Zum Hauptinhalt springen

Türen auf zu Viktor Frankl

Von Heiner Boberski

Wissen

Der Begründer der Logotherapie bekommt ein Museum an seiner Wohnadresse in Wien.


Im neuen Museum kann man Viktor Frankl sehr lebensnah begegnen.
© Viktor Frankl Zentrum Wien

Wien. Berggasse 19 mit dem Sigmund Freud Museum, Hernalser Hauptstraße 15 mit dem "Alfred Adler Center International" - das sind Adressen in Wien, an denen die Erinnerung an die Begründer der Ersten und Zweiten Wiener Schule der Tiefenpsychologie wach gehalten wird. Mit dem Begründer der Dritten Wiener Schule, Viktor Frankl, ist die Anschrift Mariannengasse 1 verknüpft. Dort lebt noch seine Frau Elly in der jahrzehntelang vom Begründer der Logotherapie und ihr gemeinsam bewohnten Wohnung.

In einer der Nachbarwohnungen hat sich das seit zehn Jahren bestehende Viktor Frankl Zentrum Wien eingerichtet, dessen Seminare und Workshops jährlich rund 10.000 Menschen, davon 4000 Schüler besuchen. Und in der anderen Nachbarwohnung wird am 26. März, Frankls 110. Geburtstag, das weltweit erste Viktor Frankl Museum eröffnet. Eine Art "Tiefenpsychologie-Meile" von Hernals in die Berggasse (oder umgekehrt) kann damit beschritten werden.

Das 100 Quadratmeter umfassende Museum - klein, aber fein - will das umfangreiche Werk Frankls lebendig halten, vor allem seine Botschaft, jeder Mensch könne einen letzten Sinn im Leben finden. Schon als 16-Jähriger hat der aus einer jüdischen Familie stammende Frankl an einer Wiener Volkshochschule zum Thema "Der Sinn des Lebens" referiert. Als junger Arzt arbeitete er erfolgreich in der Suizidprävention. In der NS-Zeit war es ihm wichtig, bei seinen Eltern zu bleiben, das ihm angebotene Visum zur Ausreise in die USA ließ er verfallen.

Johanna Schechner und Heidemarie Zürner vom Vorstand des Viktor Frankl Zentrums, die das Museum initiiert haben, betonen, wie Frankl seine eigenen tragischen Lebensumstände - er verlor im KZ seine Eltern, seine erste Frau Tilly und seinen Bruder - mit Hilfe seiner Logotherapie bewältigte. Für Frankl ist der Mensch nicht frei von schicksalhaften Bedingungen, er kann aber frei dazu Stellung nehmen. Obwohl er unter Höhenangst litt, ging Frankl bis ins hohe Alter in die Berge Klettern, um den "inneren Schweinehund" zu überwinden, und machte mit 67 den Pilotenschein.

Seine eigenen KZ-Erfahrungen arbeitete Frankl in dem Buch "Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager" auf, das später unter dem Titel "...trotzdem Ja zum Leben sagen" weltweit neun Millionen mal verkauft wurde und das die Library of Congress in Washington unter die "zehn einflussreichsten Bücher" in Amerika reihte. Frankl schrieb 32 Bücher, er referierte an über 200 Universitäten und erhielt 29 Ehrendoktorate.

"Das Leben stellt die Fragen - der Mensch ver-antwortet", lautet eine erste Kernbotschaft in den Museumsräumen. "Wendebretter" sowie Audio- und Videoausschnitte, die der Besucher anklicken kann, präsentieren Frankls Antworten auf existenzielle Fragen. Besonders hebt Johanna Schechner Frankls "epochale" Rathausplatz-Rede von 1988 "wider die Kollektivschuld" hervor, die "allein ein Museum wert wäre".

Drei Hauptstraßen zum Sinn

Über den "Boden des Schicksals", der aus Frankls Sicht den Menschen nicht festhalten, sondern ihm als Sprungbrett in die geistige Freiheit dienen soll, betritt man den Hauptraum. Er soll "drei Hauptstraßen" zu einem sinnerfüllten Leben zeigen - als Erlebender, als Leidender und als Schaffender. Schränke bergen viele akute Fragen und dazu passende Texte und Zitate Frankls, etwa die Geschichte vom Müllmann, der Sinnvolles tat, indem er weggeworfenes Spielzeug reparierte und bedürftigen Kindern schenkte. Den Rest des kleinen Museums, das nur wenige persönliche Erinnerungsstücke von Frankl zeigt (wie Brille, Kompass, Wanderhut, Aufnahmegerät), bilden ein Raum mit Frankls zehn philosophischen "Thesen zur Person", eine Mediathek und ein kleines "Restaurant zum guten Geist", wo man sich mittels "Menükarten" mit bestimmten Themen befassen kann.

Clemens Dus und Kai Stania haben die neuen Räume durchdacht gestaltet. Das Gesamtbudget von 100.000 Euro wurde zu je einem Drittel aus Eigenmitteln des Zentrums, aus internationalen Spendengeldern und öffentlichen Subventionen aufgebracht.

Website Viktor Frankl Museum