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Wolford wird chinesisch

Von Karl Leban

Wirtschaft

Mischkonzern Fosun zahlt für Übernahme mindestens 54,6 Millionen Euro.


Wien/Bregenz. Dutzende in- und ausländische Interessenten gab es für Wolford. Am Ende hat der chinesische Mischkonzern Fosun das Rennen um den traditionsreichen Bregenzer Strumpf- und Wäschehersteller gemacht. Sofern die Kartellbehörden dem am Donnerstag besiegelten Deal zustimmen, übernimmt Fosun von den Haupteigentümern, den Familien Palmers und Wilhelm, die sich beide komplett zurückziehen, deren Mehrheitsanteile von 50,87 Prozent. Dafür sollen 32,6 Millionen Euro als Kaufpreis fließen - 12,80 Euro je Wolford-Aktie.

In einem weiteren Schritt wollen die Chinesen dem defizitären Konzern, der weltweit rund 1500 Mitarbeiter hat (etwa 700 davon am Sitz in Bregenz), über eine Kapitalerhöhung dringend benötigtes Frischgeld in Höhe von 22 Millionen Euro zuführen - für jede neue Aktie ebenfalls 12,80 Euro. Der Beschluss dafür soll in einer Sonderhauptversammlung (HV) gefasst werden, sobald für die Übernahme das Okay der Wettbewerbshüter da ist. Erwartet wird dies für Mai.

Pflichtangebot für Streubesitz

Ebenfalls ein Punkt: Ist der mehrheitliche Einstieg von Fosun vollzogen, löst dies ein Pflichtangebot an die Streubesitzaktionäre aus. Nach dem österreichischen Übernahmegesetz muss der pro Aktie gebotene Preis zumindest dem gewichteten Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate entsprechen. Dieser Preis müsste somit über den bereits erwähnten 12,80 Euro liegen. An der Wiener Börse legte die Wolford-Aktie am Donnerstag kräftig zu - um bis zu 10,2 Prozent auf 14,10 Euro.

Für Wolford ist Fosun Retter in der Not. Seit Monaten waren die Vorarlberger auf Investorensuche. Grund waren wirtschaftliche Turbulenzen infolge von Umsatzrückgängen in wichtigen Märkten wie Großbritannien, den USA, Frankreich, Deutschland oder auch Österreich. Eine längere Verlustserie schmälerte zudem das Eigenkapital. Zuletzt hat sich die 1950 gegründete Firma dank eines Sparprogramms leicht erholt.

Fosun ist Chinas größtes privates Firmenkonglomerat. Der Konzern gilt als übernahmehungrig. Erst kürzlich hat er das angeschlagene französische Luxusmodehaus Lanvin geschluckt. Zu seiner Strategie gehört es, europäische Luxusmarken aufzukaufen und an der Hongkonger Börse zu handeln.