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Warum man nicht unendlich weit sieht

Von Peter C. Aichelburg

Wissen

Ein Nachruf auf den theoretischen Physiker Wolfgang Rindler.


Wien. Am 8. Februar verstarb 94-jährig der aus Österreich stammende international bekannte theoretische Physiker Wolfgang Rindler in seiner Wahlheimat Dallas, Texas. Geboren als Sohn eines jüdischen Wiener Anwalts verließ er 1938, 14-jährig, mit einem der letzten Kindertransporte Wien in Richtung England. Dort von Pflegeeltern aufgenommen, musste er zunächst in der Landwirtschaft arbeiten. Dennoch wurde seine mathematische Begabung erkannt. Er studierte zunächst an in Liverpool Mathematik und promovierte dann am Imperial College.

Danach ging es nach Amerika an die Cornell Universität. 1963 folgte er einer Einladung an das Southwest Center for Advanced Studies, welches schließlich zur University of Texas in Dallas wurde. Trotz zahlreicher Einladungen an andere Universitäten blieb er Dallas treu. Wegen seiner außerordentlichen pädagogischen Begabung unterrichtete er dort noch bis ins hohe Alter, zuletzt mit Hilfe von Video-Aufzeichnungen.

Seine wissenschaftliche Liebe galt Einsteins Relativitätstheorie und deren Implikationen für die Kosmologie. Auf ihn geht der Begriff des Horizonts zurück. In der Urknalltheorie gibt es Ereignisse, von denen wir heute prinzipiell keine Kenntnisse haben können und in machen Modellen auch nie haben werden.

Die "Rindler-Raumzeit"

Auch schwarze Löcher umgeben sich mit einem "Ereignishorizont", sodass für Beobachter im Außenraum verborgen bleibt, was im Inneren geschieht. Solche Horizonte sind verantwortlich für die "Hawking-Strahlung", wie Stephen Hawking herausgefunden hat. Aber selbst im flachen Raum kann es Horizonte geben, wenn man sich in einem Raumschiff mit gleichbleibender Beschleunigung befindet. Dann bleibt ein Teil des Kosmos unbeobachtbar. Dieser spezielle Effekt geht auf ihn zurück und wird mit "Rindler-Raumzeit" bezeichnet.

Seine pädagogisch brillant geschriebenen Bücher, über die Relativitätstheorie, gehören zur wissenschaftlichen Standardliteratur für Studierende. Mit dem berühmten Oxforder Mathematiker Roger Penrose verfasste Rindler zwei Bände über "Spinors and space-time" ebenfalls ein Standardwerk.

Wolfgang Rindler erhielt viele Ehrungen und Auszeichnungen. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Turin und seit 1998 Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Obwohl Wolfgang Rindler vertrieben wurde, blieb der Familienvater Österreich treu. Er war begeisterter Wanderer und so besuchte er viele Jahre hindurch die Ramsau und hatte Sehnsucht nach der Wiener Küche.