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Misstöne bei der Telekom

Von Karl Leban

Wirtschaft

Der Abgang der Österreicherin Margarete Schramböck als A1-Chefin macht deutlich, wie sehr der mexikanische Telekom-Austria-Mehrheitsaktionär das Heft in der Hand hat.


Wien. An dem Ex-Monopolisten Telekom Austria hält América Móvil, ein mexikanischer Mobilfunkbetreiber, der dem Milliardär Carlos Slim gehört, 51 Prozent der Anteile. Die Republik ist über die Staatsholding Öbib mit 28,42 Prozent beteiligt, und die restlichen 20,58 Prozent entfallen auf Streubesitzaktionäre. Damit - und das seit inzwischen mehr als drei Jahren - sind die Machtverhältnisse bei der börsennotierten Telekom eindeutig: Die Mexikaner haben das Sagen, und die Öbib (vormals ÖIAG) ist bei wichtigen Fragen lediglich in der Rolle eines Juniorpartners.

Dass die Österreicherin Margarete Schramböck vor wenigen Tagen das Handtuch warf und den Chefsessel bei der für Österreich zuständigen Telekom-Tochterfirma A1 vorzeitig räumte (die "Wiener Zeitung" berichtete), soll jedenfalls auf Druck der Mexikaner erfolgt sein. Wie Beobachter dazu - mit Blick auf die Öbib - anmerken, habe dies auch Österreichs schwache Position in der Telekom Austria Group deutlich gemacht.

Die Staatsholding schweigt

Der Abgang der 47-jährigen Tiroler Managerin als Chefin des Telekom-Flaggschiffs A1 hat nun zwar hohe Wellen geschlagen, ist letztlich aber nicht unerwartet gekommen. Denn Mitte September hatte sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Telekom, Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer, via "Kurier" öffentlich zu Wort gemeldet und einen medial zuvor kolportierten Streit im Management - konkret zwischen Schramböck und dem argentinischen Konzernboss Alejandro Plater, einem Vertrauten Slims - indirekt bestätigt. Ruttenstorfer hatte dabei angekündigt, er wolle sich in den Konflikt einschalten. "Gibt es in einem Management unüberbrückbare Differenzen, dann müssen Maßnahmen gesetzt werden", hatte der Telekom-Präsident betont. Nachsatz: "Dann muss man sich trennen."

Damit war eigentlich schon damals klar, dass die österreichische Seite bei dieser Kraftprobe wohl den Kürzeren zieht und Schramböcks Tage als Chefin der größten und wichtigsten Telekom-Tochter gezählt sind.

Zu den Gründen für den Konflikt hält man sich bei der Telekom Austria bedeckt. Keine Stellungnahme zur Causa Schramböck gibt es auch aufseiten der Öbib, die im Zusammenhang mit personellen Angelegenheiten bei der Telekom auf den Aufsichtsrat als zuständiges Organ verweist. Doch auch dieser lehnt es ab, ein Statement abzugeben.

Ihren Posten als A1-Chefin hatte Schramböck erst im Mai 2016 angetreten. Gerüchten zufolge soll es schon kurze Zeit später zu ersten Konflikten mit Telekom-CEO Plater gekommen sein. Jedenfalls soll Schramböck ihre Kompetenzen für das Österreich-Geschäft weiter ausgelegt haben, als Plater - und mit ihm offenbar auch den Mexikanern - lieb war. Im Februar wurde Schramböcks Einflussbereich durch die Gründung der Tochter A1 Digital, die direkt unter der Konzernholding hängt, beschnitten. A1 ist damit Digitalgeschäft "abgesaugt" worden. Ebenfalls ein Punkt in der Chronologie des Machtpokers: Wenige Wochen vor Schramböck hatte bereits die im Vorjahr von ihr geholte A1-Personalchefin Sabine Bothe dem Unternehmen den Rücken gekehrt.

Grausam nun Interims-Chef

Bis zur Klärung der Nachfolge an der A1-Spitze ist nun Technik-Vorstand Marcus Grausam interimistisch Vorstandschef des österreichischen Marktführers. A1 hat eigenen Angaben zufolge 5,4 Millionen Mobilfunk- und 2,3 Millionen Festnetzkunden unter den Fittichen und beschäftigte zuletzt gut 8350 Mitarbeiter.