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Die neue Freiheit des Hufschmieds

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Die alteingesessenen Betriebe wollen, dass ihr Gewerbe wieder staatlich reglementiert wird.


Wien. Hufeisen gelten in vielen Teilen der Welt als Glücksbringer. Eine gängige Erklärung dafür lautet, dass Pferde für Stärke und Kraft stehen und die Eisen ihre Schwachstelle - die Hufe - schützen. Pferde beschlagen darf in Österreich derzeit "theoretisch jeder, der sich das zutraut", sagt Wilfried Wallner, Obmann des Österreichischen Hufschmiedeverbands und selbst seit vielen Jahren Hufschmied, mit Bedauern in der Stimme zur "Wiener Zeitung".

Seit der Reform der Gewerbeordnung im Vorjahr ist "Huf- und Klauenbeschlag" ein freies Gewerbe. Bis dahin war es teilreglementiert und konnte unter Erbringung eines Befähigungsnachweises selbständig ausgeübt werden.

Der Hufschmiedeverband, der derzeit 120 renommierte Hufschmiede vertritt, hatte sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 für die Aufnahme in die Gruppe der Vollgewerbe eingesetzt. Das hätte noch strengere Auflagen bedeutet. Zur großen Bestürzung der Standesvertretung wurde das Hufschmiedegewerbe jedoch freigegeben, so wie unter anderem auch Änderungsschneidereien, Nagelstudios und Speiseeiserzeugung.

6500 Stunden in der Praxis

Das Gesetz soll wieder korrigiert werden, fordern nun die Hufschmiede. Nur eine fundierte Ausbildung und Kenntnis der Materie könne Qualität sicherstellen. Falsch beschlagene Hufe stellen eine Gefahr für die Gesundheit der Pferde dar, in weiterer Folge seien sie sogar ein Sicherheitsrisiko für Leib und Leben ihrer Reiter, betont Josef Frech, Bundesbeauftragter der Hufschmiede in der Bundesinnung der Metalltechniker. Daher sei auch die Einstufung als reglementiertes Gewerbe gerechtfertigt. Dieses ist für all jene Tätigkeiten vorgesehen, die mit Gefahr für Leib und Leben verbunden sind. "Ein Hufschmiedlehrling kommt im Laufe seiner Ausbildung auf rund 6500 Stunden Praxis", ergänzt Frech.

Im April dieses Jahres stellte sich eine Delegation des Hufschmiedeverbands mit der Präsidentin des Österreichischen Pferdesportverbands, Elisabeth Max-Theurer, bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka ein, um eine Petition zu übergeben. Gefordert wird die Erhaltung des Berufs Huf- und Klauenbeschlag als Gewerbe mit entsprechendem Qualifikationsnachweis. Unterstützt wird das Anliegen auch von den österreichischen Pferdetierärzten, der Tierärztekammer und der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Frech ist guter Dinge, dass die Petition im Herbst im Parlament behandelt wird und betont: "Ich bin überzeugt, dass wir unsere Energie für eine sinnvolle Sache aufwenden."

Arbeit gibt es für die Hufschmiede genug, denn die Anzahl der Pferde hat durch den Trend zum Reitsport in Österreich seit Mitte der 1970er Jahre deutlich zugenommen. 1950 gab es noch rund 283.000 Pferde, ihre Bedeutung als Arbeits- und Transporttier nahm aber durch die zunehmende Motorisierung radikal ab. Der absolute Tiefpunkt wurde 1973 mit rund 39.000 Tieren erreicht. "Die logische Folge war das Absinken des Ausbildungsniveaus, was 1976 zur Auflösung des Lehrberufes Huf- und Wagenschmied führte", weiß man im Hufschmiedeverband. Dann ging es wieder bergauf. Zurzeit gibt es schätzungsweise 140.000 Pferde, und seit dem Jahr 2010 auch wieder den Lehrberuf Hufschmied.

Etwa 20 junge Leute absolvieren derzeit die dreijährige Lehre. Sie lernen, wie man Hufformen und alte Beschläge analysiert und beurteilt, Hufe korrigiert, Hufeisen herstellt und zurichtet und nicht zuletzt wie man sie aufnagelt. Danach folgt üblicherweise der zwölf Wochen dauernde Hufbeschlagkurs mit staatlicher Prüfung, der auch "Quereinsteigern" aus verwandten Lehrberufen offensteht. Den Kurs im oberösterreichischen Stadl-Paura (Kosten: rund 7000 Euro), der von Beschlagmeister Wilfried Wallner geleitet wird, wird es auch weiterhin geben, betont er. Wer antreten will, muss Praxis in den Grundfertigkeiten der Metallbearbeitung nachweisen, etwa mit einem Zeugnis über die Lehrabschlussprüfung für Hufschmiede, aber auch viele andere Lehrberufe sind zulässig, unter anderem Schlosser oder Kfz-Mechaniker.

Alternativ dazu wird auch der Abschluss einer HTL für Maschinenbau oder Fachschule/Werkmeisterschule für Maschinenbau oder der Nachweis über eine praktische, fachlich einschlägige Tätigkeit über mindestens ein Jahr in einem Unternehmen aus dem Gewerbe Huf- und Klauenbeschlag als Zulassungskriterium anerkannt. Bei der Eignungsprüfung muss ein Hufeisen vom Stab geschmiedet und auf einen zu korrigierenden toten Huf aufgeschlagen werden.