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Briten wollen Gentherapie an Eizellen erlauben

Von Eva Stanzl

Wissen

Auch Eizellen von über 40-jährigen Frauen könnten verjüngt werden.


London/Wien. Das in Fragen der Genetik und der künstlichen Befruchtung liberale Großbritannien erarbeitet eine Roadmap, die dazu führen könnte, dass Kinder die Gene ihrer beiden Eltern und einer dritten Person in sich tragen. Das berichtet das Fachmagazin "Nature". Die derzeitigen Forschungsarbeiten könnten verhindern, dass Kinder gewisse Erkrankungen erben. Es handelt sich allerdings um die ethisch höchst umstrittene genetische Veränderung von Eizellen.

Einer von 5000 Menschen erkrankt an Muskeldystrophie (Muskelschwund). Die Krankheit wird durch defekte Mitochondrien, die Kraftwerke in Zellen, von der Mutter über die Eizelle an das Kind weitergegeben. Bisherige Studien wurden an Primaten und schadhaften menschlichen Eizellen durchgeführt. Dabei haben Wissenschafter das Erbgut aus unbefruchteten Eizellen, die defekte Mitochondrien enthielten, entfernt und es in gesunde, entkernte Eizellen eingebracht. Die beschädigten Zellkraftwerke blieben in der ursprünglichen Eizelle zurück. Prinzipiell könne das Ei danach befruchtet und in den Mutterleib eingebracht werden und sich zu einem gesunden Kind entwickeln, heißt es in "Nature".

Die zuständige Behörde in London HFEA (Human Fertilisation and Embryology Authoriy) hat nun eine öffentliche Konsultation ins Leben gerufen, die als erster Schritt in Richtung Legalisierung der Gentherapie am Embryo gilt. Die größte biomedizinische Stiftung des Landes, der Wellcome Trust, will die präklinische Forschung finanzieren. Die Methode soll mit unbefruchteten und in einer anderen Variante mit befruchteten Eizellen erprobt werden. Nach dem Prinzip könnten Eizellen zudem verjüngt werden, betont der Wiener Reproduktionsmediziner Wilfried Feichtinger. Eine Frau hat im Lauf ihres Lebens nur eine bestimmte Anzahl an Eizellen zur Verfügung - mit zunehmendem Alter bleiben mehr genetisch schadhafte übrig. Noch ist die genetische Manipulation von Eizellen allerdings in Österreich, in den meisten Ländern Europas und in Großbritannien verboten.