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Gegen Trockenheit hilft auch kein Genmais

Von Heiner Boberski

Wissen

Schwere Dürre lässt empfindlichen Kornpflanzen wie Mais keine Chance.


Wien. Extrem niederschlagsarmes Wetter ließ in den USA heuer bereits mehr als ein Drittel der Maispflanzen verdorren. Der Preis für Mais ist um 70 Prozent gestiegen. Weltweit wird Mais, für den die USA das mit Abstand wichtigste Exportland sind, zu mehr als 60 Prozent an Nutztiere verfüttert, in Entwicklungsländern dient er in hohem Maß als Grundnahrungsmittel, in Industrieländern wird ein wachsender Anteil zur Gewinnung von Bioenergie verwendet.

Der hierzulande auch Kukuruz genannte Mais ist nach dem Weizen das meistgehandelte Getreide auf der Welt. Von der jährlichen Produktion von 750 Millionen Tonnen gehen etwa 100 Millionen in den Export. Bei Dürre seien alle Körnerfruchtarten in hohem Maß bedroht, sagt Hans-Peter Kaul, der in Tulln die Abteilung Pflanzenbau der Universität für Bodenkultur leitet.

"Trockenheit bedeutet Stress für die Pflanze. Mais ist zwar, was das Wachstum angeht, relativ trockenresistent, aber wie andere Kornpflanzen empfindlich in der Befruchtungsphase", erklärte der Getreide-Experte. Wäre die Dürre im Mai und im Weizengürtel der USA eingetreten, als die Befruchtung beim Weizen vor sich ging, hätte das die Weizenernte empfindlich beeinträchtigt, einige Wochen später traf es eben den Mais.

Jede Maispflanze besitzt männliche und weibliche Blüten. Der lange, dünne Blütenstand der männlichen Blüte, die Rispe, hat rund 6000 Staubbeutel, die Millionen von Pollenkörnchen freisetzen. Zu den von einem Blatt umhüllten Eizellen gelangen die Pollen über weiche, weißliche Fasern, die Seidenfäden. Wird ein Pollenkörnchen eingefangen, so keimt es und treibt einen Schlauch durch den Seidenfaden, um die Eizelle zu befruchten. Wenn Maiskörner fehlen, zeigt das, dass einige Seidenfäden - möglicherweise wegen Dürre - nicht bestäubt wurden.

Dass in den USA ein hoher Prozentsatz an Mais genmanipuliert ist, hilft nichts gegen Trockenheit, erhöht aber den Ertrag, weil die Pflanzen gegen Schädlinge resistent sind, doch meist nicht auf Dauer. Es ist eine Art "Hase-und-Igel-Spiel", meint Kaul, dann finden einige Parasiten neue Wege, die Pflanzen zu schädigen.