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"Generation Corona" an den Schulen

Wissen

Laut Studie senkte die Pandemie den Lernfortschritt unter Schülern um ein Drittel.


Immer wieder wird diskutiert, wie stark die Schulschließungen während der Corona-Pandemie sich auf den Lernforschritt der Schülerinnen und Schüler auswirkten. Ein internationales Forschungsteam ist der Frage systematisch nachgegangen und wartet mit unerfreulichen Zahlen auf: Kinder und Jugendliche haben während Corona-Pandemie ein Drittel des normalen Lernzuwachses pro Schuljahr verloren. Vor allem Kinder mit niedrigem sozioökonomischen Status und aus ärmeren Ländern sind betroffen.

Die im Fachmagazin "Nature Human Behaviour" publizierten Meta-Analyse umfasst 42 Studien aus 15 Ländern, jedoch vor allem aus Großbritannien, den USA und Deutschland. Neben Lerndefiziten in verschiedenen Schulfächern wurden der soziodemografische Status und das Durchschnittseinkommen im Land erfasst. Die Analyse ergab, dass die Schülerinnen und Schüler insgesamt 35 Prozent des Lernfortschritts eines normalen Schuljahres verloren haben. Zwischen den Klassenstufen ließen sich keine signifikanten Unterschiede erkennen, zwischen den Fächern jedoch wohl. In Mathematik war das Defizit stärker als in Lesen, was die Autoren um Sebastian Betthäuser von der Universität Oxford damit erklären, dass Eltern und Kinder zu Hause eher gemeinsam lesen als sich Mathematik-Aufgaben vorzuknöpfen. Zudem zeigten einige Studien, dass das Lerndefizit sich nicht im Laufe der Pandemie verringerte, sondern zwischen Mai 2020 und Mai 2022 überdauerte.

Sozioökonomischer Status

In Ländern mit mittlerem Durchschnittseinkommen, wie Brasilien oder Mexiko, war das Lerndefizit größer als in Ländern mit hohem Durchschnittseinkommen, wie den USA oder Großbritannien. Die Autoren räumen ein, dass in der Meta-Analyse keine Studien aus Ländern mit niedrigem Durchschnittseinkommen einbezogen werden konnten und daher der Vergleich mit dieser Gruppe fehlt.

Unabhängige Forschende sprechen von einer immensen Relevanz des Lerndefizits für das Bildungssystem, da die geforderten Standards der Lehrpläne schwer erreichbar geworden seien. Der Mangel an Lehrkräften erschwere das Aufholen des Lerninhalts.

"Die Relevanz des festgestellten Lerndefizites ist immens, weil es auf den Unterricht einen unmittelbaren Einfluss hat. Je geringer die Lernleistungen sind, desto schwieriger wird es für die Lernenden, die von den Curricula geforderten Standards zu erreichen", sagt Schulpädagoge Klaus Zierer von der Universität Augsburg zum "Science Media Center" in Köln: "In der Folge ist zu erwarten, dass sich eine ,Generation Corona‘ bildet, die besonders stark unter der Pandemie gelitten hat." Insbesondere die jüngsten mit einem bildungsfernen Hintergrund aus wirtschaftlich schwachen Ländern, seien betroffen.(est)