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Die Angst vor der Revolution

Von Karl Leban

Wirtschaft

Eine Studie zeigt, dass viele KMU die Digitalisierung scheuen, weil ihnen für die Umsetzung das Know-how fehlt.


Wien. "Die Digitalisierung wartet nicht", betont Walter Rück, Chef der Wirtschaftskammer Wien. Sie "wird die Arbeitswelt in den kommenden Jahren bis 2030 völlig verändern". Auch Klein- und Mittelbetriebe (KMU), die aufgrund ihrer Vielzahl das Rückgrat der heimischen Wirtschaft bilden, sind gefordert, sich digitalen Transformation nicht zu verschließen. Doch hier gibt es noch eine Menge Aufholbedarf - vor allem bei Firmen, die in den Sparten Handwerk und Gewerbe tätig sind. Dies geht jedenfalls aus einer am Montag präsentierten Studie hervor. Manche der KMU - meist sind es Kleinst- und Kleinunternehmen - verfügen noch nicht einmal über eine Web-Präsenz.

"Wir müssen den Betrieben die Scheu vor der Digitalisierung nehmen", sagt denn auch Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Oft stellten fehlendes Know-how und fehlende Informationen zur Digitalisierung die größten Herausforderungen dar. Österreichs Wirtschaftskammern wollen deshalb "Wegbegleiter und Berater" bei der Digitalisierung sein: Ab Herbst soll es im gesamten Bundesgebiet Informationsveranstaltungen und Digitalisierungs- sowie Beratungsförderungen geben.

Für die Studie, welche die Wirtschaftskammern, der Firmenberater Arthur D. Little, der Mobilfunkanbieter Hutchison Drei sowie das Institut für KMU-Management der WU Wien erstellt haben, sind rund 1700 KMU befragt worden. Zwei Drittel davon sehen in der Digitalisierung Chancen, Neukunden zu gewinnen. Außerdem hofft die Hälfte der Befragten auf Kosteneinsparungen.

Auf der anderen Seite rechnet ein Großteil der KMU mit einem Beschäftigungsrückgang durch die Digitalisierung. Bei jenen Firmen, die sich mit dem Thema offensiv auseinandersetzten, sei das allerdings weniger der Fall, so Alexander Keßler von der WU Wien. Diese Firmen seien vielmehr davon überzeugt, dass die digitale Transformation per Saldo zu höherer Beschäftigung im Betrieb führe.

Nichtwissen verunsichert

Dass der finanzielle Aufwand die einen oder anderen Betriebe abschreckt, sich mit der Digitalisierung konsequent zu beschäftigen, glaubt Sophia Pipke, Consultant bei Arthur D. Little, nicht. "Es gibt mittlerweile viele günstige Möglichkeiten." Was die Unternehmer unsicher mache, seien vielmehr Unwissenheit und mangelnde Information, erklärt Pipke.

Die Bewusstseinsbildung in der österreichischen Wirtschaft rund um das Thema Digitalisierung sei jedenfalls wichtig, wie es bei den Wirtschaftskammern heißt. Doch klar sei auch, dass es einen Verantwortlichen für Innovationen sowie Informations- und Kommunikationstechnologie, der die Digitalisierung im Land vorantreibt. Hier sei die künftige Bundesregierung gefordert. "Das muss ,Chefsache‘ werden." Auch die Fachkräfteausbildung gelte es zu forcieren - Stichwort: Ausbildungsplätze für Informatik an den Universitäten und Fachhochschulen sowie Ausbildung bereits an den Schulen. "Da muss es künftig einen Masterplan geben", sagen die Interessenvertreter der Wirtschaft.