Zum Hauptinhalt springen

Blum-Bonus Reloaded

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Egon Blum, ehemaliger Lehrlingsbeauftragter der Regierung, schlägt neues Modell der Lehrstellenförderung vor. SPÖ will das Image der Lehre aufpolieren.


Wien. Egon Blum, von 2003 bis 2008 Lehrlingsbeauftragter der Regierung und Vater des Lehrstellenfördermodells Blum-Bonus, hat nun ein erweitertes Konzept vorgelegt. Der Blum-Bonus Neu enthält als Kernstück einen betrieblichen Bonus von 3000 Euro für alle Lehrlinge, die nach dem zweiten Lehrjahr einen verpflichtenden Qualifikationsnachweis erbringen. "Die Qualitätssicherung ist die überzeugendste Maßnahme zur Wiedererlangung des Vertrauens in die österreichische Lehrlingsausbildung", betont der Vorarlberger Blum.

Er selbst legte nach der Absolvierung einer Werkzeugmacherlehre im Jahr 1964 die Schweizer Werkmeisterprüfung ab. 1970 trat er in die Julius Blum GmbH in Höchst ein, wo er bis 2005 Mitglied der Geschäftsleitung war. Die Lehrlingsausbildung war Blum schon immer eine Herzensangelegenheit. Zwei Entwicklungen bereiten ihm schon längere Zeit große Sorgen: Rund 12.000 Unternehmen haben sich zwischen 2008 und 2017 aus der Lehrlingsausbildung zurückgezogen - eine Abnahme um 30 Prozent. Die Zahl der Lehrlinge in Betrieben sei im gleichen Zeitraum um 24 Prozent auf rund 98.000 zurückgegangen, weiß Blum.

Belohnung bei Erhaltvon Lehrstellen

Gleichzeitig gab es bei den überbetrieblichen Ausbildungszentren (ÜAZ) einen Anstieg um 150 Prozent oder 5454 auf 9101 Lehrlinge. In den ÜAZ sollen Jugendliche ausgebildet werden, die keine Lehrstelle finden oder ihre Lehre beziehungsweise Schulausbildung abbrechen mussten. Laut Blum stelle sich die Frage, wie weit der Einsatz von ÜAZs noch zielsetzungskonform ablaufe. "Sind die ÜAZs noch eine Ergänzung oder bereits der Ersatz für die betriebliche Lehrlingsausbildung?", fragt er sich. Die Ausbildung in ÜAZs wird jährlich mit 16.000 Euro pro Ausbildungsplatz gefördert.

Beim ursprünglichen Blum-Bonus, der 100 Millionen Euro kostete, bekamen Unternehmen pro zusätzlichem Lehrling pro Monat 400 Euro im ersten, 200 Euro im zweiten und 100 Euro im dritten Lehrjahr. Rund 12.500 zusätzliche Lehrstellen wurden so geschaffen.

Das neue Modell von Blum sieht neben dem Qualitäts-Bonus im Falle der Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen in Betrieben einen Zusätzlichkeitsbonus von 3000 Euro pro Lehrling vor - allerdings nur für maximal fünf Lehrlinge pro Unternehmen. Das soll Missbrauch verhindern.

Wenn Ausbildungsbetriebe den Lehrlingsstand vom Vorjahr halten, soll es für maximal zwei Lehrlinge pro Jahr einen Treuebonus von 2000 Euro geben.

Blum schlägt zudem die Einführung einer Pflegelehre nach dem Schweizer Modell vor. Diese sei als Ergänzung zu den Pflegeschulen und nicht als Konkurrenz zu werten.

Kern: Lehre soll als"cool" gelten

Auch die SPÖ will das Image der Lehre aufpolieren. Eine Lehre zu machen, soll als "cool" gelten, wünscht sich SPÖ-Vorsitzender Christian Kern. Er verwies bei einer SPÖ-Klubenquete zum Thema "Zukunft der Lehre" auch auf die vor allem in technischen Branchen guten Verdienstmöglichkeiten nach der Lehre.

Laut Bildungsexpertin Sandra Bohlinger von der Technischen Universität Dresden werde der seit Jahren anhaltende Trend zum Hochschulabschluss unter anderem auch durch Empfehlungen internationaler Akteure wie der OECD, der Europäischen Kommission oder der Unesco forciert. Großvolumige Marketingkampagnen mit prominenten Gesichtern oder der Ausbau von Hybridqualifikationen wären Möglichkeiten, um mehr Jugendliche für die Lehre zu gewinnen.

Das durchschnittliche Beginn-alter der Lehre sei in Österreich im internationalen Vergleich sehr niedrig, gab Peter Schlögl vom Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt zu bedenken. Weiters sei in der betrieblichen Ausbildung die Methode "Vorzeigen-Nachmachen-Üben" kein tragfähiges Lernmodell mehr.

Laut SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid, Initiatorin der Veranstaltung, brauche es angesichts der Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 neue Berufsbilder und Kompetenzen.