäfte von filialisierten Einzelhandelsunternehmen betrieben, die in Summe bereits 67 Prozent der gesamten Verkaufsfläche auf sich vereinen. Die Konzentration hat somit einen neuen Rekordstand erreicht.